Siegen. . Drei Jahre nach dem offiziellen Schluss zeigt das Theater erneut die Eigenproduktion über Leben und Wirken des US-amerikanischen Bürgerrechtlers.

  • Apollo feiert zehnjähriges Bestehen. Das verlange danach, den „Traum“ einmal auf den Spielplan zu heben
  • Die Liedtexte stammen von Martin Luther King. Sie sind aus Auszügen seiner Reden und Texte geschrieben
  • Dazu werden dokumentarische Foto- und Videoaufnahmenan die Bühnenrückwand projiziert

Martin Luther King hatte einen Traum. Und das Team des Apollo-Theaters hatte einen Plan. Zwei Mal wollte es das Konzert „Ich habe einen Traum“ über Leben und Wirken des US-amerikanischen Bürgerrechtlers im Jahr 2009 zeigen. Doch daraus wurde nichts. 38 weitere Aufführungen folgten, die offiziell letzte im Oktober 2014. Selbst dieser Plan ging aber nicht auf: Denn am Dienstag, 31. Oktober, gibt es ab 20 Uhr nun doch noch eine 41. Vorstellung. Aus guten Gründen.

Der Erfolg

Eine einzige Abendvorstellung war ursprünglich vorgesehen, außerdem noch eine Schulvorstellung. „Aber dann hat die Region sich in dieses Stück verliebt“, sagt Jan Vering, Apollo-Dramaturg, Sänger und Frontmann des King-Konzerts. Die Zuschauer waren begeistert, die Nachfrage riss nicht ab. „Ich habe einen Traum“ wurde mit einer Laufzeit von sechs Jahren, 40 ausverkauften Shows und etlichen tausend Besuchern die bisher erfolgreichste Apollo-Eigenproduktion. „Aber irgendwann muss man Dinge auch mal ruhen lassen“, sagt Vering. Vor drei Jahren fiel der – eigentlich – letzte Vorhang. „Wir hatten alle das Gefühl: Es wird Zeit.“

Die Rückkehr

Jetzt wird es auf andere Art noch einmal Zeit. Das fand zumindest Apollo-Intendant Magnus Reitschuster, und er hatte schlüssige Argumente auf seiner Seite. Das Apollo feiert sein zehnjähriges Bestehen, und natürlich verlangt das geradezu danach, einen Meilenstein wie den „Traum“ zumindest einmal auf den Spielplan zu heben. Außerdem ist der Reformationstag eine Steilvorlage: Denn Martin Luther King hat, wie sein Name unschwer erkennen lässt, eine besondere Verbindung zu Martin Luther (siehe Infobox).

Das Konzept

Musikalische Shows über berühmte Persönlichkeiten können künstlerisch und inhaltlich entsetzlich in die Hose gehen. Es gibt ein ganzes Panoptikum an Musicals, die voller Kitsch, Beweihräucherung und Plattheit den dargestellten Personen ein Denkmal setzen, wie es eigentlich niemand haben möchte. Bei „Ich habe einen Traum“ ist das anders. Zunächst einmal ist es kein Musical, sondern ein konzertantes Erzählstück. Vor allem aber ist es kein Stück über King, das jemand mit mehr oder weniger um Authentizität bemühtem Antrieb aus der Distanz heraus zusammengeschrammelt hat. Die Liedtexte stammen von Martin Luther King selbst, sie sind aus Auszügen seiner Reden und Texte geschrieben. Dazu werden dokumentarische Foto- und Videoaufnahmen an die Bühnenrückwand projiziert und Vering erläutert zwischen den Liedern die Stationen im Kampf für die Bürgerrechte der Schwarzen in den USA.

Der Hintergrund

1982 nahm Jan Vering, damals Berufsmusiker und -Sänger, die Platte „Ich habe einen Traum“ auf. Siegfried Fietz übernahm damals Komposition und Produktion, Christian A. Schwarz erarbeitete – in deutscher Sprache – die Texte aufgrund von Kings mündlichem und schriftlichem Erbe. „Mir war damals wichtig, dass wir Originalton machen“, betont Vering. „Und keinen Kitsch. Nichts über King, sondern Texte von King.“ Um sicherzugehen, dass sie den richtigen Weg gegangen waren, kontaktierten sie das engste Umfeld des 1968 von einem Attentäter erschossenen Friedensnobelpreisträgers. Sie nahmen ein Demo auf Englisch für Kings Witwe Coretta auf, verschickten es – und nach vier Tagen kam die Antwort: Sie wollte mitmachen. Coretta King, die Gesang studiert hatte, sang zwei Songs für die Platte ein, beriet das Team, wirkte bei Konzerten mit.

Das Ensemble

Magnus Reitschuster habe ihm die Entscheidung überlassen, ob es im Jubiläumsjahr ein letztes King-Konzert geben solle, sagt Vering. Er war einverstanden – „ich mache das mit Leuten, die ich sehr schätze“. Außer ihm sind TonArt, vier Musiker und der Rapper Mohamed El-Chartouni dabei. Drei Jahre nach der letzten Aufführung wieder ins Stück zu finden, werde auf eine ganz einfache Art gelingen: „Arbeiten“, bringt es Vering auf den Punkt. Den Bezug zu Martin Luther King hat er ohnehin nie verloren. „Es ist für mich ein Lebensthema. King spielt eine große Rolle für mich“, sagt der 63-Jährige. Dennoch sei es „kein Heldenstück. Wir erzählen eine Lebensgeschichte, auch die bitteren Seiten. Wir wollen, das Martin Luther King auf der Bühne zu sehen ist.“

>>>> INFO: Klare Entscheidung für den Namen

Das King-Konzert ist b ewusst auf den Reformationstag gelegt – nicht nur, weil dieser in diesem Jahr aufgrund des Reformationsjubiläums ausnahmsweise ein bundesweiter Feiertag ist.

King war, wie es in der Konzert-Ankündigung heißt, 1929 irrtümlich als „Marvin King“ ins Geburtsregister von Atlanta eingetragen worden.

Mit 14 Jahren stellte er den Fehler fest und bat um Korrektur. Der zuständige Beamte riet ihm, es bei „Marvin“ zu belassen – doch das kam für den Pfarrerssohn, der stolz auf seinen Namenspatron war, nicht in Frage.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.