Hilchenbach. . Die jungen Darsteller des Jugendkulturprojekts brillieren in der Aula der Schule mit dem Theaterstück über Alkohol, Drogen und Missbrauch.

Eine Gruppe Jugendlicher feiert in einer verlassenen Fa­brikhalle. „Wer hat euch das eigentlich erlaubt?“, fragt ein Mädchen in die Runde. Das kümmert keinen. Die Stimmung ist ausgelassen, es fließt reichlich Alkohol. Konsequenzen? Die spielen erstmal keine Rolle – es soll eben eine gute Party werden. Doch durch K.O.-Tropfen wird aus Spaß bitterer Ernst. Diese Geschichte behandelt das Jugendtheaterstück „Kontrollverlust“, das die Mitwirkenden des Jugendkulturprojekts Young Stage nun auf die Bühne der Carl-Kraemer-Realschule gebracht haben.

Die Aufführung

Viele sehr unterschiedliche Jugendliche treffen hier aufeinander: Jessy ist eitel und möchte ihren Ex-Freund auf der Party nicht wiedersehen. Elena ritzt sich an den Armen, spricht aber mit niemandem darüber. Patrick ist der Älteste der Gruppe und möchte, als er dazustößt, die Party erst einmal aufmischen. Anna veranstaltet die Feier, aber die Musikanlage lässt auf sich warten. Die Gruppe muss also selbst für Stimmung sorgen. Sie spielen schließlich „Wahrheit, Pflicht, Konsum“: Lara muss daraufhin einen selbst gemixten Drink ihrer Freunde trinken. Patrick mischt dort K.O.-Tropfen unter. „Wir müssen nur warten, bis es wirkt“, sagt er zu den anderen.

Die Spirale des Missbrauchs nimmt ihren Lauf. Lara wird ohnmächtig und ist ab diesem Zeitpunkt völlig wehrlos. Nacheinander tun die anderen Jugendlichen Lara etwas an, was die Darstellerin exemplarisch an sich selbst zeigt. So kippt sie sich Bier über den Kopf, schmeißt ihr Handy weg und betastet sich am Ende selbst. Felicitas sagt später: „Ich bin erstmal nicht klar gekommen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich zu sowas fähig bin.“ Doch in der Situation selbst reflektieren die Jugendlichen ihr Tun nicht, leisten der Gruppe nur bedingt Widerstand.

Die Darstellung

Erschütternd realistisch bringen die jungen Darsteller von Young Stage Laras Schicksal auf die Bühne. Am Ende stirbt sie, weil die Jugendlichen aus Angst zu lange abwarteten und keinen Arzt riefen.

Eine Geschichte, die sowohl Darsteller als auch Zuschauer sichtlich bewegt. Nach der Aufführung weinen ein paar der jungen Schauspieler – sicherlich aus Glück über die mehr als gelungene Inszenierung, aber vielleicht auch, weil die Geschichte eben mitnimmt, schockiert und einen sprachlos zurücklässt.

Das Projekt

In den vergangenen eineinhalb Jahren bereiteten sich die 19 Schauspieler sowie die anderen Beteiligten auf das Projekt vor, nachdem Young Stage zuletzt im Jahr 2015 das selbst geschriebene Stück „<3 kleiner als drei“ gezeigt hatte. Rund die Hälfte der Jugendlichen sei seitdem neu dazugekommen. Auch die fünfköpfige Band der Show ist neu entstanden, erklärt Projektleiter Hans-Dieter Klug. Dass manche Jugendliche das Team verlassen hätten, habe vor allem an dem Auseinanderdriften der Freizeit- und Lebensplanung oder der schweren Thematik des neuen Stücks gelegen, so Lars Dettmer, der zusammen mit Bernd-Michael Genähr Regie führte. Lisa Klingelhöfer war zuständig für die Choreografie, Wolfgang Armbrust für die musikalische Leitung.

Das Thema

„Es ist kein leichtes Thema. Man muss sich trauen, es zu spielen“, sagt Dettmer. Diesmal seien sie dem Wunsch der Jugendlichen nachgekommen, ein Stück zu machen, dass es vorher schon gab. „Ich hatte es noch in der Schublade liegen“, sagt Dettmer über „Kontrollverlust“. Er habe immer gehofft, dass es irgendwann zum Einsatz komme. Das Stück von Susanne Lipp und Philipp Harpain sei im Gegensatz zu dem revueartigen „<3 kleiner als drei“ ein zusammenhängendes Stück, bei dem die Jugendlichen die Musik selbst ausgesucht hätten. Durch Probefreizeiten wäre zudem das Teamgefühl der Darsteller gestärkt worden, es seien Freundschaften entstanden. „Es ist faszinierend, welche Disziplin die Jugendlichen am Ende in das Stück gesteckt haben“, sagt Lars Dettmer.

>>> INFO: Förderung durch das Bundesministerium

Das Projekt „Kontrollverlust“ förderte das Bundesministeriumfür Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“. Die Verantwortlichen wollen die Förderung auch für 2018 beantragen, sie ginge dann bis 2022.

Kooperationspartner waren zudem MOMUs Rockmobil, der Gebrüder-Busch-Kreis, der Push-Verein, das Kinder- und Jugendbüro der Stadt Hilchenbach sowie die Carl-Kraemer-Realschule.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook