Siegen. . Julius Brauckmann ist der erster Träger des Sparkassen-Preises Junge Kunst. Der 30-Jährige war von dieser Auszeichnung am meisten überrascht.

Die Ausstellung beginnt schon draußen. Im Schaufenster des Hauses Seel steigt ein Mann auf einer Leiter durch die Decke. Der Betrachter sieht nur seine Beine und merkt: Julius Brauckmann, kreativer Macher der Installation und erster Träger des Sparkassen-Preises Junge Kunst 2017, hat skurrile Einfälle. Und Humor. Im Innenschaufenster liegt auf schwarzem Sockel eine Cheeseburger-Schachtel, offensichtlich frisch aus dem Ofen, denn bei genauerem Hinsehen bemerkt man Qualm. „Was soll der Käse? Das ist ja verrückt“, staunt selbst Wolfgang Suttner, Vorsitzender der Jury, die Julius Brauckmann zum Preisträger erkoren hat.

Der Preis „Junge Kunst 2017“ wurde von der Stiftung der Sparkasse Siegen aus Anlass des 175-jährigen Bestehens der Sparkasse zusammen mit dem Kunstverein Siegen ausgelobt. Die Jury erhielt auf Vorschlag umliegender Hochschulen für Bildende Künste (Düsseldorf, Münster, Frankfurt) 22 Bewerbungen, von denen sie einstimmig Julius Brauckmann auswählte. Der 30-Jährige, nach seinem Studium in Hamburg auch Absolvent der Kunsthochschule für Medien in Köln, war davon am meisten überrascht: „Ich habe noch nie einen Preis bekommen.“ Begründung der Jury: „Julius Brauckmann reflektiert, kritisiert und persifliert in seinen künstlerischen Versuchsanordnungen Fragen aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Seine sich von immensem Ideenreichtum auszeichnenden Arbeiten erfüllen hohe ästhetische Ansprüche. Bei aller Ernsthaftigkeit flackert darin feinsinniger Humor auf.“

Die Jury und der Preisträger: Wolfgang Suttner, Ulrich Kaßburg, Julius Brauckmann, Ursula Blanchebarbe, Albrecht Thomas und Franz Josef Weber (von links)
Die Jury und der Preisträger: Wolfgang Suttner, Ulrich Kaßburg, Julius Brauckmann, Ursula Blanchebarbe, Albrecht Thomas und Franz Josef Weber (von links) © Wolfgang Leipold

Der zeigt sich auch beim weiteren Gang durch die Ausstellung: Im Videofilm „Titles“, in dem sich Bücher in einem Bücherschrank scheinbar ohne System bewegen, allen Gesetzen der Schwerkraft trotzend. Oder in einem Video über die Ziehung von Lottozahlen aus grauer ZDF-Vorzeit. Das Wunder dieser Ziehung bemerkt man erst durch geduldiges Zusehen: 49 Kugeln werden gezogen, und zwar in der Reihenfolge 1 bis 49. Genaues Hinhören verlangt eine andere Installation: Ein sprechender Papagei sagt die Namen der 50 erfolgreichsten Künstler auf. Etwas schwer zu verstehen, aber immer noch besser als Loriots „Sprechender Hund.“

Brauckmanns von der Jury gelobte Vielseitigkeit und sein Einfallsreichtum zeigen sich auch in seinen Bildern: Einer Pfeife als E-Rauchgerät, einem Pinsel mit Linie und Schatten und in einer großformatigen Ansicht aus dem Treppenhaus des historischen Kölner Agrippa-Bads. Ein Foto mit architektonischem Flair und menschlichen Zutaten: Zwei Arbeiter transportieren ein Sprungbrett von einem Stock in den anderen.