Dahlbruch. . Der gebürtige Eisenacher Prof. Dr. Oliver Schwarz überwindet die westdeutsche Bürokratie und wird Physikprofessor in Siegen.

Der Mauerfall im Jahr 1989 war einer „der glücklichsten Momente der jüngsten deutschen Geschichte“, sagt Bürgermeister Holger Menzel. Die Stadt Hilchenbach beging den Tag der deutschen Einheit wieder mit einer Feierstunde im Gebrüder-Busch-Theater. Festredner war Prof. Dr. Oliver Schwarz, Physiker an der Universität Siegen.

Reden

„Mit dem Fall der Grenze gab es eine Chance für einen Neuanfang“, sagte Holger Menzel in seiner Eröffnungsrede. Viele, die dabei gewesen wären, könnten sich bis heute an diesen „ganz besonderen Tag“ im November 1989 erinnern. Die Grenze habe damals „das Ende der Welt, das Ende der DDR“ dargestellt. Mit ihrem Wegfall seien die äußeren Zeichen der Trennung verschwunden. „Aus heutiger Sicht ist die Wiedervereinigung gerade noch zur rechten Zeit gekommen“, sagte Prof. Dr. Oliver Schwarz, der in Eisenach geboren wurde. Für seine Großmutter und seinen Vater sei die Teilung nur „eine Episode“ gewesen, sie hätten schon lange vorher den Fall der Mauer prophezeit. „Man kann keinen Sozialismus ohne Schrauben und Nägel aufbauen“, habe sein Vater festgestellt, als er einmal kein Handwerksmaterial gefunden habe.

Prof. Dr. Oliver Schwarz, derzeit Präsident des Lions Clubs Kreuztal, übte Kritik an der Bürokratie in Westdeutschland: Ein Jahrhundertereignis wie der Mauerfall sei nicht mit Ausführungsverordnungen zu fassen. Lange fürchtete er selbst, noch einmal dasselbe studieren zu müssen, weil sein Zeugnis aus der DDR nicht anerkannt werden sollte. Seinen Studenten antworte er auf die Frage, was in der Zukunft sein werde: „Es wird genau das sein, was Sie daraus gemacht haben werden.“ Mut, Entschlossenheit, Tatkraft und vor allem Bildung seien wichtig.

„Wenn man an eine Diktatur denkt, denkt man an das Böse, an Unterdrücker und Unterdrückte“, sagte der Hochschulehrer. Aber so einfach sei das nicht. Zentraler Part einer Diktatur wäre, dass man die Ideologie verinnerlicht habe und danach handle. „Man muss das Richtige tun.“ Eine Demokratie habe ein „Armaturenbrett mit Warnlämpchen“. „Diese Lämpchen bestehen aus Wahlen, einer Presse, die die Wirklichkeit zeigt, und aus der freien Rede der Bürger,“, so der Physiker. In Deutschland und der Welt seien derzeit viele dieser Kontrolllämpchen angegangen. „Wenn wir jetzt nicht danach sehen, sind wir nicht besser als die Ignoranten der Diktatur“, sagte Schwarz.

Theater und Musik

Schüler des Gymnasiums Stift Keppel führten Auszüge aus ihrem Theaterstück „Hilchenbach, was macht der Krieg?“ unter der Leitung von Lehrerin Maja Röder auf. Sie zeigten, wie es ist, selbst flüchten zu müssen und dadurch auf andere angewiesen zu sein. Am Schluss sangen sie John Lennons „Imagine“, bei dem auch das Publikum mitsang. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Stadtorchester Hilchenbach unter der Leitung von Günter Schneider.

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