Siegen. . Die Philharmonie Südwestfalen spielt auf der Bühne Musik aus Videospielen. Wer jetzt noch Zweifel am Konzept hat, war sicher nicht dabei.
- Orchester spielt unter Leitung von Dirigent Mihhail Gerts in der neuen Reihe „Junges Apollo“
- Im Programm sind Stücke aus „Albion“, „Blue Dragon“, „World of Warcraft“ und aus Teilen von „Super Mario“ und „Final Fantasy“
- Stand-up Comedian Maxi Gstettenbauer moderiert
Viel hatte Dirigent Mihhail Gerts vor dem Konzert „Final Fantasy – Super Mario meets Final Fantasy“ im Apollo versprochen. Aber noch viel mehr hat er gemeinsam mit der Philharmonie Südwestfalen abgeliefert. Unter der Leitung des 33-Jährigen spielte das Orchester in der neuen Reihe „Junges Apollo“ Musik aus Videospielen – und ließ nicht den geringsten Zweifel, dass diese Werke in Konzertsäle gehören.
Die Musik
Elf Stücke stehen auf dem Programm, unter anderem aus „Albion“, „Blue Dragon“, „World of Warcraft“ außerdem aus Teilen der Spieleserien „Super Mario“ und „Final Fantasy“. Es sind große Kompositionen, aufwändige Arrangements, ähnlich wie Filmmusik auf starke emotionale Wirkung ausgelegt. Für spieleerfahrene Zuhörer mögen vor dem inneren Auge Bilder von Kamerafahrten durch atemberaubende Landschaften, vorbei an monumentalen Bauwerken und Kämpfen oder heldenhaften Figuren mit im Wind flatternden Kostümen entstehen. Doch auch nicht game-erprobten Zeitgenossen dürfte diese Musik in all ihrer Dramatik, Theatralik und Gefühlstiefe Geschichten erzählen.
Das Orchester
Die Philharmonie Südwestfalen nimmt die Werke ernst, spielt sie mit demselben Respekt und Enthusiasmus wie jedes andere Programm auch. In den lauten Passagen liegt volle, mitreißende Wucht; in den ruhigen Moment wird es still und filigran, zauberhaft wie im Märchen. Wie die Spiele die Gamer – teilweise in schneller Abfolge – von einem intensiven Gefühl zum anderen mitnehmen, so tut es auch das Orchester: zwischen ganzer Kraft und feinster Zartheit. Und Dirigent Mihhail Gerts geht voll mit und hat sichtlich Spaß.
Das Publikum
Kurze Hosen und bunt bedruckte T-Shirts gibt es im Theater und in philharmonischen Konzerten sonst eher selten zu sehen. Am Freitag ist der Dresscode des im Schnitt ziemlich jugendlichen Publikums ein etwas anderer als üblich – und das ist gut so, zeigt es doch, dass dieses Angebot der Reihe „Junges Apollo“ (JAp) den Geschmack der Zielgruppe trifft. Ob die Einordnung des Konzerts für Leute ab zehn Jahre ganz treffsicher ist, da mögen die Meinungen auseinandergehen. Ab dem mittleren Teenageralter aber funktioniert es den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen sehr gut. Und nach oben sind angesichts der Qualität der Musik keine Grenzen gesetzt – auch wenn die Generation 40plus unterrepräsentiert ist. Um ehrlich zu sein: selbst schuld.
Der Moderator
Stand-up Comedian Maxi Gstettenbauer macht alles richtig. Der 29-Jährige ist witzig, charmant und präsent, drängt sich aber nie in den Vordergrund. Er macht jederzeit klar, dass Dirigent und Orchester die Hauptakteure des Abends sind und bereitet einen perfekten Rahmen für deren Wirken. Selbstironie kann er selbstverständlich auch. „Ich habe diese Spiele – bis auf eins – wirklich alle gespielt“, sagt er über seinen eigenen Bezug zum Thema. „Was eigentlich eine traurige Aussage ist, wenn man’s richtig betrachtet.“ Das Publikum lacht – die Klischees über Videospiele sind allen bekannt. Ein Abend wie dieser dürfte helfen, das ein oder andere Vorurteil zu entkräften.
>>>> INFO: Eine Premiere in der Region
Videospielmusik-Konzerte gibt es weltweit schon seit einigen Jahren. In der Region allerdings war der Ansatz von „Super Mario meets Final Fantasy“ ein Novum.
Die Philharmonie spielt das Programm noch einmal am Mittwoch, 22. November – dann allerdings i n einer Schulvorstellung.
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