Netphen. . Der Aufbau des Hofs von Familie Spies aus Netphen läuft nach dem Großbrand auf Hochtouren, doch das Wetter ist ein Problem. Weihnachten wollen sie im neuen Zuhause feiern.
- Die Arbeiten nach dem Großbrand Ende April laufen auf Hochtouren
- Ende September startet der Aufbau des Fertighauses auf dem Gelände
- Manfred Spies ist mit den Nerven am Ende – er hofft auf ein gemeinsames Weihnachtsfest im neuen Haus
„Ich bin im Moment am Ende. Uns läuft die Zeit davon.“ Manfred Spies hebt die Hände vors Gesicht. Die Tränen kann er nicht zurückhalten. Er ringt um Fassung, versucht, stark zu sein. Doch die vergangenen Monate sind ihm deutlich anzusehen. Er hat Schmerzen – körperlich und seelisch. Ein Großbrand Ende April hat sein Leben verändert. Seinen Hof in der Ketteler Straße zerstört.
Unterkunft im Baucontainer
Spies sitzt in dem Baucontainer, den er gespendet bekommen hat. Eine Kochnische, eine alte Sitzecke und ein provisorisches Bett im Wohnbereich, neben dem eine Katze und Hund Eddi schlafen – so sieht das momentane Zuhause von Manfred Spies aus. „Ich schlafe nachts nicht mehr“, sagt er. Erneut bricht seine Stimme.
Der Druck ist hoch und die Arbeiter kommen langsamer voran als gehofft. Das Wetter spielt nicht mit. Der Regen macht mürbe, weicht Böden auf und lässt einige Arbeiten nicht zu. Bekannte helfen mit, so gut sie können. Manfred Spies kann kaum laufen und übernimmt Hilfsarbeiten. Die Reha für seine operierte Hüfte musste er wegen des Brandes aussetzen. „Wie hätte ich das regeln sollen?“ Er gebe sein Bestes, doch abends sei er völlig erschöpft. Der Auszug aus dem Container sei zwar allmählich absehbar, doch: „Ich habe Angst, dass ich dann wie ein Kartenhaus zusammenklappe.“
Katzen alle wieder aufgetaucht
„Die Katzen sind alle wieder aufgetaucht“, sagt Manfred Spies. „Eine war ins Feuer gelaufen und hat sich verletzt.“ Doch mittlerweile sei sie wieder gesund. Eine andere Katze habe sich in einem Abflussrohr versteckt und so überleben können. Auch die beiden verletzten Pferde sind wieder fit. Manfred Spies’ Tiere leben derzeit auf dem Außengelände.
Mittlerweile sind die Abrissarbeiten abgeschlossen und der Schutt entsorgt. Der neue Hühnerstall steht und rund 600m² Pflastersteine wurden für die neue Maschinenhalle im oberen Bereich des Grundstücks verlegt. Auch die Halle ist fast fertig: Dach, Tor und einige Außenarbeiten fehlen noch. Künftig sollen hier Maschinen und brennbares Material lagern – möglichst weit weg vom Wohnhaus, damit sich die Katastrophe nicht wiederholt. Jetzt bietet die Halle Schutz für Kuh Marie. Sie erwartet ein Kalb und soll nicht im Regen stehen. „Hauptsache, meinen Tieren geht es gut“, sagt Spies und krault Marie am Kopf. Sie genießt die Streicheleinheit und auch Manfred Spies scheint es zu beruhigen.
Fertighaus geplant
Gerettet werden konnten nur eine Unterstellmöglichkeit für Pferde und das Kellergeschoss des alten Hauses. Auf dem Geschoss soll ab Ende des Monats ein Fertighaus aufgebaut werden. „Die Firma Büdenbender hat uns dazwischengeschoben“, sagt Spies. Die Warteliste sei normalerweise lang, doch die Firma habe helfen wollen. Dafür ist er sehr dankbar. Zwei Etagen sollen es werden. Den Innenausbau will Spies größtenteils selbst übernehmen, um Geld zu sparen.
Wiederaufbau von Hof Spies in Netphen
Sechs Meter Sicherheitsabstand sind eingeplant zu den neuen Rinder- und Pferdeställen auf dem Grundstück. Sie sollen in den kommenden Wochen aufgebaut werden. Gerne würde Manfred Spies den Rinderstall größer bauen, doch dafür fehle im Moment das Geld. Er rechnet mit rund 800 000 Euro für den Aufbau des Hofs. „Die Versicherung zahlt. Selbstverschulden konnte ausgeschlossen werden“, sagt er. Neues zur Brandursache gibt es von Seiten der Polizei noch nicht.
Manfred Spies fällt es noch immer schwer, über das Erlebte zu sprechen. Eine Pause zum Erholen oder Verarbeiten ist nicht drin. Schließlich baut sich der Hof nicht von allein wieder auf. „Die Nerven liegen blank – auch bei meinem Sohn“, so Spies. Der 19-jährige Axel spreche nicht mit ihm über die Situation und versuche, das Ganze mit sich selbst auszumachen. „Er ist wie ich.“
Weihnachten im neuen Haus
Vater und Sohn leben im Container auf engstem Raum. 27 m², die auch als Pausenraum für die Arbeiter dienen. „Es gibt überhaupt keine Privatsphäre.“ Die Mutter von Manfred Spies ist in der Wohnung eines Familienmitglieds untergebracht. Damit sie, sagt Spies, „vernünftig leben kann“. Für den 15. Dezember ist die Endabnahme des Hauses geplant. Gespendete Möbel sind bereits eingelagert. Der größte Wunsch: Weihnachten will die Familie im neuen Haus feiern – gemeinsam.
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