Hilchenbach. . Die Debatte um den Hilchenbacher Kirchplatz erreicht den Ratssaal. Das Presbyterium sieht keine Alternative; der Bürgermeister macht ein Angebot.

  • Bürgermeister Holger Menzel will nicht Stellung beziehen
  • Er schlägt aber vor, ein Gespräch zwischen den Fronten zu moderieren
  • Das lehnt das Presbyterium allerdings ab

Bürgermeister Holger Menzel will zum Streit innerhalb der evangelischen Kirchengemeinde Hilchenbach über die Zukunft des Gemeindehauses nicht Stellung beziehen. „Ich werde dazu kein Votum abgeben“, sagte Menzel im Gespräch mit dieser Zeitung, „es ist viel wichtiger, dass die beiden Lager miteinander kommunizieren.“ Dazu habe er sich als Moderator angeboten, „wenn das gewollt ist“. In den Raum stellt der Bürgermeister allerdings die Frage, „ob das der richtige Weg ist, so ein Vorhaben gegen die Gemeinde durchzusetzen“. Womöglich mache eine Befragung der Gemeindemitglieder Sinn.

Positionen

Das Presbyterium: Für das Presbyterium gibt es dazu keinen Anlass — auch nicht nach der Gemeindeversammlung Ende Juni, in der eine Mehrheit der Anwesenden dem Presbyterium nahegelegt hat, seine Haltung zu überdenken. „Ich habe da nichts gehört, was uns hilft, das Gesamtkonzept auf die Reihe zu kriegen“, sagt Pfarrerin Roswitha Scheckel, Vorsitzende des Presbyteriums. Eine Abstimmung in der Gemeindeversammlung sei kirchenrechtlich nicht vorgesehen, für eine externe Moderation, etwa durch den Bürgermeister, gebe es kein Erfordernis: Jetzt wird, mit Beratung des Landeskirchenrats, der Neubauentwurf weiter ausgearbeitet.

Vorgesehen ist allerdings, in Kürze einen Gemeindebrief herauszubringen, der die beabsichtigten Veränderungen ausführlich begründet: Auf dem Kirchplatz entsteht zwischen Pfarrhaus und Konfirmandenhaus ein neues Gemeindezentrum mit Gruppen- und Versammlungsräumen, Küche und Toiletten. Aufgegeben werden das Gemeindehaus An der Sang, das Gemeindehaus in Allenbach und irgendwann auch die Kapelle in Hel­berhausen — der Verkaufserlös dient der Mitfinanzierung des Neubaus. In das neue Gemeindezentrum einbezogen wird auch das Pfarrhaus, aus dem Pfarrer Rüdiger Schnurr und seine Familie demnächst ausziehen; Schnurr geht im nächsten Jahr in den Ruhestand.

Die Opposition: Eine starke Gruppe in der Gemeinde wünscht, dass das Gemeindehaus An der Sang erhalten bleibt und saniert wird. Doch diese Alternative ist keine, sagt Roswitha Scheckel: „Das wird die Landeskirche nicht genehmigen.“ In diesem Fall würde die Lücke in der Finanzierung beträchtlich, weil der Verkauf von Pfarr- und Konfirmandenhaus wohl nicht in Frage kommt. Ums Verkleinern insgesamt kommt die Gemeinde nicht umhin: Die Zahl der Gemeindemitglieder schrumpft, die Zahl der Pfarrstellen ebenfalls — von jetzt noch vier auf wohl nur noch eine nach 2025.

Der Denkmalschutz

Grünen-Fraktionssprecher Dr. Peter Neuhaus hatte das Thema über einen offenen Brief an den Bürgermeister in die Politik getragen: Zum einen sei mit den Veränderungen am Kirchplatz das Erscheinungsbild der Stadt berührt, zum anderen handele es sich bei Pfarrhaus und Konfirmandenhaus um Baudenkmäler, bei dem Gemeindehaus An der Sang aus den 1930er Jahren um ein Haus im Bauhaus-Stil, schließlich gehe der Stadt insgesamt ein Versammlungsraum für öffentliche Veranstaltungen verloren. Pfarrerin Scheckel erwidert: Der Neubau werde sich in das Ensemble auf dem Kirchplatz einfügen, „und wir werden auch wieder einen großen Versammlungsraum schaffen.“

Baudezernent Michael Kleber glaubt nicht, dass der Stadtmitte-Bebauungsplan für das Vorhaben der Kirche geändert werden muss — „wir wissen aber noch nichts Konkretes“. Klar sei, dass der Denkmalschutz mitreden wird, wenn es um die Baugenehmigung geht. Das hat der Landeskonservator inzwischen auch direkt bestätigt: Die Kirchengemeinde werde eine denkmalrechtliche Erlaubnis benötigen. Er gehe davon aus, „dass die Kirchengemeinde auch diesmal die zuständigen Behörden rechtzeitig hinzuziehen wird“, so wie bei den vorangegangenen Umgestaltungen auch, zuletzt 2014 bei der Anlage eines barrierefreien Zugangs. Für das Gemeindehaus An der Sang werden die Denkmalschützer sich allerdings nicht engagieren. Weil seit den 1960er Jahren zu viel im Gebäudeinnern verändert wurde, lasse sich ein Denkmalwert „nicht hinreichend begründen“. Das habe eine Überprüfung im vorigen Jahr ergeben.

Die Politik

„Es wird auf alle Fälle eine öffentliche Diskussion geben“, versprach Bürgermeister Holger Menzel jetzt im Rat. Allerdings nicht im Stadtentwicklungsausschuss, wie Menzel zu seiner eigenen Überraschung postwendend von dessen Vorsitzendem Michael Stötzel (SPD) erfuhr: „Ich nehme das Thema nicht auf die Tagesordnung.“ Wenn es denn sein solle, so Stötzel weiter, müsse der Bürgermeister schon auf ein von ihm selbst geleitetes Gremium zurückgreifen. Der Kirchplatz wird wohl nun den ganzen Rat beschäftigen.

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