Siegen. . Initiative Foodsharing Siegen sieht sich mit Schmierereien, Drohungen und Zerstörung konfrontiert. Der Staatsschutz ermittelt.
- Eine tote Ratte im Brötchen, festgezurrt mit einem Kabelbinder, aufgesprühte Hakenkreuze, eine tote Katze im Fairteiler
- Die ehrenamtliche Initiative muss zwei ihrer „Fairteiler“ schließen
- Der Staatsschutz ist eingeschaltet und ermittelt unter anderem in der rechten Szene
Eine tote Ratte im Brötchen, festgezurrt mit einem Kabelbinder, aufgesprühte Hakenkreuze, eine tote Katze im Fairteiler, dem Ort, wo die Initiative Foodsharing Siegen Lebensmittel lagert. „Nieder mit der linken Pest“ steht als Botschaft auf einem Zettel daneben. Solche extremen, bösartigen Attacken häufen sich seit Anfang Juli, so die Initiative. Der Staatsschutz ermittelt.
Die Initiative
Für die Initiative holen ehrenamtliche Helfer täglich noch genießbare Lebensmittel bei Betrieben ab, die etwa aufgrund von Öffnungszeiten oder optischen Schönheitsfehlern nicht mehr in den Verkauf dürfen, um sie vor der anderweitigen Vernichtung zu retten. Diese geretteten Lebensmittel werden kostenlos zum Verzehr weitergegeben. Seit März 2016 ist Foodsharing stetig gewachsen, hat mittlerweile elf Tonnen Lebensmittel gerettet und kooperiert zur Zeit erfolgreich mit zehn Betrieben. Die geretteten Lebensmittel werden an zentralen Punkten, den Fairteilern, an Menschen weitergegeben.
Die Attacken
„Seit den massiven Attacken auf unseren Fairteiler im Greenspace am Effertsufer ist dies leider nicht mehr möglich“, heißt es nun von Foodsharing Siegen; durch Übergriffe wie Schmierereien und Zerstörungen der Innenausstattung in der Gartenhütte habe man sich gezwungen gesehen, den Fairteiler zu schließen. Spätestens seit der Platzierung der Ratte und der Zerstörung des gesamten Gartens sei das Teilen der Lebensmittel dort nicht mehr zu verantworten.
In der Folge wurde auch der Standort in Geisweid massiv attackiert: Hier wurde Hakenkreuze und Parolen gegen linke Parteien geschmiert. „Besonders schockierend waren das Auffinden einer toten Katze und persönliche Anschlagsdrohungen gegen einzelne Mitglieder unserer Initiative. Uns blieb nichts anderes übrig, als auch diesen Fairteiler zu schließen.“
Der Appell
„Foodsharing rettet Lebensmittel. Wir sind überparteilich, unsere politischen Äußerungen beziehen sich ausschließlich auf die Lebensmittelverschwendung.“ Die Initiative stehe für Werte wie Bedingungslosigkeit und Geldfreiheit und stehe allen offen, die Lebensmittel retten möchten. Diskriminierung toleriere man dabei aber nicht. „Jeden, der diese Werte teilt, heißen wir bei uns – sowohl in der Gruppe, als auch bei Verteilungen – willkommen.“ Die Übergriffe und Botschaften wiesen darauf hin, dass die Verursacher eine Verbindung zu Parteipolitik vermuten – das möchte Foodsharing Siegen klarstellen: „Unsere Initiative distanziert sich von jeglicher Parteizugehörigkeit. Darüber hinaus verurteilen wir die vermeintlich rechtsradikalen Übergriffe auf Foodsharing aufs Schärfste.“
Die Beschädigungen machten es schwer, sich zu engagieren, weil Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt wurden. „Wir können nicht begreifen, warum uns jemand so schaden will. Warum nutzt jemand Hakenkreuze und rechte Schmierereien, um eine ehrenamtliche Initiative zu zerstören?“ Obwohl sie einige Fairteiler schließen mussten und der Zusammenhalt von Foodsharing auf eine harte Probe gestellt worden sei, stehe fest: „Wir machen weiter.“
>>>> INFO: Staatsschutz ermittelt
Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um rechte Täter handelt, ist recht hoch, der Staatsschutz ermittelt wegen Sachbeschädigung und Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen und in der rechten Szene – und in alle Richtungen, so Ulrich Hanki von der Pressestelle des zuständigen Hagener Polizeipräsidiums.
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