Siegen. . Medizintechnik der Zukunft: Durch High-Tech-Operationssaal hofft Jung-Stilling, attraktiv für Patienten und Nachwuchskräfte in der Region zu sein

  • Diakonie will Krankenhaus ertüchtigen: Baulich, technisch, strukturell, optisch
  • Durch Hybrid-PC entstehen neue Fach-Arbeitsplätze, Mediziner wechseln nach Siegen
  • Qualitätssicherung in der Medizinerausbildung durch Leuchtturmprojekt

Für das Projekt „Diakonie-Klinikum 2020“ plant das Jung-Stilling, das Krankenhaus zu ertüchtigen: Baulich, technisch, strukturell, optisch. „Unsere Patienten sollen hier ein Zuhause auf Zeit finden“, sagt Geschäftsführer Hubert Becher, optimale medizinische Versorgung erhalten – die Mitarbeiter verbesserte Arbeitsbedingungen. Technisch hat das Stilling einen großen Schritt getan: Mit dem Hybrid-OP, der seit etwa zwei Monaten in Betrieb ist und der am Donnerstag, 7. September, im Rahmen einer Feierstunde offiziell vorgestellt wurde, „arbeiten wir schon heute im OP der Zukunft“, sagt Becher.

Die Mitarbeiter

Es entstehen allein dank des neuen OP neue, attraktive Stellen, sagt Pflegedirektor Sascha Frank: „Wir benötigen Spezialisten“, Pflegefachkräfte mit hohem technischen Wissen. „Hybrid-OP-Techniker“ heißt der neue Beruf an der Schnittstelle zwischen Arzt, Patient und Technik.

Eine Kraft wurde bereits intern weiterqualifiziert, im Januar 2018 sind drei weitere Mitarbeiter fertig. Das biete im Haus Chancen für die berufliche Weiterentwicklung – und sei wichtiger Bestandteil bei der Rekrutierung von Fachkräften. Frank: „Wir haben schon Anfragen von Beschäftigten, die bei uns arbeiten möchten.“ „Ohne Mitarbeiter“, sagt Landrat Andreas Müller, „geht’s auch mit Hybrid-OP nicht.“

„Die Attraktivität des Standorts ist ein entscheidendes Mittel, um gegen den Fachkräftemangel anzukämpfen“, sagt auch Bürgermeister Steffen Mues. Es habe viele Neueinstellungen am Stilling gegeben – Dr. Ahmed Koshty, Chefarzt der Gefäßchirurgie, zum Beispiel. Er wechselte von Gießen nach Siegen, weil ihm versprochen wurde, dass er hier im Hybrid-OP der neuesten Generation arbeiten könne.

Die Region

„Für Stadt und Region ist der Hybrid-OP ein riesiger Gewinn, der unser aller Gesundheit zugute kommt“, so Steffen Mues; wenn Patienten kilometerweite Fahrten erspart blieben, weil sie vor Ort auf universitärem Niveau versorgt werden. Der Medizinstandort könne die Attraktivität der Stadt für Patienten und Krankenhausmitarbeiter insgesamt erhöhen. Der Medizinische Direktor Prof. Veit Braun hat bereits eine Patientin aus Genf an der Wirbelsäule operiert. Als Leuchtturmprojekt habe der OP hohe Strahlkraft über die Region hinaus, so Geschäftsführer Becher – und könne sicher bei der Medizinerausbildung von Nutzen sein.

Tag des offenen Hybrid-OP - Programm am 9. September

 10-16 Uhr. Aktionsstände: Reanimationsübungen, Übungen zur Rückengesundheit, Videos zum Bau des Hybrid-OP und minimalinvasiven Klappeninterventionen. Außerdem gibt es Vorträge (Hörsaal Verwaltungsgebäude B).

 

 13.30 Uhr. Chefarzt Dr. Ahmed Koshty: „Minimalinvasive Techniken in der Gefäßmedizin“.

 

 14 Uhr. Prof. Dr. Dursun Gündüz: „Minimalinvasive Herklappen-Operationen“.

 

14.30 Uhr. Oberärztin Eva-Dorette Roeder-Geyer: „Schöne digitale Welt in der Neurochirurgie“.

 

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Apropos: Als Diakonie-Geschäftsführer Dr. Josef Rosenbauer für Gespräche mit Hersteller Siemens in Erlangen war, stand dort noch das Vorgängermodell des Siegener Geräts für die Uni Bonn, Kooperationspartner der Uni Siegen in Sachen Medizinerausbildung. „Technisch sind wir jetzt auf Augenhöhe mit der Uniklinik“, sagt Rosenbauer. „Mindestens.“ „Den hat Bonn nicht“, grinst Prof. Braun.

Der Hybrid-OP

„Baulich und technisch sind wir an die Grenze der Machbarkeit gegangen“, sagt Geschäftsführer Hubert Becher, man habe Bedingungen geschaffen, die es so in nur ganz wenigen europäischen Kliniken gebe.

Kernstück des Hybrid-OP ist die Kombination eines hochmodernen Röntgengeräts mit einem Industrieroboter. Chirurgie und Bildgebung, also Diagnostik, erfolgen gleichzeitig. Das, so der Kardiologe Prof. Dursun Gündüz, ermögliche ganz neue Eingriffe. „Bestimmte Krankheitsbilder wurden nicht behandelt, das Risiko war zu hoch. Man konnte nur den Tod abwarten – das können wir jetzt ändern.“

Je kürzer die OP, desto schonender für den Patienten – der nur einmal auf dem Tisch liegt, statt mitunter mehrmals, wie bisher. Das Röntgengerät ist in fünf Sekunden bereit, statt wie bisher in fünf Minuten. Die Bildergebnisse seien von nicht gekannter Qualität, so Veit Braun. Dr. Koshty hat vergangene Woche den ersten Aortenbogen der Siegener Geschichte operiert.

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