Siegen. Ulrich Bender stellt in seiner Ausstellung „imgrün“ drastische Motive neben Bilder von paradiesischer Harmonie.

Ulrich Bender träumt von einer heilen Welt. Mit fast paradiesischen Wäldern, sehr grün und voller bunter Tiere, die dort ungestört leben können. Grün als Farbe der Hoffnung. Aber er ist Realist genug zu wissen, dass dieses Ideal zu seinen Lebzeiten nicht eintreten wird.

Doch Ulrich Bender hat die Phantasie und die kreative Leidenschaft, seine Visionen durch seine Kunst auszudrücken. Die bewegt sich zwischen Hoffnung und kämpferischem Einsatz für die Rechte aller Lebewesen. So fällt der erste Blick beim Betreten des Hauses Seel auf eine überlebensgroße Spinne. Deren acht Beine aus Holz fand er in seinem direkten Umfeld, den Wäldern um Langenholdinghausen. Mit Mullbinden hat er sie mit dem Spinnenkörper verbunden. Einige Hölzer liegen wie ausgefallene Beine unter dem Tier. Im Ortskern von Langenholdinghausen bewohnt Ulrich Bender mit seiner Familie ein 400 Jahre altes Fachwerkhaus. Natürlich gibt es dort auch jene Insekten, die für viele Menschen ein Alptraum sind. Doch Bender trägt diese nützlichen Tiere behutsam aus seinem Haus. Und hat ihnen im Haus Seel durch seine Installation ein Denkmal gesetzt.

Konsequenter Veganer

Überhaupt gilt Ulrich Benders wichtigstes Engagement in der gegenwärtigen Phase seines Lebens den Rechten der Tiere. Er lebt diese Leidenschaft täglich vor: Seit über zehn Jahren ist er konsequenter Veganer, sowohl in der Ernährung wie auch in seiner Kleidung. Und manchmal macht er Pinsel, Farbe und Leinwand zu Werkzeugen seines engagierten Kampfes: „Wie Tiere behandelt werden, ist skandalös“, sagt er. „Um ein Kilo Fleisch zu produzieren, muss ein Rind 15 Kilo Getreide fressen. Warum essen wir das Getreide nicht direkt?“ So wirken manche Motive seiner Werke durchaus drastisch. Etwa bei Bildern über zerlegte Tiere, eine sterbende Biene oder auch ein Reh mit Bambi-Augen, aber dem Kommentar: Kyrie eleison. („Herr, erbarme dich“).

Viele Elemente in Ulrich Benders Kunst lassen auf seinen früheren Beruf schließen. Denn der inzwischen 62-Jährige hat an der Uni Dortmund den Titel des Diplom-Designers erworben und viele Jahre hindurch eine Werbeagentur geführt. Doch vor einiger Zeit sagte er sich: „Ich möchte den Rest meines Lebens mit sinnvoller Tätigkeit verbringen.“ Aber Ulrich Benders hoffendes, kämpferisches künstlerisches Engagement ist nicht verbissen. Den Besuchern sei eine Raumnische im unteren Stockwerk der Ausstellung empfohlen. Dort zeigt der Künstler einen Film über die Lieblingswege in seiner Umgebung, eingeblendete Zitate von Leonardo da Vinci über Mahatma Gandhi bis Wilhelm Busch, untermalt mit meditativer Gitarrenmusik, von ihm selbst eingespielt.

Auch Humorvolles ist zu sehen. Ulrich Benders Devise: „Kein Tag ohne Lachen.“ Und gelacht wurde bei der Vorbesichtigung reichlich, zumal ein konsequenter Veganer auf einen Rezensenten traf, der Currywurst, Döner und Schinken über alles liebt.

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