Siegen. . Sylvia Gabelmann von den Linken möchte Bundestagsabgeordnete für Siegen-Wittgenstein werden. Die Region gefällt ihr, die Umwelt ist ihr wichtig.
- Ihr thematischer Fokus: Frieden, soziale Gerechtigkeit und Umwelt
- Seit zwei Jahren lebt sie in Siegen, weil es „geografisch gut liegt“
- Sie wünscht sich nicht nur einen Regierungswechsel, sondern einen Politikwechsel
Das Büro von Sylvia Gabelmann ist vollgestellt. Überall stehen Plakate von Sahra Wagenknecht und ihr. Die 58-Jährige tritt bei der Bundestagswahl für Die Linke an. Ihre Chancen stehen nicht schlecht – sie hat den Listenplatz 9. Ihr thematischer Fokus: Frieden, soziale Gerechtigkeit und Umwelt.
- Anmerkung der Autorin: Ihren Lieblingsort durfte sie sich für das Interview aussuchen, ihr Büro in der Oberstadt ist es geworden. „Sozial. Gerecht. Frieden. Für alle!“ steht auf ihren Plakaten. Zwischen dem Plakat von Wagenknecht und dem von Sylvia Gabelmann nehme ich Platz.
Auch interessant
Gabelmann stammt aus Bad Homburg, wohnte in Aachen und ist seit rund zwei Jahren in Siegen. Sie ist eigentlich Apothekerin, hat Pharmazie studiert. Mittlerweile arbeitet sie jedoch als wissenschaftliche Mitarbeiterin für MdB Alexander Neu in Berlin. Sie pendelt.
- Anmerkung: Warum sie ausgerechnet nach Siegen gezogen ist, will ich wissen. „Das liegt geografisch gut.“ Klare Ansage. Sie erzählt, dass ihr Vater noch in Bad Homburg wohnt und sie ihm nahe sein wollte – aus NRW wollte sie wegen der Politik jedoch nicht weg.
Siegen – Berlin – Siegen. „Ich finde die Kombination von Natur und Großstadt gut“, sagt Gabelmann. In Siegen und Umgebung sei es sehr erholsam, geruhsamer. „Hier ist das Wasser viel klarer.“ Einen Überblick über die Region habe sie sich schon gemacht.
- Anmerkung: Ich weise sie darauf hin, dass auch Siegen eine Großstadt ist und sie mit der Aussage einigen auf die Füße treten könnte. Ihre Augen werden groß, sie rudert zurück.
„Die Stadt ist lebendig. Das finde ich sehr schön“, sagt Sylvia Gabelmann. In der Gegend kennt sie sich noch nicht so gut aus. Meist verbringt sie ihre freie Zeit in der Altstadt, sagt sie. Die gefalle ihr am besten – die Gassen und vor allem der Schlosspark. Ansonsten erinnert sie sich an einen Besuch im Deuzer Naturfreibad. „Das hat mir sehr gut gefallen.“ Ihr ist bewusst, dass die Kandidaten anderer Parteien aus der Region stammen und den Heimvorteil genießen. Doch das schreckt sie nicht ab. Sie will für den Kreis Siegen-Wittgenstein in den Bundestag.
- Anmerkung: Warum, frage ich sie. Was will sie konkret für die Region erreichen? Sylvia Gabelmann wirkt überrumpelt. Diese Frage sei gemein. Dann lacht sie.
„Ich habe gelesen, dass in Siegen-Wittgenstein die prekäre Beschäftigung um 40 Prozent gestiegen ist“, setzt Gabelmann an. Davon seien zu 70 Prozent Frauen und zu 30 Prozent Männer betroffen. „Eine gerechtere Politik hätte auch hier Auswirkungen.“ Genau wie eine soziale Wohnungspolitik, ergänzt sie. Das sei schließlich für auch Siegen und Kreuztal wichtig – dass das ein Thema ist, habe sie ebenfalls gelesen.
Zudem liege ihr das Thema Pflege am Herzen, da es sich bei den Jobs um klassische Frauenberufe handle: Sylvia Gabelmann will die Situation für die Beschäftigten verbessern, indem sie eine verbindliche Personalbemessung fordert. „Hier gibt es ja auch das Bündnis ‘Pflege am Boden’.“ In Siegen habe sie schon an diversen Demonstrationen teilgenommen. Denn: „Ich will parlamentarisch und außerparlamentarisch unterstützen.“
- Anmerkung: Gabelmann erzählt, dass sie ins Klimacamp fährt. Sie habe das Aktionsbündnis gegen Atomenergie mit aufgebaut.. Die Umwelt ist ihr wichtig. Als gelernte Apothekerin sei auch die Gesundheit der Menschen ein großes Thema.
„Altersarmut fällt mir in Berlin eher auf als hier, aber sie ist bestimmt trotzdem da“, sagt die Kandidatin. Die Rentnerin, die im Monat nur 500 Euro zur Verfügung hat, bräuchte laut Gabelmann Empathie. Niemand solle im Alter in Armut leben müssen. Die Rente sollte auf frühere Niveaus zurückgebracht werden. „Wenn wir die Steuerpolitik von Kohl hätten, dann wären viele Probleme nicht da.“ Der immer größer werdende Abstand zwischen superreichen und ärmeren Menschen ärgert sie. „Ich möchte das verändern.“
Ansichten der Linken-Kandidatin
Die Linke hat sich Gabelmann ausgesucht, weil sie den Antrieb hat, sich für eine „sozialgerechte und friedliche Welt“ einzusetzen, sagt sie.
- Anmerkung: Das große Wahlkampfthema Bürgernähe. Ob sie sich auch nah dran sieht? „Nah zu sein bedeutet zwei Ebenen. Ich möchte mit den Menschen etwas verändern. Das ist der große Unterschied“, so Gabelmann.
Generell wünscht sie sich nicht nur einen Regierungswechsel, sondern einen Politikwechsel. Die Linke solle ihr Profil deutlich machen. „Keine Kompromissfreudigkeit.“ Inwieweit sie diese Dinge umsetzen kann, hänge von der Ausschussverteilung in Berlin ab. Und ihr größter Wunsch? „Eine friedliche Welt. Ich möchte keine Menschen sehen, die Flaschen aus dem Müll sammeln. Oder Flüchtlinge, die ertrinken. Die Welt könnte schöner sein, als sie gerade ist.“
- Anmerkung: Ja, das stimmt. Gabelmann erzählt von einem Aufenthalt in Griechenland. Die Erinnerungen wühlen sie sichtlich auf. Ein Flüchtlingslager hat sie besucht. „Das ist furchtbar zu sehen.“ Sichere Fluchtwege, einen Stopp der Waffenexporte und Auslandseinsätze der Bundeswehr sowie die Bekämpfung der Fluchtursachen – das möchte sie. Gemeinsam müsse dafür gesorgt werden, dass alle hier leben können. Friedlich.
- Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.