Siegen-Wittgenstein. . Künftig soll der ärztliche Notfalldienst in der Kreisleitstelle angesiedelt werden. Die Kreisverwaltung möchte dazu ein Modellprojekt beantragen.
Künftig soll der ärztliche Notfalldienst in der Kreisleitstelle angesiedelt werden. Die Kreisverwaltung möchte dazu ein Modellprojekt „Arzt in der Leitstelle“ beim NRW-Gesundheitsministerium beantragen. Aus Sicht des Kreises wird dieser Schritt nötig, weil es zu Überschneidungen zwischen Rettungsdienst – also Krankenwagen, verkürzt gesagt – und Notdienst der Hausärzte kommt: Immer öfter werde der Rettungsdienst alarmiert, obwohl es sich eigentlich um einen Fall für den diensthabenden Hausarzt handle.
Das ist das Problem
Der Rettungsdienst ist – abhängig von der Schwere des Falls – für die Notfallversorgung zuständig, er wird über die Kreisleitstelle organisiert. Dort gehen Notrufe (112) ein, die Mitarbeiter wissen, welcher Notarzt Dienst hat. In der Regel fährt der Rettungswagen los.
Der ärztliche Notfalldienst
(116 117) – außerhalb der Praxis-Sprechzeiten – wird von der Kassenärztlichen Vereinigung geregelt, die landesweit eine Einsatzzentrale in Duisburg zur Koordination unterhält.
Beide Systeme sollen sich gegenseitig ergänzen und unterschiedliche Patientenkreise ansprechen, sind aber offiziell nicht verzahnt. Der Patient entscheidet, wen er anruft. Und das ist in letzter Zeit verstärkt der Rettungsdienst, auch in minder schweren Fällen. Zudem ist nicht immer medizinisch feststellbar, welche Entscheidung die richtige ist. Bei den Disponenten in der Leitstelle handelt es sich um qualifiziertes Personal - aber sie sind nicht zwangsläufig ausgebildete Mediziner. Die entsprechende Vorlage wird am 13. September im Kreisgesundheitsausschuss beraten wird.
Das soll sich ändern
Der Kreis will die beiden Systeme miteinander verzahnen. Zum einen über einen besseren Datenaustausch – damit es etwa nicht dazu kommt, dass die Leitstelle einen Fall an den diensthabenden Arzt übergibt, der sich gegen einen Einsatz entscheidet und der Patient erneut in der Leitstelle anruft – die von nichts weiß. Und, vor allem: durch eine gemeinsame Disposition der beiden Notdienste, die Arnd Merten (Ärztlicher Leiter des Rettungsdiensts) und Dr. Jörn Worbes konzipiert haben: Ein geschulter Arzt ist zu den Zeiten des ärztlichen Notdienstes in der Leitstelle vor Ort und kann im Kontakt mit den anrufenden Patienten und den Rettungsdienst-Mitarbeitern entscheiden. Der Kreis rechnet dafür mit 200 000 Euro pro Jahr.
Neu ist der Ansatz nicht: 2016 war ein entsprechender Antrag ans damals grüne Gesundheitsministerium gestellt worden, der mit Verweis auf knappe Kassen abgelehnt wurde. Erneut bietet der Kreis an, Mittel vorzuschießen, zudem soll mit den Krankenkassen über eine Mitfinanzierung verhandelt werden.