Siegen. . Der SGV Siegen wird 125 Jahre alt: Wandern ist in Mode - nur spüren davon die Vereine nichts. Das soll sich ändern.

  • Viele Abteilungen gibt es nicht mehr, in Kürze fusionieren die Abteilungen Siegen und Weidenau
  • Der Verein feiert dennoch seinen 125-jähriges Bestehen
  • Das Angebot richtet sich speziell an Senioren: Auch Probemitgliedschaften werden angeboten

Als sich vor 125 Jahren die SGV-Abteilung Siegen gründete, strömten die Menschen nur so in den Verein. Sie strömten derart, dass sich nach kurzer Zeit Abteilungen abspalteten. Heute ist die Entwicklung gegenläufig: Viele Abteilungen gibt es nicht mehr, in Kürze fusionieren die Abteilungen Siegen und Weidenau, nach über 100 Jahren. Dabei ist Wandern nach wie vor – oder wieder – im Trend, sagt Friedhelm Dustmann, seit gut einem Jahr Vorsitzender der Siegener SGV-Abteilung, die am heutigen Donnerstag ihren 125. Geburtstag feiert. Ein Blick zurück – und nach vorn.

Die Vergangenheit

1892 treffen sich Wanderenthusiasten aus Siegen und Umgebung zu einer konstituierenden Generalversammlung. Sie wählen einen Vorstand, setzen den Jahresbeitrag auf zwei Reichsmark fest. 129 Mitglieder werden im Gründungsjahr in den Verein aufgenommen. Unter den Gründervätern sind namhafte Persönlichkeiten: Katasterkontrolleur Robrecht, Oberlehrer Pape, Landesbauinspektor Kranold, Oberförster Fröhlich aus Hainchen, Postdirektor Schneider aus Neunkirchen, Dr. Nöll aus Burbach. Und ein Ausländer: Johan Daniel Cornelis Willem Baron d’Ablaing van Giessenburg. „Ein niederländischer Adliger, der wohl als Bergbauunternehmer im Siegerland tätig war“, so Dustmann.

1895 sind es bereits 512 Mitglieder – durch die starke Zunahme spalten sich zwei Tochterabteilungen ab; Wilnsdorf und Neunkirchen. Anfangs, so Dustmann, suchte vor allem das höhere Bürgertum Erholung in der Natur. Arbeiter kamen erst später – als der Urlaub eingeführt wurde.

1894 wird der Aussichtsturm auf der Lauseiche gebaut (abgerissen in den 1930ern), 1896 der Aussichtsturm auf dem Rabenhain.

1910 sind es trotz der Abspaltung schon wieder 523 Mitglieder. Erneut spalten sich Abteilungen ab: Eiserfeld und Weidenau.

1922 und 1939: Gebirgsfeste in Siegen.

1941 feiert der SGV Siegen 50. Jubiläum. „Vermutlich glaubte man damals, die Gründung war 1891“, sagt Dustmann.

1944 gehen fast alle Unterlagen durch Bombentreffer verloren. Im Archiv fand Dustmann aber einen Ordner mit Dokumenten aus der Vorkriegszeit.

1945 im September wird der Wanderbetrieb wieder aufgenommen.

1971 richtet die Abteilung den deutschen Wandertag aus und kauft die ehemalige Jugendherberge in Sohlbach, die als Wander- und Freizeitheim bis 1996 dem SGV Siegen gehörte.

1980 kauft der Verein die Agnesenhofhütte.

Die Gegenwart

In der Gründungsphase stiegen die Mitgliederzahlen rasant – heute ist es eher gegenläufig. „Wandern ist in Mode“, sagt Friedhelm Dustmann, „aber nicht im Verein.“ Die meisten, auch jüngere, seien Gelegenheitswanderer – und viele haben nicht die Zeit, sich regelmäßig zum Verein zu gesellen. Wer eintrete, so der Vorsitzende, befinde sich am Ende seiner beruflichen Karriere, am Anfang des Rentnerdaseins. „Vor 30 Jahren war der SGV noch ein Familienverein“, heute sind Senioren die Zielgruppe. Rund 150 Mitglieder hat der SGV Siegen heute, Weidenau etwa 45. Die thematischen Schwerpunkte – die Weidenauer sind tendenziell auf kürzeren Strecken unterwegs – sollen beibehalten werden.

Ohne den SGV gäbe es keine Infrastruktur in den Wäldern: Die Abteilungen sind für die Wegezeichnung zuständig, „Auf Dauer können wir das nicht aufrecht erhalten“, sagt Dustmann, der mit Sorge auf seine kürzer werdende Wegewartliste schaut. Mit 68 ist er der jüngste; die anderen Wegewarte: 75 aufwärts. Gut 100 Kilometer Wegenetz fallen in die Zuständigkeit der Abteilung Siegen, darunter Teile des Fernwegenetz und Bezirkswanderwege. Das Wegezeichnen ist nicht ohne Aufwand: Für einen Kilometer rechnet Friedhelm Dustmann eine Stunde Zeit, er läuft Wege in beide Richtungen ab, um die Markierungen gut sichtbar für alle Wanderer anzubringen.

Aber heute wird gefeiert, im Brauhaus Irle in Kaan-Marienborn. Die geladenen Gäste halten Grußworte, Friedhelm Dustmann einen Festvortrag, es gibt Musik, langjährige Mitglieder und Wanderführer werden geehrt – und danach: „Gemütliches Beisammensein bis zum Abwinken“, heißt es im Programm.

Die Zukunft

Jubiläumswanderung: Alle interessierten Wanderfreunde aus Siegen und Umgebung sind eingeladen zu einer geführten Wanderung im Windecker Land am Samstag, 23. September. Die gut zwölf Kilometer lange ausgearbeitete Strecke führt über den Siegwasserfall in Schladern und Burg Windeck. Die Anreise erfolgt per Bahn – die Kosten übernimmt der Verein. Für Verpflegung muss jeder Wanderer selbst sorgen. Treffpunkt ist am Bahnhof Siegen um 9.45 Uhr.

Wer sich unsicher ist: Eine Probemitgliedschaft könne jederzeit vereinbart werden, betont Dustmann; „bis zu einem Jahr kann man fast kostenlos mitwandern.“ Die Abteilung sei sehr offen und nehme jederzeit gerne neue Mitglieder auf.

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