Junkernhees. . Bürgerinitiative rechnet in Kürze mit Beginn des Planfeststellungsverfahrens für das Umspannwerk. Unterstützung von Naturschutzverbänden

  • Bürgerinitiative rechnet im September mit Beginn des Planfeststellungsverfahrens
  • Amprion sieht keine Alternativen für Standort auf der Dönschen Wiese vor Schloss Junkernhees
  • Naturschutzverbände sehen Gefahr für Lebensraum von Fledermäusen, Grau- und Silberreiher und Haselmaus

„Wir sind begeistert, das ganze Heestal ist heute auf den Beinen“, ruft Ansgar Klein von einem Traktor, der am Eingang zur Dönschen Wiese steht. Rund 150 Menschen sind gekommen, um ihm und seinen Mitstreitern zuzuhören, zu denen drei Gäste gehören: Harry Neumann und Gerhard Bottenberg von der Naturschutzinitiative (NI) sowie Jochen Niemand von der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt.

Im Mai haben die Aktivisten der Bürgerinitiative (BI) Junkernhees zuletzt auf sich aufmerksam gemacht, als sie ein „Umspann-Gespenst“ direkt in der Kurve vor Schloss Junkernhees aufstellten. Der Netzbetreiber Amprion plant für seine Höchstspannungsleitung von Dortmund nach Frankfurt ein Umspannwerk auf der Wiese gegenüber dem Schloss Junkernhees. Die Bürger rechnen damit, dass Amprion im September das Planfeststellungsverfahren beantragen wird.

Harry Neumann (NI), Sascha Reller, Ansgar Klein (Bürgerinitiative), Jochen Niemand (Landesgemeinschaft), Wolfgang Giersbach (BI) und Gerhard Bottenberg (NI, von links) wollen Amprion gemeinsam entgegen treten.
Harry Neumann (NI), Sascha Reller, Ansgar Klein (Bürgerinitiative), Jochen Niemand (Landesgemeinschaft), Wolfgang Giersbach (BI) und Gerhard Bottenberg (NI, von links) wollen Amprion gemeinsam entgegen treten.

„Wir sind heute noch einmal hier, um Fragen zu beantworten und über die Hintergründe zu informieren“, sagt Klein, bevor er seinen erhöhten Sitz an Harry Neumann weitergibt, den Landesvorsitzenden der NI. Der sieht den Abend als „Beginn eines gemeinsamen Weges“, an dessen Ende die Verhinderung des Umspannwerks stehen müsse. Nach einer ersten Besichtigung des Geländes zwei Wochen vorher hält er dieses Ziel auch für erreichbar. Das Heestal sei allein schon durch seine besondere Struktur schützenswert, als „einziges Tal in Kreuztal, in dem es keine Industrie gibt.“ Betroffen seien Belange der Landschaftspflege, des Denkmalschutzes und der natürlichen Schönheit der Landschaft. Schon das Umspannwerk allein sei eine Zumutung und große Gefahr für Menschen und viele geschützte Tierarten. Dazu komme aber noch die Erfahrung, dass eine erste Öffnung für solche Bauten fast immer eine weitere industrielle Nutzung nach sich ziehe. Und das müsse unbedingt verhindert werden.

Fragen an die Politik

Neumann nennt zahlreiche konkrete Hinderungsgründe. Der Fortbestand des Reitstalles von Ralf Goller werde durch die Errichtung des Umspannwerkes und der neuen übergroßen Strommasten auf dessen Pferdeweiden in Frage gestellt, wie zur Unterstützung nehmen. Die geplante neue 380-KV-Leitung habe einen zu geringen Abstand zur Wohnbebauung und nicht zuletzt seien die Habitate von Tieren wie Fledermäusen, Grau- und Silberreiher und wohl auch der Haselmaus akut gefährdet. „Das können wir nicht zulassen“, erklärt der Redner unter großem Beifall. Jochen Niemand warnt vor den Gefahren für den Tourismus.

Bedauern äußern Ansgar Klein und Sascha Reller darüber, dass die von der Initiative vorgeschlagenen alternativen Standorte nicht berücksichtigt wurden; sie vermissen auch die Unterstützung der Naturschutzbehörde des Kreises. Immerhin sei der Kreuztaler Rat auf ihrer Seite. „Wir wollen aber auch schriftliche Erklärungen von den Parteien, klare Kante, damit wir wissen, wen wir künftig wählen können“, fordert Klein.

„Wir hatten mit unserer Verzögerungstaktik schon erste Erfolge“, unterstreicht Sascha Reller. Wäre, wie zunächst vorgesehen, bei der Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz vorgegangen worden, „würde jetzt schon gebaut“. So muss nun erst ein Planfeststellungsverfahren abgewartet werden. Wenn Umspannwerk und Leitungen tatsächlich kämen, „wer will dann hier noch wohnen?“, fragt Reller und blickt nachdenklich auf seinen kleinen Sohn.

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Das Umspannwerk verbindet die Höchstspannungsleitung, künftig mit 380 statt 220 Kilovolt, mit dem 110-Kilovolt-Netz. Bisher geschieht das in der Setzer Wiese. Würde dieser Standort erhalten, müssten höhere Masten und eine breitere Leitungstrasse ins Ferndorftal bis Geisweid gebaut werden. Alternativen waren auch in Buschhütten und Fellinghausen gesucht worden.

Durch das neue Umspannwerk wird eine Trassenführung am Kernraum vorbei möglich. Amprion wirbt damit, dass die Gesamtstrecke zwischen Attendorn und Mudersbach dann mit 203 Masten auskommt, 220 weniger als bisher. Die höchsten, bis zu 95 Meter hoch, stehen direkt am Umspannwerk, das in ein 50 Mal 30 Meter großes Gebäude­ ­hineingebaut werden soll.

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