Burbach. . Im historische Ensemble entstehen Informations- und Begegnungszentrum, integratives Café, Naturpark-Schatztruhe, moderne Heimatstube – und mehr.
- Gemeinde Burbach optimiert historisches Ensemble für 3,4 Millionen Euro
- Nebengelagerte Zehntscheune als historisch wertvolleres Gebäude
- Fertigstellung bis 2019 geplant – zum Burbacher Jubiläum
Behutsam ist das neue spektakulär. Vorsichtige Modifikation statt Umkrempeln, Bestandsoptimierung anstelle von Radikalumbau: In Siegen soll die Oberstadt mit dem Städtebauprogramm „Rund um den Siegberg“ aufgehübscht werden, ohne groß in die Strukturen einzugreifen – und in der Burbacher Ortsmitte bekommt das Ensemble um die Alte Vogtei ein neues Gesicht. Anders, moderner, aber charakteristisch. Auch, weil die Gebäude unter Denkmalschutz stehen.
Die Pläne
Die Gemeinde und der Heimatverein schlagen diverse Fliegen mit einer Klappe. Alte Vogtei und Zehntscheune werden für insgesamt 3,4 Millionen Euro umgekrempelt – innerlich – und mehrere Einrichtungen und Institutionen zusammengeführt. „Wir mussten einen Schritt zurücktreten“, sagt Bürgermeister Christoph Ewers, „und überlegen, was wir eigentlich wollen.“ Ausstellungen sollen didaktisch sinnvoll konzipiert, das Areal vollständig barrierefrei erschlossen, die Gebäude energetisch, denkmal- und brandschutzgerecht ertüchtigt werden.
Vogtei: Ein Service- und Dienstleistungszentrum entsteht in dem viergeschossigen Bau, mit der Touristikinfo, dem Kulturbüro, einem Trauzimmer Shop und einem Café, das zusammen mit AWO und Lebenshilfe integrativ betrieben werden soll nach dem Vorbild „Café Fünf10“ im Geisweider Technologiezentrum. Gleich hinter der Alten Vogtei betreibt die Lebenshilfe Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen. „Das könnte noch weiter ausgebaut werden“, sagt Johannes Werthenbach, Referent des Bürgermeisters, vorerst wird eine Tür zum Hof durchgebrochen, für die Außengastronomie.
Die Alte Vogtei in Burbach
Der Naturpark Sauerland-Rothaargebirge schrieb zeitlich passend zu den Planungen seine „Schatztruhen“ aus (wir berichteten). Das passte, die Räume dafür werden bereits im 1. Obergeschoss hergerichtet. Außerdem soll das Gebäude dem Austausch und der Begegnung dienen, mit teils variabel abtrennbaren Räumen für Workshops, Vorträge, Seminare. Und: Das Herzstück der Heimatstube, die historische Apotheke, zieht ins Erdgeschoss.
In der Zehntscheune entsteht ein Informations- und Präsentationszentrum, die Schmiede-, Schreiner-, Töpfer und Stellmacherei-Werkstätten bleiben im Keller, werden modernisiert. „Eigentlich“, sagt Ewers, „ist die Zehntscheune das ursprünglichere, wertvollere Gebäude“.
Der Heimatverein unterhält hier seine Heimatstube, bis unter die Decke vollgestopft mit Exponaten – nicht mehr angemessen, da war man sich einig. Der Historiker Dr. Andreas Bingener prüft die Exponate, was sich besonders lohnt, wird ausgestellt. „Sich von manchen Stücken zu trennen, fällt schwer“, sagt Heimatvereinsvorsitzender Volker Gürke – aber die Exponate sind ja nicht weg. Denkbar sind zum Beispiel Wechselausstellungen zusammen mit anderen Heimatvereinen, etwa als Reise durch die Heimatstuben. „Als wir uns gefragt haben, wie wir heimatliche Vergangenheit darstellen können, haben wir schnell gemerkt: Man braucht sich nicht noch zum dritten Mal die gleiche alte Kaffeemaschine anschauen“, sagt Gürke – entsprechend soll das Konzept der Heimatstube aussehen.
Der Clou jedenfalls: Ein Haus-in-Haus-System: In der entrümpelten Scheune führt im historischen Gebälk ein Rundgang um den gläsernen Ausstellungsraum.
Haus Herbig wird mit integriert in den Gesamtkomplex, durch entsprechende Gestaltung der Fahrbahn des Krankenhauswegs soll die Zusammengehörigkeit des Ensembles, der Platzcharakter zwischen den Gebäuden geschaffen werden.
Der Backes – vielmehr der Ofen – befindet sich derzeit ebenfalls unten in der Zehntscheune, der Heimatverein hätte gerne ein eigenes kleines Gebäude, oberhalb des Brunnens.
Barrierefreiheit: Hier ändert sich optisch am meisten. Über Rampen, Verbindungsgänge und Aufzüge wird jede Etage, jeder Trakt erschlossen. Rollstuhlfahrer sollen sich von der Rückseite der Zehntscheune bis ins Obergeschoss von Haus Herbig ohne Hilfe bewegen können.
An der Rückseite der Alten Vogtei entsteht ein gläsernes Treppenhaus, inklusive Aufzug, mit Durchbrüchen in jede der vier Etagen der alten Vogtei. Die Obergeschosse von Vogtei und Zehntscheune, nur etwa einen Meter getrennt, erhalten eine Brückenverbindung, eine Rampe steigt Richtung neuer Backes ab. Eine weitere Rampe führt zur Rückseite von Haus Herbig, das bislang nur über Treppen auf der Vorderseite erreicht werden konnte. An der Ginnerbach entstehen Behindertenparkplätze.
Der Zeitplan
Finanzierung: Im Rathaus wartet man nur noch auf das Signal aus Düsseldorf, aus welchem Fördertopf die Finanzmittel fließen sollen, mehrere kommen dazu in Frage – in unterschiedlicher Höhe. „Die Höhe der Fördermittel ist aber nicht entscheidend“, sagt der Bürgermeister. Die Pläne sind fertig, dem Antrag auf Städtebauförderung wurde grundsätzlich entsprochen, sämtliche politischen Beschlüsse der Kommunalpolitik sind da. „Es kann losgehen“, sagt Ewers.
Baumaßnahmen laufen schon, die historischen Fachwerkbalken im Inneren liegen frei, der Startschuss für die Sanierung der Außenfassade mit Mitteln des Denkmalschutzes ist gefallen. Noch vor den Sommerferien hofft die Verwaltung, soll die Entscheidung fallen, dann gehen die Arbeiten nahtlos weiter. Bis dahin räumen die Mitglieder des Heimatvereins in Eigenleistung die 3000 Exponate aus dem Gebäude. Und bis 2019, wenn die Großgemeinde Burbach 50. feiert und der Ort Burbach 800., soll alles fertig sein. „2018 muss es hier richtig brummen“, sagt Ewers.
>>>>INFO: Alte Vogtei soll nur der Anfang sein
Die Alte Vogtei und ihre Nebengebäude sollen nur ein Anfang sein. „Wir wollen den Ortskern von hier aus in konzentrischen Kreisen Stück für Stück städtebaulich durchoptimieren“, sagt Christoph Ewers. Und das soll nicht auf Burbach beschränkt bleiben: 2019 ist zum Beispiel Wahlbach an der Reihe.
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