Siegen. . Zum 1. Oktober schließen Mensa, Cafeteria und Bistro im Zuge der Campus-Sanierung am AR. Für die Übergangszeit werden Umsatzrückgänge erwartet.

  • Studentenwerk bildet Rücklagen, um Rückgänge kompensieren zu können
  • Mensa-Konzept für Neueröffnung 2019 angepasst – Ars Mundi wird aufgegeben
  • Neue Mensa Obergraben am Campus Unteres Schloss mit 2700 Essen geplant

Die Finanzrücklage des Studentenwerks Siegen schmilzt. Der Überschuss des Geschäftsjahres 2016 – rund 723 000 Euro – wird zwar in die Gewinnrücklagen eingestellt, die damit satte 10,7 Millionen Euro groß ist. Allerdings stehen mehrere teure Großprojekte und eine längere Durststrecke im Bereich Gastronomie an. „Wir sind finanziell vorbereitet“, so Geschäftsführer Detlef Rujanski.

Gastronomie

Mensa, Cafeteria und Bistro werden zum 1. Oktober im Zuge der Sanierung des Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) geschlossen. Die Gastro-Angebote des Studentenwerks ziehen in einen Container-Interim oberhalb des Audimax und zum Hölderlin (Bistro). Diese Regelung gilt voraussichtlich bis 2019. In dieser Übergangszeit stehen in der Mensa 40 Prozent weniger Sitzplätze zur Verfügung.

Die Geschäftsführung erwartet daher Umsatzverluste – und daran hängen Arbeitsplätze: „Wie das im Alltag ablaufen wird, können wir nicht absehen“, sagt der studentische Verwaltungsratsvorsitzende Heiko Thimm, man werde alles daransetzen, Kündigungen zu vermeiden – schon deshalb, weil der Betrieb nach dem Interim wieder voll laufen soll. In dieser Zeit wird die Rücklage abschmelzen, so die Erwartung. Verluste könnten sonst nur über die Erhöhung des Sozialbeitrags (derzeit 90,50 Euro) ausgeglichen werden, was das Studentenwerk vermeiden will.

Für die Zeit nach der Sanierung wird das Mensa-Konzept am AR angepasst. Die Ausgabe der Mensa wird größer. Das bedeutet: 80 Sitzplätze weniger. Um das zu kompensieren, gibt das Studentenwerk das Restaurant Ars Mundi auf – und damit die eigenständige Ausbildungsküche. „Die Versorgung der Studierenden hat für uns aber Priorität“, sagt Rujanski. Ab Wintersemester 2019/20 soll außerdem die „Mensa Obergraben“ am Campus Unteres Schloss in Betrieb gehen.

Künftig – wenn die Uni denn mit weiteren Fakultäten ins Zentrum zieht – soll die neue Mensa dann 2700 Essen pro Tag ausgeben, die AR-Mensa etwa 1500 Mahlzeiten. „Dafür war sie ursprünglich auch ausgelegt“, sagt Rujanski, „wir haben seit Jahren Überlast gefahren.“ Mit der möglichen Zwei-Standort-Lösung der Uni könnte hier wieder Normalität einkehren.

Wohnen

Die Anzahl der Wohnheimplätze stagniert bei 940. Die Versorgungsquote sollte bei rund zehn Prozent liegen (mit knapp 20 000 Siegener Studenten wären das rund 2000 Plätze), sie liegt aber bei 4,7 – niedrigster Wert in NRW. Am AR soll in den Erweiterungsbauten zum sogenannten „Science Campus“ auch ein Wohnheim mit 128 Plätzen entstehen – dann fehlen immer noch mehr als 300. Dieser Rechnung liegt nicht die tatsächliche Zahl der Studenten zugrunde, sondern 15 000 – bei diesem Wert, so die Prognose, werde sich die Studentenzahl langfristig einpendeln.

Nach den Absagen zu Jugendherberge, Park-Hotel und Schimmelhochhaus gehen dem Studentenwerk die Alternativen aus. „Grundstücke mit der nötigen Quadratmeterzahl sehen wir nicht in der Stadt“, sagt Rujanski. „Der Bedarf im Zentrum ist jetzt schon da“, so Heiko Thimm; der Druck werde mit den Umzügen in die Stadt noch deutlich steigen. Und für studentisches Wohnen kämen Randbezirke nicht in Frage – da liege schon Geisweid zu weit ab.

Immerhin: Das Online-Wohnraumportal www.studentisches-wohnen-in-siegen.de habe sich etabliert: 642 Zimmer boten private Vermieter bislang dort an.

Die Belegungsquote in den zehn Wohnheimen des Studentenwerks liegt seit langem über 99 Prozent – und die Differenz zu 100 kommt im Grunde nur dadurch zustande, dass im laufenden Betrieb saniert wird: Sobald jemand auszieht, rücken die Arbeiter an. „Wichtig für die energetische Ausstattung“, erklärt Rujanski, „sonst explodieren die Nebenkosten.“

Kinderbetreuung

Die Universität hat die Finanzierung der Flexi-Kinderbetreuung bis einschließlich 2020 mit jährlich rund 120 000 Euro zugesagt. Bezüglich des Umzugs: Ein Campus braucht Hörsäle, Mensa, Bibliothek – aber keine Kita. Studenten könnten bestehende Einrichtungen im Zentrum nutzen – wenn zusätzliche Kitas benötigt würden, stehe das Studentenwerk aber gern zur Verfügung, sagt Rujanski

>>>>INFO: Studenten zahlen mehr als das Land NRW

Mit knapp 3,5 Millionen Euro über die Sozialbeiträge tragen die Studenten erheblich mehr zur Finanzierung des Studentenwerks bei als das Land NRW mit einem Festbetrag von knapp 1,7 Millionen.

Diese Summe stagniert seit Jahren, Preissteigerungen, etwa durch Anpassung der Tariflöhne, konnte das Studentenwerk bislang aus Rücklagen finanzieren – ohne den Sozialbeitrag erhöhen zu müssen.

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