Siegen-Wittgenstein/Olpe. . Die Krankenhäuser der Region fordern mehr Fördergelder von der neuen Landesregierung – ansonsten sei die Versorgungsqualität gefährdet.

  • Klinik-Geschäftsführungen fordern Landesregierung auf, Worten Taten folgen zu lassen
  • Regional-, Landes- und Bundespolitiker aus der Region sagen ihre Unterstützung zu
  • 2014 ist eine Förderlücke von 23,8 Millionen angefallen – insgesamt sind es 274 Millionen

Die Politik unterstützt die Krankenhäuser der Region bei ihrer Forderung nach mehr Fördermitteln vom Land NRW, um den jahrzehntelangen Investitionsstau abarbeiten zu können. Regional-, Landes- und Bundespolitiker haben gegenüber den Vertretern der Siegen-Wittgensteiner und Olper Kliniken bekräftigt, sich für eine vernünftige Finanzausstattung einzusetzen, um die Qualität der medizinischen Versorgung in der Region – und den Fortbestand der Krankenhäuser – nicht zu gefährden.

Worum geht es?

Um die Finanzierung der Krankenhäuser. Die Kosten des laufenden Betriebs werden über die Krankenkassen finanziert, die Mittel für Investitionen, also Bausubstanz und Ausstattung, zahlt das Land NRW. Die Kliniken in Siegen-Wittgenstein haben hier einen Bedarf von jährlich 34,1 Millionen Euro, die Landesregierung stellt aber nur 10,3 Millionen zur Verfügung (2014). Die Lücke: 23,8 Millionen – und in dieser Größenordnung geht das schon seit Jahrzehnten so, so dass sich ein Investitionsstau von 274 Millionen Euro aufgebaut hat – nur in Siegen-Wittgenstein.

Wie ist die Situation in den Kliniken?

Die Gebäude sind teils mehrere Jahrzehnte alt, heute werden teils doppelt so viele Patienten dort behandelt wie vor 40 Jahren – die Infrastruktur passt nicht mehr. Krankenhausmedizin hat sich verändert, „es fehlen Pflegestützpunkte, Intensivstationen sind zu klein“, so Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer des St. Marien-Krankenhauses.

Landrat Andreas Müller verweist auf die Kooperationsprojekte über die Träger und Kreisgrenzen hinweg, etwa das jüngst an den Start gegangene Herz- und Gefäßzentrum Südwestfalen: „Für eine optimale Versorgung in der Region müssen wir uns weiter zusammenraufen.“

Bertram Müller, Geschäftsführer des Kreisklinikums pflichtet bei: „Die Menschen in der Region sind auf hohem Niveau versorgt, nur die wenigsten Krankheiten können nicht vor Ort behandelt werden.“ Das müsse um jeden Preis erhalten werden – und das könne infrage gestellt sein, wenn die Finanzierung nicht gesichert sei.

Was sagt die Landesregierung?

„Wir sprechen uns für eine pauschale Investitionskostenförderung und eine deutliche Erhöhung der Investitionsmittel aus [...]“, heißt es im Regierungsprogramm der CDU, ähnlich formuliert es der Koalitionspartner FDP: 4600 Euro Fördermittel pro Krankenhausbett seien viel zu niedrig, Baden-Württemberg etwa stelle das Doppelte zur Verfügung. Entsprechend ist es im Koalitionsvertrag festgehalten – „das sind klare Aussagen, aber noch keine konkreten Zahlen“, so Hans-Jürgen Winkelmann. „Absichtserklärungen reichen nicht.“

Was sagen die heimischen Politiker?

„Alles hängt mit allem zusammen“, so MdB Willi Brase (SPD). Er sehe sich in dieser Frage nicht als Parteipolitiker, sondern als regionaler Interessensvertreter – und vor diesem Hintergrund sei es sehr zu bedauern, dass dem Kabinett Laschet kein einziger Südwestfale als Minister angehöre. Gemeinsam mit allen politischen Mandatsträgern müsse man nun dafür sorgen, dass Südwestfalen als Gesundheitsregion nicht untergehe. „Die Finanzierung für den ländlichen Raum muss sich ändern“, betont die Olper Bundestagsabgeordnete Petra Crone, ebenfalls SPD, größere Flächen hätten andere Bedürfnisse.

Und wenn die Mittel nicht erhöht werden?

Dann setzt Medizintourismus ein, sagt Stefanie Wied, Geschäftsführerin der DRK-Kinderklinik – die Patienten gehen dorthin, wo ihren Ansprüchen genügt wird: außerhalb der Region. Und gute Arbeitsbedingungen zögen ja auch medizinischen Nachwuchs an: „Die suchen nach den Arbeitsplätzen mit der besten Ausstattung.“

„30 Jahre Investitionsstau sind natürlich nicht auf einen Schlag behoben“, sagt Winkelmann. Der Abbau werde sicherlich 20 Jahre dauern – aber wenn die Fördermittel reichlicher flössen, sei das sicherlich ein wichtiger Schritt, um die Lücke zu schließen und weiter investieren zu können.

Welche Rolle spielt die Uni?

Die Ärzteausbildung in der Region über das Vorhaben „Medizin neu denken“, für das die Uni Siegen mit Hochschulen in Bonn, Mainz und Rotterdam kooperiert, sei ein Vorteil für die Finanzierung, so Volkmar Klein, Bundestagsabgeordneter der CDU.

Hans-Jürgen Winkelmann betont, dass auch dafür Fördermittel nötig seien, weil die Siegerländer Krankenhäuser, in denen Ärzte künftig mit ausgebildet werden könnten, die nötige Infrastruktur und Personal nicht aus Eigenmitteln bezahlen könnten. Auch hier gibt es bislang nur eine Absichtserklärung der neuen Landesregierung – keine konkrete Summe.

>>>>INFO: Eckdaten der Krankenhäuser in Siegen-Wittgenstein-Olpe

  • 10 000 Mitarbeiter sind in den Kliniken der Region beschäftigt.
  • 500 000 Patienten werden jedes Jahr versorgt.
  • 650 Millionen Euro beträgt das jährliche Umsatzvolumen.

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