Siegen. Ende einer Erfolgsgeschichte nach zehn Jahren: Lehrstellen-Lage ist so gut, dass junge Menschen kaum noch Lust haben, neben der Schule zu lernen.
- Absolventen des IHK-Projekts erhalten zum letzten Mal Zertifikate
- Vor zehn Jahren wegen extrem niedriger Vermittlungsquoten gegründet
- 1033 Schüler nahmen während der Projektlaufzeit teil
Das „Haus der Berufsvorbereitung“ (HdB) wird nicht mehr angeboten. Mehr als zehn Jahre hatten junge Menschen beim Projekt des IHK-Berufsbildungszentrums (bbz) die Möglichkeit, sich neben der Schule für ihre Berufsvorbereitung zu engagieren – mittlerweile stehen die Chancen auf dem Lehrstellenmarkt für Jugendliche so gut, dass es schwer geworden sei, Schüler zu motivieren, neben der Schule ihre Freizeit hier zu investieren, so bbz-Geschäftsführer Klaus Fenster. Zum letzten Mal erhielten jetzt Absolventen des Hauses der Berufsvorbereitung ihre Abschlusszertifikate.
„Leistung lohnt sich“, lobte Dr. Jaxa von Schweinichen, Vorsitzender des bbz, das hätten die Absolventen der letzten Teilnehmergruppe bewiesen.
Gründung
Das Haus der Berufsvorbereitung startete vor zehn Jahren als Projekt des Berufsbildungszentrums (bbz) der IHK Siegen. Motivation und Zielsetzung war für Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen und Projektinitiator, klar: „Auslöser waren die extrem niedrigen Vermittlungsquoten in Ausbildung, insbesondere für Hauptschüler mit unter 20 Prozent.“ Daraus entstand die Idee, präventiv in Ausbildung zu investieren. „Die wenigsten Akteure in Unternehmen und Schulen glaubten anfangs wirklich, dass diese Grundüberlegung erfolgreich umgesetzt werden könnte“.
Dass die Idee aufgegangen ist, verdeutlicht die durchschnittliche Vermittlungsquote von 87 Prozent. In der gesamten Projektlaufzeit haben 1033 Schüler am „Haus der Berufsvorbereitung“ teilgenommen, 900 von ihnen konnten in eine Ausbildung vermittelt werden. In ihrem letzten Schuljahr investierten die Teilnehmer freiwillig rund 480 Stunden ihrer Freizeit, um die Chance auf einen Ausbildungsplatz in ihrem Wunschberuf zu erhöhen. Neben theoretischen und berufspraktischen Inhalten wurden den Teilnehmern auch wichtige persönliche und soziale Kompetenzen vermittelt, mit Bewerbungstrainings, Teambildungsmaßnahmen oder Knigge-Schulungen. Ehemalige Teilnehmer berichten von ihrem Werdegang, ihren Erfahrungen: Mitschüler gingen im Sommer ins Freibad, trafen sich nach der Schule mit Freunden – die HdB-Teilnehmer lernten zweimal pro Woche nachmittags. Heute stehen sie im Berufsleben.
Reaktionen
Die Überzeugung des Kreistags, das Haus der Berufsvorbereitung finanziell zu fördern, „war einfach, da der Lehrgang beispielhaft in Vorgehensweise und Vermittlungserfolg war“, so Landrat Andreas Müller.
Klaus Vetter, Ehrenpräsident der IHK Siegen, hat das Projekt ebenfalls über viele Jahre begleitet und unterstützt und nicht zuletzt Teilnehmern auch in seinem Unternehmen eine Perspektive geboten.
Carsten Tillmann, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Siegen, nannte das Haus der Berufsvorbereitung „genau das richtige Projekt zur richtigen Zeit“. Er begründete das insbesondere mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit vor zehn Jahren und dem von Unternehmen beklagten Mangel an Schlüsselqualifikationen bei Schülern.
Zukunft
Das Siegener Modell hat bundesweit viele Nachahmer gefunden. Prof. Georg Neumann, Vertreter der Grohe-Stiftung, Projektförderer der ersten Stunde, blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Mit diesem Projekt sei man für die Zukunft gewappnet, falls es die Lage am Ausbildungsmarkt wieder verlangen sollte.
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