Siegen. Das Trio „Bombastics“ hat mit einer witzigen und bunten Show die Gäste am Oberen Schloss in Siegen begeistert.

Waren sie noch nie auf der Bühne? Scheint so, denn der Bassist mit dickem Kopf, ausgestopftem Bauch und viel zu kleinem Hut braucht einen Zollstock, um das Terrain zu vermessen – und bastelt aus dem Zollstock den noch fehlenden Mikrofonständer. Und nun weiß auch der letzte der Zuschauer, dass dies kein „normales Konzert“ wird. Eher eine Comedy-Show mit vorzüglicher Musik.

Jeder der Drei hat eine Rolle, die ihm auf den Leib geschneidert ist: Der distinguierte, vornehme Ukulele-Spieler mit Frack, Hut und Fliege und stets leicht spöttischem Lächeln, der gemütliche Bassist, der es faustdick hinter den Ohren hat, vor allem, wenn dann und wann sein Temperament mit ihm durchgeht, und die handfeste Schweizer Sennerin mit der Blume im Haar, Umhänge-Täschchen und geringelten Kniestrümpfen, eine Wuchtbrumme mit unfassbarer Gesichtsakrobatik.

Internationales Musikprogramm

Ihr musikalisches Programm: Swing aus aller Herren Länder, Regionales, mal aus der Schweiz und Italien, mal aus Russland und vor allem Blues. Sie verfremden und veralbern alles auf so hohem Niveau, dass einmal auch dem Rezensenten der Kugelschreiber vor Lachen aus der Hand fällt. Und so wird aus dem Publikum ein Mitsing-Rudel, ohne dass die drei auf der Bühne viel dazu tun müssen.

Der Vornehme freut sich: „Siegen klingt wie Nashville-Tennessee.“ Und bedankt sich mit dem Pop-Klassiker „Heartbreak-Hotel“ von Elvis Presley, den er vorher sehr wörtlich übersetzt: „Herzbrech-Hotel. Seit mein Säugling mich verließ, fühlen so einsam. Sie könnten versterben.“

Vieles auf der Bühne geschieht ganz ohne Worte, nur mit Mimik und Gestik, vor allem, wenn die Bombastics, jeder auf seine Weise, um die Gunst des Publikums buhlen. Der Dicke wagt sich an ein Publikums-Wettsingen unter Einbeziehung der beiden Tontechniker Niklas und Sebastian. Klappt perfekt, weil alle mitmachen. Und als es im Schlosshof fast dunkel ist, gehen die Künstler mitten ins Publikum, unter Verzicht auf jegliche akustische Verstärkung.

Ein Hauch von Lagerfeuer-Romantik entsteht. Schließlich mutiert der Zollstock vom Mikrofonständer zu Alpengipfeln. Passend dazu ein Lied aus den Bergen, der Heimat der Sennerin, in Tessiner Mundart mit Jodel-Zutaten. Dann gibt der Vornehme die Parole aus: „It’s Jazz-Time!“ Er zelebriert den Blues „The Water is weg, Sabine, Sabine“ mit schräger Prosa: „Als das Flusspferd an meine Tür klopfte, dachte ich, es käme ob des Wassers. Doch ich täuschte mich. Es hatte bereits getränkt.“

Ein wunderbarer Abend mit kreativen Künstlern, die auch Oper, Magie und Drama können, muss ja ungewöhnlich enden: Mit einer italienischen Tarantella, dem Tanz der Spinnen. Und die Spinnen sind die Zuschauer, die sich freiwillig und begeistert mitdrehen.

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