1 Was unterscheidet das Fasten bei Muslimen und Protestanten?
Das ist eine spannende theologische Frage. Zunächst gibt es in der Bibel kein Fastengebot, außer für die Juden am Feiertag Jom Kippur. Im Islam hingegen stellt der Ramadan eine der fünf Säulen der Religion dar, also als eine Art Pflichtübung, die alle Gläubigen befolgen sollen. Wir Christen fasten dennoch in der Zeit vor Ostern, in Erinnerung an die Passion Christi, der auch 40 Tage und Nächte in der Wüste aushielt, bevor er das Himmelreich verkündete. Ein Muss ist diese Praxis aber nicht. In beiden Religionen geht es beim Fasten aber um dieselbe Sache. Wir entsagen so etwas Elementarem wie unserem täglich Brot und lernen so, bewusster zu leben.
2 Warum sind solche Veranstaltungen wie der Open-Air-Iftar unersetzlich?
Besonders in Zeiten, in denen Muslime regelrecht durch die Medien getrieben werden, finde ich es enorm wichtig, Toleranz und Zusammenhalt mit den friedlichen Kreisen zu leben. Ich arbeite mit wunderbaren Menschen muslimischen Glaubens zusammen, mit denen ich mich außerdem für einen Raum der Stille an der Universität stark mache. Zusammen träumen wir von einer friedlichen Koexistenz der Religionen und haben viel Spaß bei der Arbeit. Im Endeffekt ticken wir doch alle ähnlich, atmen dieselbe Luft und essen dasselbe Brot. Ich bin daher sehr froh, dass wir solche Feste gemeinsam feiern können.
3 Woran hapert die Verständigung zwischen dem Religionen in unserer Gesellschaft?
Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, es wird oft vergessen, dass ein fremder Lebensstil, eine fremde Kultur, eine fremde Religion nicht falsch sind, sondern einfach nur anders. Und das ist nichts Schlechtes. Außerdem müssen wir viel mehr den Dialog suchen und miteinander reden statt nur übereinander. Nur so kann Angst wirklich abgebaut werden. Der Tag der Religionsfreiheit am 3. Juli ist ein wichtiger Weg, um für mehr Verständnis zwischen den Religionen zu sorgen.