Hilchenbach. . Die evangelische Kirchengemeinde Hilchenbach hat gegen ein neues Gemeindezentrum gestimmt und will das Gemeindehaus in Allenbach erhalten.

  • Die evangelische Kirchengemeinde Hilchenbach hat gegen ein neues Gemeindezentrum gestimmt
  • Geplant ist eigentlich ein Anbau an das Pfarrhaus am historischen Kirchplatz
  • Vor allem der Platz im geplanten Neubau bereitet den Gemeindemitgliedern Sorgen

Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hilchenbach wird sich bis 2025 neu aufstellen. Doch die Gemeinde geht den Weg, den das Presbyterium beschlossen hat, nicht mit. Eine Gemeindeversammlung hat am Montagabend das Prebyterium aufgefordert, seine Entscheidung über die kirchlichen Gebäude aufzuheben. Das Vorhaben, die beiden Gemeindehäuser in Allenbach und Hilchenbach und die Kapelle in Helberhausen aufzugeben und dafür auf dem historischen Kirchplatz ein Gemeindezentrum an das bisherige Pfarrhaus anzubauen, wurde heftig diskutiert.

Das Projekt: Neuanfang am historischen Kirchplatz Hilchenbach

„Wir machen das Ganze aus einer tiefen Notwendigkeit heraus“, sagte Pfarrerin Roswitha Scheckel zu den Gebäudeplänen. Die Gemeinde müsse sich zukunftsfähig aufstellen. Drei Gründe gibt es dabei für die Neustrukturierung: Als erstes den demografischen Wandel. „Die Kinder, die nicht geboren sind, kann ich nicht taufen“, sagt Roswitha Scheckel. Jedes Jahr verliere man 1,5 Prozent an Gemeindemitgliedern. Momentan sind 5300 Menschen Mitglied. Die zweite Ursache sei das Neue Kirchliche Finanzsystem (NKF), bei dem die Kirchengemeinde für jedes ihrer Gebäude Rücklagen einstellen oder investieren müsse.

Auch die Personalsituation sei ein Grund. Von den jetzigen Hilchenbacher Pfarrern gehen alle bis 2025 in den Ruhestand. Die Auslastung im Gemeindehaus An der Sang sei zu gering und der Renovierungsbedarf enorm, erklärte Roswitha Scheckel. „Es kann nur eine Zentrierung am Kirchplatz geben.“ Zwischen Pfarr- und Konfirmandenhaus soll dort ein barrierefreier Neubau errichtet werden mit Gruppenräumen, Küche, Toiletten und Versammlungssaal.

„Der Neubau bedeutet, wir fangen neu an. Wir müssen zusammenkommen und zusammenwachsen“, sagt die Pfarrerin. Der Hilchenbacher Architekt Matthias Krämer stellte schließlich den Vorentwurf des Neubauensembles vor. Er zeigte auch seinen alternativen zweiten Entwurf der Pläne für die Renovierung des Gemeindehauses An der Sang. Bei beiden Entwürfen gehe es vor allem um die Barrierefreiheit und auch um die Denkmalpflege. Der Neubau am Kirchplatz würde sich auf eine Summe von 1,3 Millionen Euro belaufen, sagte Dieter Viehöfer, Finanzkirchmeister des Presbyteriums.

Die Debatte: Zu wenig Platz im neuen Gemeindezentrum – Sorgen um die Akustik

„Ich bin erschüttert, es ist schlimmer, als ich gedacht habe“, war die erste Reaktion eines Gemeindemitglieds. „Ich finde es schade, dass man es so spät erst erfährt, aus der Presse heraus“, sagte eine andere Teilnehmerin. Die Gruppenräume seien deutlich kleiner als im bisherigen Gemeindehaus. Bedenken über zu wenig Platz für die Jugendarbeit wurden geäußert.

„Wir bauen so, dass hier nie wieder ein Pfarrer am Ort sein kann“, hieß es weiter aus den Reihen der Kritiker. Es würde eine „Zukunft zum Schrumpfen“ geplant. Weitere Kritik kam von den Musikern, die fragten, ob die Decken für einen guten Ton ausreichend hoch seien. „Hier sind 90 Prozent dafür, das Gemeindehaus zu erhalten“, wurde aus dem Publikum gerufen. Dass das Gemeindehaus An der Sang aufgegeben werden müsse, liege nur daran, dass man 25 Jahre lang dort nichts gemacht hätte, sagte ein Teilnehmer.

Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des Kirchenkreises Siegen, versuchte die Gemüter zu beruhigen. Dennoch wurde nach einer hitzigen Diskussion der Antrag von einem Gemeindemitglied gestellt, die Entscheidung des Presbyteriums über die Gebäudeplanung aufzuheben. Versammlungsleiter Martin Debus stellte ihn zur Abstimmung: 76 Gemeindemitglieder stimmten dafür, 58 dagegen.

„Ich fühle große Traurigkeit“, sagte Pfarrer Herbert Scheckel nach dem Ergebnis. „Ihre Entscheidungen gehen in die Richtung, es soll alles so bleiben, wie es ist“, sagte Peter-Thomas Stuberg. „Ich hoffe nicht, dass eine Gemeinde abbricht oder stirbt, wenn sie ein Gebäude aufgibt“, sagte Pfarrer Rüdiger Schnurr. Er geht 2018 in den Ruhestand und wird dann mit seiner Familie aus dem Pfarrhaus ausziehen, das nach der Planung des Presbyteriums dann für Jugendräume genutzt werden soll.

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