Deuz. . Entspannte Stimmung und straffes Programm. An drei Tagen lösen sich 29 Bands auf den Bühnen ab. Zum Chillen gibt es die Freak Seats

  • Rock-Fans aus aller Welt kommen zum Freak Valley Festival auf dem Deuzer AWO-Gelände
  • Entspannte Stimmung bei dicht gedrängtem Programm: An drei Tagen 29 Bands auf zwei Bühnen
  • Wie immer verwandelt sich eine Pferdekoppel bei Beienbach zum Camp für die Dauergäste

„Welcome to Freak Valley.“ Das auffällige Holzschild sowie dumpfe Bässe und melodische Gitarrenriffs begrüßen jeden, der an diesem Wochenende auf das AWO-Gelände in Deuz fährt. Hier jährt sich zum sechsten Mal das Stoner-Rock-Festival „Freak Valley“, das stets mehrere tausend Besucher anlockt.

Vor dem Eingang

Vor dem Eingang ergeben sich die ersten Gespräche: „Where are you from?“ „Netherlands!“ Schon in der Warteschlange wird klar, wie international das Festival ist – die Bands kommen unter anderem aus den USA, Italien, Schweden, den Niederlanden, Großbritannien, sogar Japan. Und ihre Fans stehen ihnen offensichtlich in nichts nach. Viele haben eine weite Reise auf sich genommen, um die drei Tage unter freiem Himmel auf dem Gelände mit den zwei Bühnen genießen zu können. „Ich war schon letztes Jahr hier, das Festival ist schön klein, man hat genug Platz“, erklärt ein junger Mann aus den Niederlanden. Seine Oberarme zieren Tattoos. Viele der Besucher sind tätowiert, manche auffälliger, andere dezenter. Auch die Kleidung spiegelt das Flair des Festivals wider: Viele tragen weite Hosen, Röcke, Kleider oder die gute alte „Kutte“ – eine Jeansjacke mit Bandlogo-Aufnähern.

Trotz gut organisierter und gründlicher Kontrollen ist von etwaiger Angst vor einem Anschlag, wie noch vor einigen Wochen bei Rock am Ring, nichts zu spüren. Alle sind kooperativ und friedlich, niemand wird laut.

Vor der Bühne

Auch auf dem Gelände selbst ist eine gewisse Woodstock-Stimmung nicht von der Hand zu weisen. Auf der großen Grasfläche vor der Hauptbühne liegen viele Fans auf der Wiese und genießen die Musik ganz ohne Hektik, in der Luft hängt der Geruch von süßlichem Rauch. Auch weiter vorne ist von der üblichen Konzert-Enge oder Spannung nichts zu spüren. Zu den psychedelischen Klängen der schwedischen Band „Maidavale“ bewegen sich die Fans im Takt – oder auch nicht. Jeder scheint hier seinen eigenen Rhythmus zu haben, manche headbangen sogar zu den rockig-verträumten Songs.

Dabei sind gar nicht alle wegen der Musik hier. „Ich kenne die Bands zwar nicht, aber die Stimmung ist der Hammer“, so eine Besucherin, deren Arme mit vielen bunten Festivalbändchen geschmückt sind. Für einige ist das Festival nur eines von vielen, andere besuchen nur das Freak Valley und sind seit Anfang an dabei. „Es wird jedes Jahr besser“, freut sich ein Mann mit langen dunklen Haaren und schwarzer Sonnenbrille. Hier sitzen Metalheads neben Stoner-Rock-Fans im Gras, bunte John-Lennon-Brillen treffen auf schwarze Bandshirts. Die langen Haare gehören bei mindestens der Hälfte der männlichen Besucher zur Grundausstattung, aber auch Dreadlocks sind in allen Variationen vorhanden. Außerdem sind alle ausnahmslos freundlich und hilfsbereit. Man kommt schnell ins Gespräch, wenn man will.

Auf der Wiese

Auf einem Wiesenstück sind alte Sofas und Couches aufgestellt und bilden zusammen mit Holzbänken einen Platz zum Niederlassen und Ausruhen, bevor es wieder vor die Bühne geht. Auch die AWO hat in den Siegener Werkstätten etwas zum „Chillen“ gebaut: Die so genannten „Freak Seats“ sind Campingstühle aus Holz, die ganz einfach zusammengesteckt und mitgenommen werden können, bevor sie wieder zum Einsatz kommen. Inzwischen haben „Maidavale“ ihren letzten Song gespielt, eine Zugabe gibt es leider nicht, denn das Bühnenprogramm ist straff: Am Donnerstag spielen sieben Bands bis viertel vor eins morgens, Freitag und Samstag geht es schon um elf Uhr los, weil jeweils elf Bands auftreten.

Auch durch einen heftigen Gewitterschauer während des nächsten Acts – „Orango“ aus Norwegen – lassen sich die Besucher nicht unterkriegen: Da werden Regenschirme ausgepackt, Planen als Capes umfunktioniert, und weiter geht’s. Nach dem matschigen Spaß im letzten Jahr sind offensichtlich alle abgehärtet – richtige Freaks eben.

>>> Info

Ausrichterdes Freak Valley Festivals ist ein Verein: die Siegener Rock Freaks um Jens Heide. Für die Gastfreundschaft der AWO bedanken sich die Veranstalter jedes Jahr mit einer Spende. Auf einer Pferdekoppel bei Beienbach ermöglicht ein Landwirt den Besuchern das Zelten mit Shuttlebus-Anschluss.