Netphen. . Das Leitbild ist eine Hand. Jede Klasse bekommt eine, jedes Kind verpflichtet sich mit seinem Namen darauf: „Sich anstrengen“, steht auf dem Daumen. „Friedlich“, „freundlich“, „aufmerksam“, „achtsam“ steht auf den vier Fingern. Für die knapp 300 Mädchen und Jungen der Grundschule Netphen eine Selbstverständlichkeit. Die Großen tun sich da schwerer. Mancher wird sich erinnern, wenn am Samstag Schulfest gefeiert wird: Zehn Jahre Grundschulverbund.

  • Zwei Grundschulen sind in zehn Jahren zusammengewachsen. 18 Lehrkräfte und fast 300 Kinder
  • Zum Jubiläum wird ein Schulfest gefeiert. Hübbelbummler pendelt zwischen beiden Standorten
  • Das Leitbild ist eine Hand. Der Daumen steht für „Sich anstrengen“

Das Leitbild ist eine Hand. Jede Klasse bekommt eine, jedes Kind verpflichtet sich mit seinem Namen darauf: „Sich anstrengen“, steht auf dem Daumen. „Friedlich“, „freundlich“, „aufmerksam“, „achtsam“ steht auf den vier Fingern. Für die knapp 300 Mädchen und Jungen der Grundschule Netphen eine Selbstverständlichkeit. Die Großen tun sich da schwerer. Mancher wird sich erinnern, wenn am Samstag Schulfest gefeiert wird: Zehn Jahre Grundschulverbund.

Zusammenwachsen

„Das hat ganz viel Kraft gekostet“, erinnert sich Annette Kramps, die seit 1991 an der Grundschule in Niedernetphen unterrichtet und 2013 Rektorin wurde. 2006, kurz vor den Sommerferien, gab es vor dem Rathaus sogar Demonstrationen, als der Rat aus vier Grundschulen zwei Verbünde machte — nicht wie heute, weil Schülerzahlen nicht mehr ausreichten. Sondern weil zwei Schulleiterstellen im Stadtgebiet eingespart werden konnten. Niedernetphen und Obernetphen: Wer weiß, dass an der Grenze zwischen beiden Ortsteilen in der Bahnhofstraße zwölf Hausnummern einfach weggelassen wurden (34 neben 50, 39 neben 51), der ahnt, dass da zusammenwachsen soll, was nicht zusammengehört.

 Projektwoche: Im Werkraum wird viel mit Holz gearbeitet.
Projektwoche: Im Werkraum wird viel mit Holz gearbeitet. © Steffen Schwab

Offener Ganztag hier, 13 Plus dort. Jahrgangsübergreifende Schuleingangsstufe hier, Jahrgangsklassen dort. „Das waren echte Konkurrenten“, erinnert Annette Kramps. Die jahrgangsübergreifenden Klassen haben sie nach zwei Jahren gemeinsam eingeführt, um sie nach diesem Schuljahr zusammen abzuschaffen. Inklusion und Integration führen dazu, dass die Altersspanne der Lernanfänger riesig wird — von fünf bis neun Jahren. „Das passt die Mischung nicht mehr.“ Unterschiede, die bleiben, sind eher äußerlich. Die Klassen a und b finden sich in Nieder-, die Klassen c in Obernetphen. Und beide haben einen eigenen Förderverein, nach wie vor. „Die arbeiten zusammen“, betont Annette Kramps aber, die immer noch stolz auf den Zeltaufbau mit vereinten Kräften bei der ersten Zirkuswoche ist. Auf ein- und dieselbe Rechnung gingen natürlich auch die Schul-T-Shirts. „Da kriegen wir mehr Rabatt.“ Für das Musical gehen die Nieder- und Obernetpher Kinder einmal im Jahr gemeinsam auf die Bühne der Georg-Heimann-Halle. Am Anfang haben sie dafür noch getrennt geprobt.

Projektwoche: Ist Knete schwerer als Wasser?
Projektwoche: Ist Knete schwerer als Wasser? © Steffen Schwab

Zusammensein

16 Klassen, 18 Lehrerinnen — also: eigentlich 17 und nur noch ein Lehrer, weil der andere, Mario Zeiske, als Schulleiter nach Hainchen ausgeliehen ist. Zu wenig Männer? „Ich habe ja noch den Hausmeister“, sagt Annette Kramps. Ohne Eduard Buravcev würde wohl manches nicht laufen. Vom Konzept des Verbunds und der großen Einheit ist die Rektorin überzeugt: „Das ist keine Notlösung.“ Das Team kann es verkraften, dass eine Kollegin sich zur Beratungslehrerin, eine zur Sonderpädagogin fortbildet — kleine Einheiten täten sich mit den damit ­einhergehenden Stundenausfällen schwer. Kleine Kollegien, glaubt Annette Kramps „schmoren schnell im eigenen Saft — das ist nicht gut für eine Schule.“

Projektwoche: Im Werkraum entstehen unter anderem Tiere aus Holz.
Projektwoche: Im Werkraum entstehen unter anderem Tiere aus Holz. © Steffen Schwab

Zusammenbleiben

In den Klassenräumen passieren merkwürdige Dinge: Hier wird Knete in einem Wasserglas versenkt, dort eine Schildkröte bemalt, im Werkraum entsteht ein Holzmodell der Titanic. Naturwissenschaften stehen im Mittelpunkt der Projektwoche, deren Ergebnisse beim Schulfest ausgestellt werden. „Wir würden gern noch ein bisschen MINT-lastiger“, sagt Annette Kramps. Sonst noch Wünsche? Klar: WLAN auch für Obernetphen, eine Kiss-And-Go-Zone für Elternautos, generell mehr Schulpsychologen und Integrationskräfte.

Projektwoche
Projektwoche © Steffen Schwab

Draußen, auf dem dank Tankstellenbau am Kreisel größer und heller gewordenen Schulhof, passiert demnächst noch ganz viel: Das Holz für die Sitzecke ist ausgesucht, der Platz für das neue Spielgerät vorbereitet, die Spielfelder (sogar für Mühle) von Lehrerinnen und Eltern aufgezeichnet. Alan, den Labradoodle, interessiert das übrigens nicht. Der Schulhund, seit fast zwei Jahren freundlicher Begleiter der Kinder, schlummert. Er darf das.

>>> Info

Schulfest wird am Samstag, 10. Juni, von 11 bis 16 Uhr gefeiert. Zum Finale werden die besten Flitz-Kidz-Klassen geehrt — vier Wochen lang haben sie ihre Schritte gezählt. Zwischen beiden Standorten pendelt der Hübbelbummler.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.