Siegen. . Polizeihund Maximus und sein Herrchen Stephan Jungius arbeiten bei der Polizei Siegen-Wittgenstein. Ein Einblick in ihre Arbeit:
- Maximus und sein Herrchen Stephan Jungius sind seit Anfang 2017 bei der Polizei Siegen-Wittgenstein
- Klassischerweise wird er bei Demonstrationen, Fußballspielen oder Durchsuchungen eingesetzt
- Die Hunde sollen dabei helfen, Täter abzulenken und sie so später zu stellen
„Maximus ist ein Schutzhund und unterstützt bei der Arbeit mit gefährlichen Gegenübern“, sagt Hundeführer Stephan Jungius (41). Der Rüde ist einer von drei Diensthunden der Polizei im Kreis Siegen-Wittgenstein.
Jungius und sein Hund sind seit Anfang des Jahres ein Team. Sie fahren gemeinsam Streife und unterstützen ihre Kollegen, wann immer sie gebraucht werden. Bald soll Maximus auch noch zum Spürhund ausgebildet werden. Der viereinhalb Jahre alte belgische Schäferhund unterstützte bisher die Polizeibeamten in Köln.
Einsatzgebiete
Klassische Einsatzgebiete für Polizeihunde sind unter anderem Demos und Fußballspiele sowie polizeiliche Such- und Durchsuchungsmaßnahmen. „Ein Hund hält rund zehn bis fünfzehn Leute in Schach. Das spart Personal“, so Stephan Jungius. Erlangt die Polizei Hinweise, dass sich ein Einbrecher noch in einem Gebäude befinden könnte, wird Maximus eingesetzt. Das Tier erschnüffelt und findet Personen auch in großen Gebäudekomplexen.
Den Kriminellen werde zuvor die Chance gegeben, das Objekt freiwillig zu verlassen. Nehmen sie das nicht in Anspruch, gebe es laut Jungius zwei Möglichkeiten, wenn der Hund sie findet: 1.) „Der Täter bleibt stehen, der Hund zeigt an und bellt“, so der Polizist. Das Tier wartet bis zum Eintreffen des Hundeführers – ohne zu beißen. Oder 2.) „Der Täter läuft weg oder ist aggressiv, dann darf der Hund beißen“, sagt Stephan Jungius.
Hund soll Täter ablenken
Der Täter soll in eine Situation gebracht werden, in der er sich zwangsläufig mit dem Tier beschäftigt – ein taktischer Vorteil für die Beamten.
Aber auch bei Fällen von häuslicher Gewalt macht das Erscheinen eines Diensthundes bei den Tätern Eindruck, sagt der 41-Jährige. Anblick und Anwesenheit würden oft schon ausreichen, um die Situation zu entspannen.
Sicherheit im Dienst
In dem Streifenwagen hat der Hund einen sicheren Transportkäfig und kann bei Bedarf herausgeholt werden. Ob das infrage kommt oder nicht, entscheidet der Hundeführer. Er verschafft sich einen Überblick und klärt, ob sich beispielsweise bei einem Einbruch noch Angestellte im Gebäude befinden.
„Der Hund würde jeden nehmen“, erklärt Jungius. Deshalb werde das Tier nur geschickt, wenn sicher ausgeschlossen werden könne, dass sich kein Personal mehr im Gebäude befindet. Bei Kindern bleibt das Tier an der Leine.
Unterstützung vom SEK anfordern
Das Tier hat beim Verlassen des Käfigs eine Erwartungshaltung. Die Hunde sind hochtriebig. Einen Einsatz sollen sie möglichst unbeschadet überstehen. „Der Hund muss einiges durchstehen. Verletzungen können schon vorkommen – auch beim Training. Der Hund unterscheidet da nicht; er gibt immer Vollgas“, sagt Stephan Jungius.
Es sei zwar immer das Ziel, die „Lage mit dem Hund zu bereinigen“, sagt Stephan Jungius. Dennoch könne nicht jede Situation mit einem Tier gelöst werden: Wenn mit Schusswaffen oder Messern zu rechnen sei, dann übernehme das Sondereinsatzkommando SEK.
Polizeihunde in der Ausbildung
Gute Hunde wachsen nicht auf dem Baum. Sie haben einen ideellen und wirtschaftlichen Wert“, sagt Hundeführer Stephan Jungius. Ein komplett ausgebildeter Schutzhund koste rund 15 000 bis 20 000 Euro. Die Ausbildung ist sehr zeitintensiv. Für einen Lehrgang zum Spürhund fallen weitere 15 000 Euro an, so Jungius. Die Tiere zahlt das Land – meist sind es wegen Arbeitswillen, Größe und Kraft Schäferhunde. Sie stammen von Züchtern oder Privatpersonen und werden einer eingehenden Charakterprüfung unterzogen. Ängstlich dürfen sie nicht sein, gerne aber misstrauisch. „Wichtig ist, dass das Tier einen Beutetrieb hat“, erklärt Jungius. Trainiert werden die Hunde an unterschiedlichen Orten, um sie mit möglichst vielen Situationen vertraut zu machen. Durch positive Bestärkungen und ohne Druck prägen sie sich Bilder ein, die sie im Ernstfall abrufen.
Lehrgang für Beamte
Derzeit bereitet sich der Polizist Ioannis Shinas (27) mit seinem jungen holländischen Schäferhund auf den speziellen 16-wöchigen Lehrgang für Diensthundeführer ab August vor. Dort wird er lernen, wie er als Hundeführer zu agieren hat und wie er das Tier richtig ausbildet. Gemeinsam müssen die beiden eine Prüfung ablegen.
Polizeihunde in Rente
Hund und Herrchen bilden ein enges Team: „Es ist eine sehr große Bindung. Wir sind Tierpfleger und deshalb immer im Dienst. Ganz abschalten geht nicht“, sagt Stephan Jungius. Das mache, vor allem bei misstrauischen Hunden, privat auch einsam, da der Hund nicht zwischen Dienst und Freizeit unterscheide und potenziell jeden Menschen kritisch beäugt, so der Polizist.
Neben Maximus hat der Diensthundeführer auch seinen alten vierbeinigen Kollegen (5) Zuhause. Denn das Tier hat ein Rückenleiden und kann nicht mehr im Dienst eingesetzt werden. „Der alte Mann hat mir einige Leute vom Leib gehalten und Täter gestellt. Er hat viel gemacht und gelernt.“
Da das Tier trotz Rente gefährlich sei und einen erfahrenen Halter benötige, kümmert sich der Beamte weiter um ihn. „Man muss den Hund im Griff haben“, erklärt der Polizist.
Eigene Kapazitäten checken
Doch nicht jedes Tier kann seinen Ruhestand bei einem der Hundeführer verbringen. Einige werden verkauft. „Man versucht natürlich, den Hund so lange es geht bei sich zu halten. Aber man muss die Kapazität Zuhause checken“, sagt der angehende Diensthundeführer Ioannis Shinas.
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