Netphen. . Eine Welle der Solidarität: Vereine, Institutionen, Privatleute helfen Manfred Spies und Sohn Axel. Ein Benefizkonzert mit „Kühlschrank“ steigt.

  • Große Hilfsbereitschaft für Familie Spies in Netphen und weit darüber hinaus
  • Benefizkonzert am 19. Mai mit Band „Kühlschrank“ in Georg-Heimann-Halle
  • Vereine, Institutionen und Privatleute legen an allen Ecken und Enden Hand an

Manfred Spies kämpft immer noch mit den Tränen. In die Trauer über den Verlust seines Hofs, den seine Eltern 1963 erbauten, in dem er wenig später geboren wurde, mischen sich Tränen der Dankbarkeit und der Rührung: Eine Welle der Hilfsbereitschaft hat Netphen erfasst, seit Spies’ Hof in der Nacht des 21. April durch ein Feuer schwer beschädigt wurde.

Ehrenamt, Hauptamt, Freunde, Bekannte, Vereine und völlig Fremde boten ihre Hilfe an, spendeten Kleidung und Geld, boten Spies und seinem Sohn Axel Unterkunft, halfen bei ersten Arbeiten auf dem Gelände. Am Freitag, 19. Mai, findet in der Georg-Heimann-Halle ein Benefizkonzert statt, bei dem alle, aber auch wirklich alle Einnahmen dem Bauernhof Spies zugute kommen sollen.

Die Solidarität

Der Angelverein räuchert Forellen, das Altenheim backt Waffeln, eine Knobelrunde spendet ihre Einsätze, aus dem Familienförderfonds der Stadt fließt ein Betrag und überhaupt erteilt die Verwaltung auf dem kurzen Dienstweg Genehmigungen. „Egal, auf wen ich im Amt getroffen bin – alle haben getan was sie können“, sagt Manfred Spies gerührt.

Viele Maschinen sind noch unter den Trümmern der Hallen begraben.
Viele Maschinen sind noch unter den Trümmern der Hallen begraben. © Hendrik Schulz

Mehr als 250 Spenden sind inzwischen eingetroffen. Landwirte nahmen die überlebenden Tiere auf, boten der Familie ein Dach über dem Kopf, andere packten auf dem Grundstück mit an, organisierten den Wohncontainer, legten Strom und Wasser, eine Baufirma ebnete den Stellplatz.

„Man kann nur den Hut ziehen, wie schnell Sattelzug und Kran organisiert waren“, staunt Carsten Hartmann, Vorsitzender des Schützenvereins, immer noch. Manfred und Axel Spies sind übrigens amtierende Könige, die Königskette liegt noch unter den Trümmern des Hofs. Sie soll geborgen werden. Manfred Spies verspricht: „Ich lasse sie reinigen.“ „Kommt nicht in Frage“, entgegnet Carsten Hartmann, es soll eine neue angefertigt werden, die alte werde, so wie sie ist, ausgestellt.

Bauer Manfred Spies aus Netphen über die Brandnacht

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    Einmal mehr kommen Spies die Tränen. „Bei der ganzen Sache wurde noch nicht einmal ‘Nein’ gesagt“, lobt auch Frank Kretschmer, Gastronom und Konzertveranstalter (Netphen Events). Nico Eggers, Netphen-Online, fuhr gleich am Tag nach dem Feuer in seine Druckerei, um seinen Bestand an Muster-T-Shirts zu plündern, aktivierte die Aktion „Netpher in Not“, die ihr Spendenkonto zur Verfügung stellte, Heimatvereins-Chef Bernd Kühn und Steuerberater Wolfgang Decker übernahmen die Bürokratie.

    Carsten Hartmann: „In Nepthen habe ich so etwas noch nicht erlebt. Die Hilfsbereitschaft ist genial“, sagt er, bis weit über die Grenzen des Netpherlands hinaus. Bis ins Emsland, zum Partnerschützenverein Kathen-Frackel, laufen die Hilfsaktionen.

    Das Konzert

    Frank Kretschmer, Gastronom und Konzertveranstalter (Netphen Events) aktivierte seine Kontakte; noch in der Brandnacht sprach er mit der Band „Kühlschrank“, die spontan zusagte. Und einmal losgetreten, ebbte die Welle der Hilfsbereitschaft nicht ab: Die Bedienungen aus seinem Keiler-House arbeiten am 19. Mai ohne Lohn, genauso das Sicherheitspersonal.

    Netphens Bürgermeister Paul Wagener ist stolz

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      Bürgermeister Paul Wagener erfuhr am Montag, 24. April, von dem Plan, übernahm die Schirmherrschaft und stellte die Georg-Heimann-Halle zur Verfügung. Der Schützenverein übernimmt den Thekendienst, Getränkehändler kamen mit ins Boot, Brauerei, Metzgerei beteiligen sich. Der Eintritt ist frei, die Veranstalter hoffen auf Spenden, die Summe für jedes Bier, jede Bratwurst geht an die Familie Spies. „Es geht darum, die Zeit zu überbrücken, bis der Wiederaufbau beginnen kann“, sagt Wagener, der bei der Personalversammlung der Stadtverwaltung eine Spendenbox herumgehen ließ.

      Die Reaktion

      „Es tut unwahrscheinlich gut zu merken, dass man mit so einer Scheiße nicht alleine dasteht, dass man Hilfe bekommt“, sagt Manfred Spies. „Egal welches Schicksal irgendwo einschlägt – die Netphener sagen ‘Wir sind da’.“

      >>>>INFO: Der Stand der Dinge

      • Brandursache: Die Kriminalpolizei befragt noch Zeugen, die am Abend des 21. April abends im Stall waren. Außerdem werten der Erkennungsdienst und Labore noch sichergestellte Gegenstände aus.
      • Schadenshöhe: Die eingestürzten Hallen liegen teils noch auf den darin gelagerten Maschinen, erst wenn sie begutachtet worden sind, können sie in die Gesamtberechnung einfließen.

      Manfred und Axel Spies sind noch nicht dazu gekommen, alle Kleiderspenden zu sichten, ob ihnen die Stücke passen. Er will alles, was sie nicht verwerten können, zurückspenden, an entsprechende Sozialeinrichtungen in Netphen, „keiner soll Sorge haben, dass seine Sachen nicht gebraucht werden“, sagt Spies. „Wir kümmern uns darum“, sagt Carsten Hartmann.

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