Siegen. . Aus einem Projekt für den Maschinenbau-Bachelor wird eine Erfindung, die mit Hilfe der Hochschule nun zum Patent angemeldet wurde.
- Feder aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit T-Querschnitt für Steifigkeit
- Patent-Scout Christian Piel unterstützt bei Fragen rund um Patentwesen
- Bei Produktreife sind die vier Erfinder mit 30 Prozent an Brutto-Erlösen beteiligt
Sie sieht ein bisschen aus wie eine Banane aus Metall. Ein schlichter Halbkreis, der es aber in sich hat. Die sogenannte C-Feder, wie sie von Nils Bornhütter, Thomas Banas, Ayse Güler und Phillip Lauber entwickelt wurde, ist innovativ. So innovativ, dass ihre Erfindung jetzt von der Uni Siegen zum Patent angemeldet wurde.
Geplant hatten die vier Studierenden das nicht. Eigentlich wollten sie zusammen das Planungs- und Entwicklungsprojekt (PEP) für ihr Maschinenbau-Bachelorstudium angehen. Das war im Sommersemester 2015. „Prof. Vladimir Kobelev gab uns die Aufgabe, eine Feder aus Faserverbundstoff zu entwickeln“, so Niels Bornhütter.
Für die drei Studierenden und Wirtschaftsingenieur Phillip Lauber: Recherchearbeit. „Man wird ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sich Bornhütter. „Schaut mal, was Euch so einfällt“, hatte ihnen Prof. Kobelev, Lehrstuhl Fahrzeugdynamik, mit auf den Weg gegeben. Also fingen sie ganz vorn an: Was gibt es für Federn? Wie sehen die aus? Was sollen sie können? Wo werden sie eingesetzt? Ayse Güler: „Zuerst haben wir uns für das Material entschieden. Unsere Feder sollte aus glasfaserverstärktem Kunststoff sein.“
Dann probierten sie Formen aus. Es sollte geklärt werden, wie eine Feder die auf sie einwirkenden Kräfte am besten kompensieren kann. 3D-Modelle wurden entwickelt, Berechnungen angestellt. Zuerst hatten die vier Studierenden einen anderen Feder-Favoriten, den sie nach einer ersten Präsentation wieder verwarfen und schließlich auf die C-Form kamen.
Doch die Berechnungen ergaben eine zu geringe Belastbarkeit. „Woran denkt der Maschinenbauer zuerst, wenn er etwas verstärken will? An einen T-Träger!“, erklärt Thomas Banas. Dieses Prinzip haben die Studierenden dann umgesetzt. Ihre Feder sieht schließlich aus wie ein Halbkreis, der zur Mitte hin dicker und durch einen Innenring verstärkt wird. Die Feder hat einen doppelten T-Querschnitt und damit besondere Steifigkeit – die entscheidende Verbesserung im C-Federn-Bereich gibt.
Hochschule unterstützt
Dass sie mit ihrer innovativen Idee eine echte Erfindung gemacht haben, daran hat keiner gedacht. Prof. Kobelev dagegen schon. „Das könnt Ihr zum Patent anmelden“, empfahl er, als ihm das Ergebnis vorlag. Die Studierenden waren zögerlich, wandten sich aber dann an Christian Piel, seit 2015 als Patent-Scout der Uni Ansprechpartner für alle Fragen im Zusammenhang mit Erfindungen und Patenten.
Gemeinsam mit den Erfindern erarbeitet der Patent-Scout den optimalen Weg zum Schutzrecht und einer angemessenen Verwertung. Grundsätzlich liegen die Patent- und Verwertungsrechte bei Erfindungen von Beschäftigten bei der Uni. Geregelt ist das im Arbeitnehmererfindungsgesetz. Diesem Gesetz unterliegen Erfindungen und technische Verbesserungsvorschläge von Arbeitnehmern im privaten und öffentlichen Dienst. „Bei Studierenden ist es anders“, so Piel. „Sie müssen Erfindungen nicht melden, können aber den Service der Universität bei einer Patentmeldung nutzen.“ Das hat den Vorteil, dass man bei dem Prozedere – auch bei juristischen Fragen – begleitet wird und Kosten spart.
Ein Service, ohne den die Studierenden niemals so weit gekommen wären. „Wenn wir gewusst hätten, wie aufwendig das ist, wie viel Arbeit das kostet, hätten wir es wahrscheinlich nicht versucht“, meint Lauber. Mit Piels Unterstützung kämpften sie sich durch den Formalitäten-Dschungel. Nach der Erfindungsmeldung mussten die vier ihre Feder dem Patentbeirat der Uni vorstellen. Im März 2016 entschied das Gremium, das Patent anzumelden, im Dezember war es dann soweit.
Offen ist, ob es einmal eine wirtschaftliche Verwendung für die C-Feder gibt. Potenzial hat die Erfindung. „Aufgrund der Langlebigkeit bei gleichzeitig niedrigem Gewicht könnte sie zum Beispiel im Automobilbereich bei Elektrofahrzeugen oder im Schienenverkehr eingesetzt werden“, so Lauber.
Mit 30 Prozent beteiligt
Wenn ihre Erfindung mal Produktreife hat und damit Geld verdient werden kann, sind die Studierenden mit 30 Prozent an den Brutto-Erlösen beteiligt. Noch schmunzeln Nils, Phillip, Thomas und Ayse bei dem Gedanken daran. Phillip ist schon im Beruf, die anderen drei sind noch im Masterstudiengang. Wohin es sie auch immer nach dem Studium verschlägt – durch das gemeinsame Patent sind sie ein Leben lang verbunden.
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