Gosenbach. . Das Gosenbacher Kommödchen bringt „Jeder rennt zum Trend“ auf die Bühne. Turbulenter Schwank um ein Kleinstadt-Wirtshaus.
- Viel Beifall für das Amateur-Ensemble bei den ersten zwei Vorstellungen im Bürgerhaus
- Schwank mit Milieustudien spießt kleinstädtischen Filz ums Bauen und Regieren auf
- „Jeder rennt zum Trend“: Wie eine Kaschemme als Promit-Restaurant überleben soll
Es ist Frühjahr, und damit traditionell Theaterzeit in Gosenbach. Wieder einmal können sich die Zuschauer auf insgesamt sieben Aufführungen einer neuen Produktion des „Kom(m)ödchens“ freuen, die ersten beiden wurden am Wochenende bereits sehr erfolgreich über die Bühne des Bürgerhauses gebracht.
„Jeder rennt zum Trend“ hat Komödienspezialist Heinz Schimmel sein Stück überschrieben. Es geht um Zeitgeist und Traditionen, Loyalität, Schein und Sein, um Korruption und Gaunerei, vor allem ist es natürlich turbulent und komisch. Im Zentrum der Geschichte steht das „Schwarze Lamm“, ein in die Jahre gekommenes Gasthaus kurz vor der Pleite, das Wirt Alfred Scholl sowie seine beiden verbliebenen Stammgäste Waldemar und Felix deutlich romantischer und verklärter betrachten als die meisten anderen im kleinen Städtchen. Vor allem für Bürgermeister Rudi Schiller und den durchtriebenen Bauunternehmer Richard Kümmerling ist das „Lamm“ nur noch eine alte Kaschemme, die ihren Plänen für einen neuen Marktplatz und andere Durchtriebenheiten buchstäblich im Wege steht.
Der Bürgermeister und sein Bau-Hai
Sprich: Die Kneipe soll weg. Die Chancen stehen auch gut, weil Kümmerling dem Wirt eine größere Summe geliehen hat. Zudem hat der Bauhai eine Umgehungsstraße gebaut, die keinem außer ihm nutzt, die dem „Lamm“ aber das Geschäft versaut hat.
Alles scheint geregelt, als plötzlich Freya Scholl nach Jahren der Abwesenheit wieder auftaucht. Ein völlig anderer Typ als ihr Bruder — sie hatte sich vor Jahren mit Alfred überworfen und war in eine große Stadt gezogen. Jetzt will sie das gemeinsame Erbe retten und das „Lamm“ in ein Promi-Restaurant verwandeln, mit Gästen wie Gerhard Schröder und Tilmann Schweiger. Bekannte Leute oder nur bekannte Namen? Bei den prunksüchtigen Gattinnen von Bürgermeister und Unternehmer sorgt das jedenfalls für Interesse, bei Alfred und seinen Stammgästen weniger.
Zwei Gastspiele auch in Kreuztal
Weitere Vorstellungen: Samstag, 25. März und 1. April, 19 Uhr, Sonntag, 26. März, 18 Uhr im Gosenbacher Bürgerhaus sowie Freitag und Samstag, 7. und 8. April, 19 Uhr in der Stadthalle Kreuztal.
Karten: Christel Görzel, 0271/35 40 04, Rainer Merten, 0271/2 06 26, Friseursalon Briese, Schelder Presse Laden, info@gosenbacher-kommoedchen.de und an der Abendkasse.
Mehr verraten wird an dieser Stelle nicht. Jeder kann noch selbst erleben, wie Sabine Dreeshen als Freya in Hippie-Klamotten das „Schwarze Lamm“ auf Vordermann und ihren Bruder Alfred zur Verzweiflung bringt. Der wird von Rainer Merten überzeugend dargestellt, einer dieser klassischen Gastwirte mit schlauen Sprüchen und dem Bleistift hinterm Ohr, die heute so selten geworden sind wie die richtigen „kleinen Kneipen“.
Philipp Brachthäuser und Dennis Friedrich verkörpern das Stammgast-Duo mit platten Macho-Sprüchen und genüsslicher Dekadenz ebenso köstlich und haben offenbar in der einen oder anderen Ecke Siegens gute Milieustudien betrieben. Vor allem Friedrich als „Frühkranker“ im Jogginganzug und Badelatschen ist unwiderstehlich.
Einstürzende Neubauten
Heinz Pietschmann gibt den Bürgermeister mit gelegentlicher „Raute“ , während Hans Kuske als Richard Kümmerling sich mit der Dummheit seiner Angestellten herumschlagen muss, die Baugerüste abbauen, bevor die Tapeten trocken sind – weil die Neubauten dann einstürzen. Lisa Brachthäuser als Lotti wundert sich, dass die Eier nach stundenlangem Kochen noch immer nicht weich sind, Petra Wege und Christel Görzel holten sich als abgedrehte Gattinnen der Honoratioren Szenenapplaus ab. Gleiches galt für „Wolfi“, den tuntigen Kellner, am Premierenabend von Florian Briel gespielt.
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