Siegen-Wittgenstein. . Roswitha Still geht als Geschäftsführerin des Touristikverbands Siegerland-Wittgenstein in den Ruhestand. Doch zur Ruhe setzt sie sich nicht.

Roswitha Still könnte längst im Ruhestand sein. Doch die Geschäftsführerin des Touristikverbandes Siegerland-Wittgenstein (TVSW) hat um viereinhalb Monate verlängert, war bis Sonntag noch in offizieller Mission auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin. „Für mich war das ein guter Abschluss“, sagt sie. Wobei ihre nächsten Aufgaben bereits auf sie warten. Doch zunächst steht heute Abend ihre offizielle Verabschiedung im Alten Bahnhof Deuz an.

„Mich einfach nur zu Hause hinsetzen und nichts machen? Das wäre nicht mein Ding.“ Roswitha Still ist seit 1988 für die Tourismus-Abteilung des Kreises tätig, leitete ab 1993 die TVSW-Geschäftsstelle und ist seit 1999 Geschäftsführerin des Vereins. Messeauftritte, Termine an den Abenden und an Wochenenden, Mitgliedschaft in mehr als 20 Gremien regional und überregional: „Den Job muss man lieben, damit man ihn machen kann.“ Die Liebe geht über den Eintritt in den Ruhestand hinaus: Still wird künftig für die BLB-Tourismus GmbH in Bad Berleburg arbeiten, als Repräsentantin und Netzwerkmanagerin. „Ich hatte auch Anfragen von Hotels“, sagt sie. Aber Bad Berleburg ist für sie eine Herzblutangelegenheit.

Markenkern des Kreises: Wandern und Kultur erleben

„Es hat sich langsam entwickelt. Das Pflänzchen Tourismus mussten wir pflegen. Was uns dabei sehr gut getan hat: Die Eröffnung des Rothaarsteiges vor 16 Jahren. Durch den Premiumwanderweg „haben wir einen höheren Bekanntheitsgrad erlangt“, sagt die Fachfrau. Während ihrer Amtszeit schärfte der Kreis sein touristisches Profil. „Unsere Kernkompetenz ist ,Wandern und Kultur erleben’“, betont Still. Die Region habe unter den Mittelgebirgslandschaften „eine Sonderstellung, denn wir haben neben der Landschaft auch die Urbanität“. Die Möglichkeit, in der Natur aktiv zu sein, treffe hier nicht nur auf die städtischen Charakteristika des Oberzentrums Siegen, sondern auch auf ein großes kulturelles Angebot – etwa Kultur Pur, Apollo-Theater oder die Schlosskonzerte in Bad Berleburg.

„Die Mischung ist das, was unsere Gäste schätzen.“ Das touristische Markenprofil des Kreises wurde nicht am grünen Tisch entwickelt und dann synthetisch aus der Taufe gehoben. Es ist, wie die Expertin erläutert, das Ergebnis von Marktforschung. Die Gäste, das habe sich dabei gezeigt, kommen vor allem aus Nordrhein-Westfalen, die Zielgruppe bestehe primär aus „aktiven Best Agern“ (also der Generation 50plus), dann aus erwachsenen Paaren und schließlich aus jungen Familien. Die meisten Gäste seien für ein paar Tage da, etwa für ein verlängertes Wochenende. Genau daran müssten sich die Angebote orientieren, und gerade deshalb sei eine hohe Qualität unabdingbar: Denn wenn ein Reiseziel nur wenig Zeit hat, den Gast zu überzeugen, muss es zügig punkten. Das gelingt, ist Still überzeugt. „Wenn ich Menschen, die hier waren, später wiedertreffe, sagen viele: ,Ich hätte nie gedacht, dass es bei Euch so schön ist’.“

Attraktivität ist Standortfaktor für die Region

„Es geht beim Tourismus-Angebot nicht nur um die Gäste. Es spielt auch für die Lebensqualität der Menschen hier eine Rolle. Das ist inzwischen auch für viele Firmen auf der Suche nach Fachkräften wichtig. Wir müssen Anreize schaffen, damit Leute kommen – und bleiben.“ Die zwölf Wanderhöhepunkte am Rothaarsteig, das Quellenreich, der Waldskulpturenweg: Was die Region für Besucher anziehend macht, macht sie auch für Einheimische attraktiv.. Naturverbundenheit gelte dabei schon lange nicht mehr als dröge oder spießig, im Gegenteil: „Wandern ist in, gerade auch bei jungen Menschen.“

„Alleine kann man es nicht schaffen. Netzwerken ist im Tourismus ganz wichtig.“ TVSW-Vorstand, Landräte und Dezernenten hätten ihr „immer Vertrauen entgegengebracht“, sagt Still – ihr und der Bedeutung ihrer Arbeit für den Kreis. Über den gehe die Aufgabe aber hinaus, weil die Entwicklung hochwertiger Angebote nicht an Stadt-, Kreis- oder Landesgrenzen enden könne – Wanderwege tun das schließlich auch nicht. „Im Tourismus denken wir da schon lange anders als andere Bereiche. Wir fragen uns, was wir gemeinsam erreichen können.“

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