Siegen. Klinik will Maßstäbe bei Behandlung von Gefäß- und Herzerkrankungen setzen. Geschäftsführer: Größtes medizinisches Kompetenzzentrum Südwestfalens.
- Kompetenzzentrum mit 21 Netzwerkpartnern soll Ende April Betrieb aufnehmen
- Beteiligte medizinische Fachbereiche im regulären Ablauf besser verzahnen
- Interdisziplinäres Vorgehen von Kardiologie, Gefäßchirurgie, Radiologie
Das St. Marien-Krankenhaus will „neue Maßstäbe in der Behandlung von Herz- und Gefäßerkrankungen“ setzen. Die Geschäftsführung stellte die Pläne für ein neues Herz- und Gefäßzentrum vor, das Ende April in Betrieb gehen soll: „Das größte medizinische Kompetenzzentrum in ganz Südwestfalen“, wie Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann sagt.
Welche Vorteile bietet das Zentrum für Patienten?
Winkelmann nennt als großen Vorzug der neuen Organisation „eine ganzheitliche Betrachtung der Herz- und Gefäßerkrankungen“. Obwohl enge Verbindungen zwischen beiden Problematiken bestehen, sei die Behandlung insgesamt „oft sehr organbezogen“. In der neuen Struktur wird von Anfang an auf interdisziplinäres Vorgehen gesetzt, da Kardiologie, Gefäßchirurgie und Interventionelle Radiologie gemeinsam auf jeden Patienten schauen. Bisher ist das zwar über hausinterne Konzile ebenfalls möglich; doch künftig muss dieser Austausch der Experten nicht extra organisiert werden, sondern ist fester Bestandteil des regulären Ablaufs.
Ändert sich die Behandlung?
„In vielen Krankenhäusern hängt die Behandlung davon ab, durch welche Tür ein Patient das Haus betritt“, sagt Dr. Christian Hohl von der Interventionellen Radiologie. Die Abteilung, in der jemand landet, bestimmt also in vielen Fällen das weitere Vorgehen. Im Zweifel müssen die Ärzte entscheiden, ob sie den Patienten an eine andere der mit dem Krankheitsbild verknüpften Abteilungen abgeben. „In diese Situation kommen wir hier gar nicht mehr“, betont Hohl, denn der gemeinsame Ansatz beinhaltet auch „dass wir auf alle Methoden zurückgreifen können“.
Beschränkt sich das Netzwerk auf das St. Marien-Krankenhaus?
Nein. Insgesamt gibt es 21 Netzwerkpartner. Zwar sind viele Stellen auf dem Klinikareal am Kampen vorhanden, aber es sind auch diverse Praxen, etwa aus dem Ambulanten Zentrum Albertus Magnus, beteiligt, ebenso das GSS Therapiezentrum. Hinzu kommt eine enge Kooperation mit Arztpraxen in der Region. „Wenn wir das Akute behandelt haben, ist der Patient nicht unbedingt gesund“, erläutert Prof. Dr. Michael Buerke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie. Da es sich bei Herz- und Gefäßkrankheiten um eine Systemerkrankung handelt, ist eine ambulante Folgebetreuung und -behandlung wichtig: Von Geh-Training bis zur Ernährungsumstellung, da Patienten für dauerhaften Erfolg oft ihren Lebensstil ändern müssen. Im Netzwerk sollen zudem Strukturen entstehen, die Patienten im Anschluss an die Behandlung im Zentrum zügigere ambulante Betreuung ermöglichen. Bisher, so Buerke, sei es keine Seltenheit, wenn Patienten auf einen Termin beim Facharzt sechs Monate warten müssen: „Das wollen wir verkürzen.“
Wie viel Geld investiert das Krankenhaus in die neue Station?
In den vergangenen zehn Jahren hat das St. Marien-Krankenhaus laut Geschäftsführer Winkelmann
bereits einen zweistelligen Millionenbetrag in neue Technik in diesen Bereichen investiert. Diese sei auf der Höhe der Zeit, von daher sei „die Zusammenführung logischer Schlusspunkt der Entwicklung“.
>>>>INFO: Zusammenarbeit mit zwei Lehrstühlen
Für das Herz- und Gefäßzentrum gibt es im 5. und 6. Obergeschoss des St. Marien-Krankenhauses eine eigene Abteilung mit 100 Betten – für 7000 Patienten pro Jahr.
Das Zentrum arbeitet auch mit der Uni Siegen zusammen: mit dem Lehrstuhl für Medizinische Informatik und dem Lehrstuhl für Technologiemanagement.
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