Hilchenbach. . Bebauungsplan für das USH-Gelände nimmt letzte Hürden. Kreis mahnt zum Schutz von Fledermäusen, Gutachter feuert gegen Kreuztal.

  • Der Bebauungsplan für das Einkaufszentrum in der Hilchenbacher Herrnwiese nimmt letzte Hürden
  • Kreisverwaltung mahnt zur Rücksicht auf Fledermäuse und auf brütende Vögel in der Efeu-Fassade
  • Kreuztal äußert sich nicht — dafür feuert Hilchenbacher Gutachter letzte Breitseiten in die Nachbarschaft

Die Planung für das Einkaufszentrum in der Herrenwiese geht in die letzte Runde. Der Stadtentwicklungsausschuss wird am Mittwoch, 1. März, ab 17 Uhr im Ratssaal über den Bebauungsplan beraten, den der Rat dann am 22. März als Satzung beschließt. Danach kann der Bauantrag des Investors für den neuen Rewe- und den Rossmann-Drogeriemarkt als Satzung beschlossen werden,

Die Kreisverwaltung

Nur fünf Behörden haben als „Träger öffentlicher Belange“ Stellung genommen, als der Bebauungsplan offen gelegt war, Bürger haben sich überhaupt nicht beteiligt. Der Kreis Siegen-Wittgenstein weist auf die mögliche Bodenbelastung auf dem Gelände hin: Die USH-Schraubwerkzeugfabrik wurde ursprünglich als Leimfabrik errichtet, es könne zu „Schadstoffeinträgen in den Untergrund gekommen sein“ — um die wird sich der Bauherr später kümmern müssen. Zusichern musste die Stadt der Oberen Wasserbehörde in Arnsberg, dass das Rohr, in dem der Ferndorfbach durch das Gelände läuft, nicht überbaut wird — mit Ausnahme eines demontierbaren Vordachs.

Fledermausbretter in Rewe-Neubau

Die Naturschutzbehörde verlangt, dass der Bauherr auf Fledermäuse achtet. Die Behauptung des von dem Investor zugezogenen Gutachters, es gebe in dem USH-Komplex keine Fledermaus-Quartiere, sei „nicht nachvollziehbar“. Die Stadt will nun darauf hinwirken, dass der Gebäudekomplex zwischen Ende August und Ende Oktober abgerissen wird, nach der Aufzuchtzeit und vor der Winterruhe der Fledermäuse. Sollten sich während des Abbruchs Spuren der Tiere finden, würden „Ersatzlebensräume“ in dem Neubau, zum Beispiel Fledermausbretter, vorgesehen.

„Angebot zur Mitumsiedlung“

Die jährliche Kaufkraft der Hilchenbacher Einwohner beträgt 55,4 Millionen Euro. Erwartet werden in dem neuen Einkaufszentrum im Lebensmittelbereich 6,6 und im Drogeriebereich 2,6 Millionen Euro Jahresumsatz.

Geplant werden ein Rewe-Markt mit 1950 Quadratmetern Verkaufsfläche, davon 750 Quadratmeter Getränkemarkt, ein Rossmann-Drogeriemarkt mit 750 Quadratmetern sowie eine „Shopzone“ am Rewe-Markt von 250 Quadratmetern, laut Bebauungsplan „als Angebot für die übrigen, derzeit im Gerberpark vorhandenen Betriebe zur Mitumsiedlung“.

Auch den Efeubewuchs der Gebäudefassade an der Sterzenbacher Straße gibt die Naturschutzbehörde nicht ohne Widerspruch auf. Die Stadt will diese Wand nicht während der Brutperiode Mitte April bis Ende Juli abreißen lassen. Brüten würden dort aber vor allem nicht gefährdete Vogelarten wie Amsel, Buchfink und Meise, heißt es in der Erwiderung der Stadt. „In der näheren und weiteren Umgebung des gehölzreichen Hilchenbacher Stadtgebietes“ gebe es „sehr viele, ähnlich geeignete Habitate für diese Tiere“.

Die Nachbarn

Von den Nachbargemeinden haben sich Netphen, Erndtebrück und Kirchhundem gemeldet, Kirchhundem fordert, dass die „Umsatzumlenkungen nicht zu Geschäftsaufgaben in der Gemeinde Kirchhundem führen“. Keine Äußerung kommt von der Stadt Kreuztal — wohl ein Ergebnis des Burgfriedens, den die Städte und die Industrie- und Handelskammer (IHK) geschlossen haben: Hilchenbach und die Kammer hatten zugestanden, keine rechtlichen Schritte gegen die Neukonzeption des Kreuztaler Einkaufszentrums Kredenbach zu unternehmen; im Gegenzug stellte Kreuztal seine Argumentation gegen das Vorhaben an der Hilchenbacher Herrenwiese ein.

Die Gutachter

Für die Autoren der „Auswirkungsanalyse“ ist dieser Klimawechsel offensichtlich zu spät gekommen. Ihr Auftrag war der Nachweis, dass das neue Einkaufszentrum bestehende Geschäfte an anderen Standorten nicht übermäßig beeinträchtigt. Dabei feuern sie Breitseiten gegen eine „tendenziöse, unsachliche und inhaltlich weitgehend unbrauchbare Stellungnahme der Stadt Kreuztal“ ab: „Die Stadt Hilchenbach hat sich mit diesem Projekt entschieden, einen modernen, leistungsfähigen Nahversorgungsstandort zu etablieren.“ Kreuztal greife die Planungshoheit der Nachbarstadt an. Dass Kreuztal die Methode des Ansatzes der Hilchenbacher Gutachter „lapidar“ in Frage stelle, „zeigt, dass dieser nicht verstanden werden will“. Ein „mehrfacher Versuch“ des Gutachters, sich über die Kreuztaler Änderungsvorschläge abzustimmen, sei „durch die Stadt Kreuztal nicht wahrgenommen“ worden.

Leicht verschärfter Wettbewerb

Aktuell, so das Gutachten, werden in Hilchenbach nur 45 Prozent der Kaufkraft im Bereich Nahrungs- und Genussmittel und 27 Prozent im Bereich Drogeriewaren gebunden – der Rest fließt in umliegende Kommunen ab. Das neue Einkaufszentrum werde 8,9 Prozent des Lebensmittel- und 8 Prozent des Drogerieumsatzes innerhalb Hilchenbachs „umlenken“ – eine Folge der Umzüge aus dem Gerberpark. Die Kreuztaler Innenstadt wird 5,8, das Dreis-Tiefenbacher Einkaufszentrum 6,1 Prozent des bisherigen Lebensmittelumsatzes verlieren. Die betroffenen Standorte seien dadurch „nicht in ihrem Bestand gefährdet“, es komme „lediglich zu einer leichten Verschärfung des Wettbewerbs“.