Siegen. . Hipster-Sprachrohr oder Mittzwanziger in der Erwachsenen-Krise? Max Kennel und Jonas Meyer witzeln sich durch einen Abend mit speziellem Humor.

Schon Tage vorher war das dicke rote „Ausverkauft“ auf der Internetseite des Lyz unübersehbar. Max Kennel und Jonas Meyer (alias Indiana Jones) machten am Freitag mit ihrer „Steil-geh-Tour“ in Siegen Station und sorgten für ein volles Haus – vor allem mit Zuschauern aus dem Generation unter 35.

Leute in Kapuzenpullis, bunten Sneakers, Tattoos und Bärten (vor allem die Männer) füllen den Saal, einige wenige ältere Semester dazwischen, die Lust auf den eigenwilligen Humor der beiden Bühnenprotagonisten haben, die sich mit Pubertät, Midlife-Crisis und Pensionierung beschäftigen. Denn auf einmal finden sie sich selbst in einer Lebensphase wieder, in der man erstmals Salate auf Partys mitbringt. Sie wehren sich dagegen – und sehen sich selbst als das Duo, „das immer so böse Sachen sagt“.

Das beweisen Kennel und Meyer dann auch gleich mit ihrem Song „Zwei“, wo sie sich unter anderem mit „Siegfried und Roy, nur mit weniger Tigern“, „Hänsel und Gretel, nur ohne Hexe“ und auch noch mit „Bader Meinhof nur ohne Komplexe“, vergleichen, wobei die Komplexe im Lyz durch einen anderen Gag auch noch untergehen. „Einer spielt Klampfe, der andere tanzt“, heißt es weiter in dem – natürlich – selbstgeschriebenen Song, wobei Kennel der eine und Meyer der andere ist.

Auftritt mit denen, die sie verachten

Sie haben ihre Wurzeln im Poetry Slam, das zeigt sich in den Texten und nicht zuletzt auch in der unbeschwerten Bühnenpräsenz der beiden Mittzwanziger, die sich selbst und ihr Publikum abwechselnd fordern und verarschen, dabei meistens am Rande des guten Geschmacks verharrend.

Es geht – in „Don des Dorfes“ - um das Aufwachsen beider in kleinen Dörfern, was viele der Anwesenden gut und mit hörbarem Stolz nachvollziehen können, „wir haben nur 43 Einwohner“, um das Erwachsenwerden im Allgemeinem, das verkannte Dasein von Heilpraktikern und das schwere Künstlerleben, dessen einmal erkannte Würde letztlich darin besteht, sich doch an Stefan Raab oder andere Hochbietende zu verkaufen.

„Wir wollten niemals Medienhuren werden, doch schlussendlich wurden sogar wir gefreit“, bekennen die beiden Herren, die letztlich auch keine Hemmungen hatten, in privaten und öffentlich-rechtlichen Sendungen mit all den Leuten aufzutreten, die sie eigentlich ja verachten. Oder doch nicht?

Haarsträubende Tier-Vierzeiler

Dazwischen gibt es haarsträubende Tier-Vierzeiler von Jonas Meyer, die ihn durchaus in eine Klasse mit Heinz Erhard stellen und nebenbei noch einmal daran erinnern, dass er mal rheinland-pfälzisch-saarländischer Poetry-Slam-Champion war. Sein klampfender Kumpel übrigens gleiches in Bayern.

„Schön, dass ihr alle gekommen seid“, freuen sich die beiden darüber, dass sie auf der Bühne nicht mehr in der Überzahl seien, „wie früher mal“. Wobei das verdammt lang her sein muss. Das „Lumpenpack“ arbeitet erst seit 2013 zusammen.

Prämierte Mischung aus Musik und Comedy

Das „Lumpenpack“ veröffentlichte die zweite CD mit dem passenden Titel „Steil II“ im November 2015.

Mit ihrer Mischung aus Liedern, Konfetti und Anekdoten gewannen sie unter anderem den NDR Comedy Contest.

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