Siegen. . Lernenden bewegen sich in einer virtuellen Umgebung – und spielen Prozesse nach, anstatt sie nur theoretisch nachzuvollziehen.

  • Lernende spielen Prozesse in virtueller Arbeitswelt nach, anstatt sie nur theoretisch nachzuvollziehen
  • Erste Virtual Reality-Anwendung ist bereits im Einsatz: virtuelles Paket muss an Avatar übergeben werden
  • Lernsystem soll intelligent gemacht werden und Emotionen wie Frustration oder Langeweile erkennen

Am Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS) entwickeln Wissenschaftler ein Lernsystem, bei dem sich die Lernenden in einer virtuellen Umgebung bewegen. Eine erste Anwendung ist bereits im Einsatz.

Idee

In einer virtuellen Arbeitswelt Prozesse und Abläufe nachspielen und damit unmittelbar erfahren und begreifen, anstatt sie nur theoretisch nachzuvollziehen – auf dieser Idee basiert das Lernsystem, das gerade am FoKoS für die berufsbegleitende Bildung und den Hochschulbereich entwickelt wird.

Praxis

Wie das Lernen in einer virtuellen Umgebung praktisch funktioniert, zeigt eine erste Virtual Reality-Anwendung, die die Forscher im Rahmen des Projektes ELISE („Entwicklung eines interaktiven und emotionssensitiven Lernsystems zur Kompetenzerhaltung im Bereich des Geschäftsprozessmanagements“) konzipiert haben. Sie wurde auf der Begleitkonferenz zum Nationalen IT-Gipfel „Digitale Bildung“ einem größeren Publikum vorgestellt. Bei der Anwendung werden Lernende mit Kopfhörern, einer Virtual Reality-Brille und einem Controller ausgestattet. Damit bewegen sie sich durch ein virtuelles Bürogebäude und müssen eine Aufgabe erledigen: Ein virtuelles Paket soll mit Hilfe des Controllers von einem Ort zu einem anderen getragen und einem Avatar übergeben werden. „Es handelt sich um ein ‚Serious Game‘, also ein digitales Lernspiel, das einen einfachen Geschäftsprozess zeigt“, erklärt Projekt-Koordinator Henrik Kampling.

Die Paket-Anwendung sei allerdings nur ein erster Entwurf, ein so genannter „Show Case“, betont Kampling.

Pläne

Aufbauend auf der Technik möchte das Team komplexere Prozesse entwickeln – beispielsweise den Weg eines Pakets vom Postzentrum über die verschiedenen Stationen der Zustellung bis zum Empfänger. Neben Logistikprozessen könnten auch Einkaufs- oder Produktionsabläufe abgebildet und aus unterschiedlichen Perspektiven erlebbar gemacht werden.

Lernprozess

Um die Bedürfnisse der Lernenden optimal zu berücksichtigen, arbeitet das Team daran, das neue Lernsystem intelligent zu machen: Emotionen wie Frustration oder Langeweile werden erkannt – und die Vermittlung der Inhalte entsprechend anpasst. Die Emotionserkennung funktioniert über Sensoren, die beispielsweise den Puls oder die Herz-Rate messen.

Ziel

Ziel des ELISE-Projektes ist es, bis 2019 einen Demonstrator für ein interaktives, virtuelles und emotionssensitives Lernsystem zu entwickeln. „Bei ELISE handelt es sich um ein beispielgebendes Projekt, das zeigt, welche Innovationsleistung das Verschmelzen unterschiedlicher Forschungsdisziplinen unter einem Dach hervorbringen kann“, sagt FoKoS-Direktor Björn Niehaves.

>>>> INFO

Die Forscher suchen aktuell noch freiwillige Testpersonen für die Tests zur Emotionserkennung. Interessierte über 18 Jahre können sich per E-Mail an henrik.kampling@uni-siegen.de melden.

Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,5 Millionen Euro gefördert.

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