Siegen. . Die Stadt Siegen ist zuversichtlich, die Integration von Flüchtlingen erfolgreich leisten zu können. Der zuständige Dezernent gibt Einblick.
- Zahl der Zuweisungen nach Zielvereinbarung planbar
- Einrichtung an der Tiergartenstraße fällt weg
- Dafür werden andere Unterkünfte wieder in Betrieb genommen
Die Stadt Siegen holt nach Wegfall des ehemaligen Kreiswehrersatzamts an der Tiergartenstraße andere Einrichtungen zur Unterbringung von Flüchtlingen aus dem Stand-by-Modus. Unverändert setze die Verwaltung auf dezentrale Lösungen, wie André Schmidt, Dezernent für Soziales, Jugend, Bildung, am Freitag bei einem Pressegespräch über den aktuellen Sachstand zur Betreuung, Unterbringen und Integration von Flüchtlingen in Siegen sagte.
Zahlen
264 Menschen wurden der Stadt Siegen im Jahr 2016 zugewiesen. Die relativ niedrige Zahl liegt vor allem daran, dass das Notquartier in der Uni-Turnhalle auf dem Haardter Berg, das zum 31. Juli schloss, angerechnet wurde. Im Jahr zuvor waren Siegen 1310 Menschen zugeteilt worden. Aktuell, führt Schmidt aus, kämen 25 Personen pro Woche. Das beruht auf einer auf drei Monate angelegten Zielvereinbarung mit der Bezirksregierung, die seit dem 28. November und noch bis Ende Februar gilt.
25 sei „eine durchaus hohe Zahl“ sagt Schmidt. „Aber das ist in Ordnung, weil wir so verlässliche Größen haben und planen können“. Die Situation sei anders als etwa im Jahr 2015, als angesichts der vielen nach Deutschland kommenden Menschen nie abzusehen war, wann wie viele Betroffene in Siegen eintreffen. Die Zielvereinbarung sei für nur drei Monate geschlossen worden, „weil niemand weiß, wie sich die Dinge entwickeln“.
Wohnen
Das Gebäude an der Tiergartenstraße fällt zur Unterbringung weg, weil sich bei Bauarbeiten im Haus zeigte, dass der Brandschutz wider Erwarten nicht den Vorgaben genügte. Der Bund wolle zwar nachbessern, einen Zeitplan gebe es aber noch nicht – und für die Stadt, sagt Schmidt, sei diese vorübergehende Schließung nicht ganz unproblematisch, „weil uns damit 230 Plätze verlorengehen“. Mittlerweile seien die letzten Bewohner in andere Domizile umgezogen.
Die ehemalige Burgschule II an der Waldstraße wurde dafür reaktiviert, die bereits vor längerer Zeit vorbereitete, aber schließlich nicht in Betrieb gegangene Einrichtung am Rüsterweg in Geisweid werde nun doch genutzt. Außerdem sind die Übergangseinrichtungen Im Wiesental in Geisweid, Siegtalstraße in Niederschelden, Am Dreesch in der Hengsbach und Waldesruh in der Dreisbach belegt. Das Notquartier in der Winchenbach bleibt im Stand-by-Modus. In der ehemaligen Hammerhütter Schule an der Koblenzer Straße wohnt niemand – sie ist für Einrichtungen wie eine Kleiderstube vorgesehen.
Insgesamt hat die Stadt rund 85 Objekte zur Unterbringung angemietet. Von 1035 Plätzen waren zum Stichtag 31. Januar 704 belegt. Die rund 300 Plätze seien aber „kein riesengroßer Puffer“, gibt Schmidt mit Blick auf zukünftige Bedarfe zu bedenken. Die Verwaltung prüfe daher weitere Möglichkeiten, um Objekte anzumieten.
Wohnsitzauflagen
Noch unklar ist, wie viele Zuweisungen die Stadt Siegen, bedingt durch die Wohnsitzauflagen-Regelung des Integrationsgesetzes, erhält. Da noch nicht alle Kommunen in Nordrhein-Westfalen ihre Zahlen weitergeleitet haben, ist der Verteilschlüssel bisher nicht berechnet. Anerkannten Flüchtlingen wird für die Dauer von mindestens drei Jahren zur Auflage gemacht, in der zugewiesenen Kommune ihren Wohnsitz haben zu müssen – sofern nicht berufliche, familiäre oder gesundheitliche Gründe oder auch ein Studienplatz in einer anderen Stadt dagegen sprechen.
Schulen
Grundschulen: Von den 3262 Jungen und Mädchen an Siegener Grundschulen sind 208 so genannte Seiteneinsteiger mit Fluchtgeschichte. Das entspricht einer Quote von 6,4 Prozent. „Wir bewegen uns damit noch in einer Größenordnung, die sich gut bewältigen lässt – und so, dass Integration gelingen kann“, sagt Schmidt. Dies zeigten auch die Rückmeldungen der Schulen. Lediglich bei fünf Schulen – Diesterwegschule, Fischbacherbergschule, Friedrich-Flender-Schule, Nordschule und Obenstruthschule – liege der Anteil über zehn Prozent.
Weiterführende Schulen: Hier machen die „Seiteneinsteiger“ mit 291 Schülern einen Anteil von 5,5 Prozent der Schülerschaft von insgesamt 5292 Kindern und Jugendlichen aus. Zwar hätten alle Schulen Seiteneinsteiger aufgenommen, erklärt der Dezernent; 43 Prozent davon seien aber allein an den beiden Hauptschulen aufgenommen worden (Achenbacher und Geschwister-Scholl-Schule).
Unterstützung: Zwei „multiprofessionelle Teams“ sollen den Schulen bei der Integration helfen. Die Stadt habe zwei Anträge beim Land gestellt und wurde beide Male berücksichtigt. Ein Team wird im „Sozialraum Geisweid“ (Grundschulen und Schulzentrum Am Schießberg) eingesetzt, das andere im „Sozialraum Achenbach/Heidenberg/Fischbacherberg“. In jedem Team sind nach momentaner Planung drei Sozialarbeiter tätig, wobei je zwei vom Land und der jeweils dritte von der Stadt gestellt werden.
>>>>INFO
Wichtig bei der Integration der geflüchteten Menschen bleibt das Engagement der vielen ehrenamtlich Engagierten, betont der Integrationsbeauftragte Torsten Büker.
Dazu zähle auch der Einsatz von Migrantinnen und Migranten, die sich gut in die Situation der Betroffenen einfühlen können.
Die Stadt bemühe sich, alle Ehrenamtlichen zu unterstützen und zu vernetzen, so Büker.
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