Netphen. . Wilfried Lerchstein von den Briefmarkenfreunden Netphen über eine Branche und ein Hobby im Wandel.

Geburtstagseinladungen mal eben schnell bei Facebook aussprechen, Kontakt halten zu Schulfreunden via Whatsapp und der Urlaubsbekanntschaft in Italien über Skype gratulieren: Kommunikation ist einfach geworden, aber auch schnelllebig und jederzeit verfügbar. Lange waren Telegrafen, öffentliche Fernsprecher, Personen-, Paket- und Briefpost die gängigen Verkehrs- und Kommunikationswege – der Träger: die Post. „Zur Post als Ganzes gehörte schon immer Kommunikation nach den jeweiligen technischen Möglichkeiten der Zeit“, sagt Wilfried Lerchstein, Vorsitzender des Vereins der Briefmarkenfreunde Netphen. Doch wie sind Post und Briefmarke eigentlich ins Netpherland gekommen?

Postgeschichte

„Postgeschichte ist viel älter als das Thema Briefmarken – früher ging es vorrangig um den Transport von Briefen und Personen“, erklärt Lerchstein. „Da kommt einem sofort die gut bekannte gelbe Postkutsche in den Sinn.“ Gasthöfe, die heute den Zusatz „Zur Post“ tragen, seien früher so genannte „Posthaltereien“ gewesen – „Stellen, an denen Reiter und Kutschenführer ihre Pferde getauscht haben“, sagt Lerchstein.

1818 wurde unter den Preußen die erste Poststelle in Netphen etabliert.

1850 führten die Preußen nach dem Vorbild der Bayern die Briefmarke ein. „Bereits vorher hatte die Netpher Poststelle Stempel, Sendungen waren oft nicht vorausbezahlt, sondern der Empfänger musste zahlen“, erklärt Lerchstein. Eigentlich sei eine Briefmarke ja nur die Quittung für eine vorausbezahlte Beförderungsgebühr.

1872 entstand die nächste Poststelle in Hainchen. Bereits 1876 wurde diese wieder geschlossen. „Allein wegen der kurzen Zeitspanne hat der Poststempel der Poststelle Hainchen einen Sammlerwert“, sagt Wilfried Lerchstein. In Deuz eröffnete 1876 eine neue Poststelle.

1908 profitierte Dreis-Tiefenbach von der seit dem 1. Dezember 1906 zwischen Weidenau und Deuz fahrenden Kleinbahn – und bekam ebenfalls eine Poststelle. „Zur besten Zeit der Post, der Zeit der Deutschen Bundespost, gab es in der Summe zwölf Poststellen in Netphen.“ Bis Ende 1993 war die Bundespost ein Staatsbetrieb, danach wurde sie im Zuge einer Privatisierung aufgeteilt. Was heute DHL heißt, sei früher der Paketdienst der Bundespost gewesen, was einst Fernmeldeämter erledigt haben, übernehme heute unter anderem die Telekom. „Anfang des 20. Jahrhunderts hingen noch alle Telefonanschlüsse im oberen Johannland an einer Leitung, wenn dann einer sprach, konnte zwar kein anderer telefonieren, dafür konnten alle mithören“, erzählt Lerchstein.

Mit der Deutschen Post AG habe ein „regelrechtes Posstellensterben begonnen“, erklärt Wilfried Lerchstein. „Es war ja eine Aktiengesellschaft und es ging zunehmend um Gewinn.“ Erst wurden die kleinen Poststellen wie in Eckmannshausen, Herzhausen und Unglinghausen am 1. November 1993 geschlossen.

1999 waren auch die großen Postämter in Deuz, Dreis-Tiefenbach und Netphen, wo die Post erst 1989 in einen Neubau umgezogen war, an der Reihe. In diesen drei Orten gibt es lediglich noch privat betriebene Poststellen.

Ein Hobby im Wandel

Doch nicht nur die Post selbst hat sich verändert, sondern auch das mit ihr entstandene Hobby des Briefmarkensammelns. Als 1969 die Briefmarkenfreunde Netphen gegründet wurden, sei die Briefmarke noch die „Aktie des kleinen Mannes“ gewesen, so Lerchstein. „Da haben Leute Briefmarkenneuerscheinungen bogenweise gekauft, als gute Geldanlage. Heute kann man damit die Wände tapezieren.“ Auch das Freizeitverhalten der Menschen habe sich verändert. „Man brauchte für das Briefmarkensammeln Geduld, Ausdauer und man musste sorgfältig sein“, sagt Lerchstein.

Absenderfreistempel vom 8.5.1957 der Stadt Siegen: dem Geburtstag des gebürtigen Siegeners Wilfried Lerchstein
Absenderfreistempel vom 8.5.1957 der Stadt Siegen: dem Geburtstag des gebürtigen Siegeners Wilfried Lerchstein © Briefmarkenfreunde Netphen

Sammler würden heute eher nach Spezialitäten und Besonderheiten suchen. „Da geht es dann um weltweite Briefmarkenhighlights.“ Doch auf dem Markt kursierten auch „Pseudobesonderheiten“, so Lerchstein. Briefmarken aus Porzellan oder Leder und gestickte Briefmarken oder solche mit Swarovski-Steinen: Der Kreativität der Postverwaltungen sei keine Grenze gesetzt. „Da sehen wir uns als Verein auch in der Pflicht zu beraten“, sagt Lerchstein.

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  • Die 42 Mitglieder des Vereins der Briefmarkenfreunde Netphen treffen sich einmal im Monat.
  • Wer Interesse daran hat, Vereinsmitglied zu werden, kann auf www.briefmarkenfreunde-netphen.de Kontakt mit dem Verein aufnehmen.

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