Kreuztal. . Grüner NRW-Umweltminister hat keinen leichten Stand in der Weißen Villa in Kreuztal. Themen: Klima- und Artenschutz, Energie- und Verkehrspolitik

  • NRW-Umweltminister zu Gast in Weißer Villa in Kreuztal
  • Veranstalter ist Aktionsgemeinschaft Naturpark Rothaargebirge
  • Bittere Vorwürfe gegen den Kreis als untere Landschaftsbehörde

„Wenn wir die Landschaftsschutzgebiete in NRW außen vor lassen, können wir die gesamte Windenergie gleich knicken“, ruft Johannes Remmel in den Saal. Er freue sich auf den Dialog mit den Bürgern, hatte er im Vorfeld des abendlichen Termins in der Weißen Villa erklärt. Aber schnell wird deutlich: Obwohl die Mehrheit der Zuhörer aus dem Bereich der Umweltschützer und Öko-Aktivisten kommt, einen leichten Stand hat der Düsseldorfer Umweltminister mit Siegerländer Heimatfaktor nicht.

Es geht um Klima- und Artenschutz, um Energie- und Verkehrspolitik. Aber nichts bewegt die Menschen hörbar so, wie die Windräder auf den Höhen des Rothaargebirges. Eingeladen hat die Aktionsgemeinschaft Naturpark Rothaargebirge, „im Namen der übrigen Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen der Region“. Entsprechend sitzen neben Dieter Trösken (BUND und AG Naturpark Rothaargebirge) noch Jörn Bender (Biokreis NRW), Michael Düben (NABU) und Alrun Hoffmann-Krönert (BI Für Wittgenstein) auf dem Podium. Remmel hat mit seiner landesweiten Dialog-Tour „Land.Leute.Heimat – mit Johannes Remmel im Gespräch“ für den Anstoß gesorgt.

Das Publikum in der Weißen Villa ist diskussionsfreudig.
Das Publikum in der Weißen Villa ist diskussionsfreudig. © Michael Kunz

Jörn Bender spricht für die heimischen Bauern, beschreibt eine eigentlich noch sehr gut funktionierende landwirtschaftliche Struktur und beklagt, dass gerade die Bauern von überbordender Bürokratie und zu wenig differenzierter Gesetzgebung gequält und finanziell in die Ecke gedrückt würden. Remmel stimmt zu, nennt die Region einen Schatz, „es gibt in unserem Land kaum eine Region, in der die Welt noch mehr in Ordnung ist“. An den EU-Vorgaben könne das Land aber praktisch nichts ändern.

Die Wirtschaft habe stets Vorrang

NABU-Vertreter Michael Düben und andere im Saal erheben bittere Vorwürfe gegen den Kreis als untere Landschaftsbehörde, der – wie auch die Kommunen – praktisch nichts für den Umwelt- und Artenschutz tue. So heil und paradiesisch wie gerade beschrieben sei die Region lange nicht. Vorgaben aus Düsseldorf würden missachtet, die Wirtschaft habe stets Vorrang. Bei Genehmigungen für Windkraftanlagen seien praktisch alle Artenschutzgutachten mangelhaft und inhaltlich falsch. Remmel bleibt diplomatisch. Letztlich werde es für alles Lösungen geben, es existiere aber wohl ein Vollzugsdefizit.

In Sachen Windkraft wird er lauter. Bundestag, Bundesrat und eine Mehrheit der Menschen stünden hinter dem Ausbau alternativer Energien, hält er allen entgegen, die gegen Windräder in Südwestfalen sind. Reines Einsparen sei keine Lösung, die für Land und Region notwendige Industrie will er nicht als reine Verschwender diffamieren lassen, wie es von einem Zuhörer geschieht. „Ich will meine Heimat nicht dafür hergeben“, sagt ein Wittgensteiner. Remmel rechnet ihm vor, was noch gebaut werden muss, um die internationalen Klimaziele zu erreichen. Das sei seine „Geschäftsgrundlage. Wenn Sie eine andere haben, können Sie das natürlich. Aber dann stehen wir uns gegenüber“. Im Publikum beginnt ein Konflikt, Meinungen werden geäußert, es gibt auch gegenseitige Angriffe.

Minister hofft auf Gewöhnungseffekt

Dieter Trösken hat gefragt, ob sich der Bau von Anlagen in der Region tatsächlich lohne, ob nicht das Schutzgut Natur dadurch unverhältnismäßig zerstört werde. Remmel ist überzeugt, dass der Bau richtig und notwendig ist. Er greift den Begriff der Kulturlandschaft auf. Die sei vom Menschen beeinflusst und habe sich „in den letzten 150 Jahren immer wieder verändert. Da kamen die Strommasten hinzu und jetzt eben die Windräder“. Er freue sich über die Anlagen, die mit jedem Drehen eine Baggerschaufel im Braunkohlebergbau unnötig machten. Beifall von vielen. Er sei sicher, dass in „15 oder 20 Jahren auch die dazugehören“, schiebt der Politiker nach. „Näh!“ kommt aus dem Publikum.

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