Siegen. . Erste Mountainbikestrecke dieser Art im Siegerland soll Attraktivität der Stadt Siegen steigern – und Abfahrten abseits der Waldwege verringern.
- Verein plant und baut Strecke in Eigenleistung mit Rückendeckung der Verwaltung
- Behörden, Anlieger und Betroffene frühzeitig für Kompromisse eingebunden
- Vier Kilometer mäßiges Gefälle zwischen Fischbacherberg und Numbach
Der Verein MTB Siegerland baut in enger Abstimmung mit der Siegener Stadtverwaltung und den zuständigen Behörden einen sogenannten Flowtrail, eine Mountainbikestrecke, am Fischbacherberg – den ersten im Siegerland. Die Stadt verspricht sich davon auch eine Aufwertung ihrer Attraktivität in Sachen Freizeitangebot. Gleichzeitig hoffen die Verantwortlichen, durch dieses Angebot illegale Fahrten abseits der Waldwege zu verringern.
Die Planung
„Ein Flowtrail hätte schon lange ins Siegerland gehört“, findet Bürgermeister Steffen Mues beim offiziellen Startschuss der Bauarbeiten. Siegen-Wittgenstein ist der waldreichste Kreis, Siegen die grünste (Uni-)Großstadt Deutschlands mit überproportional hohem Anteil junger Bürger – das habe noch gefehlt. „Das Siegerland ist für solche Strecken optimal“, sagt auch Kaija Schmidt, Vorsitzende von MTB Siegerland. Hand angelegt haben die Vereinsmitglieder bereits seit der Weihnachtszeit, „fast jeden Samstag sind einige bei Wind und Wetter hier hochgefahren“, lobt Schmidt.
Der Flowtrail
Ein Flowtrail ist eine Strecke für Mountainbikefahrer mit mäßigem Gefälle, aber anspruchsvoller als ein „normaler“ Radweg. Die Strecke führt über vier Kilometer durch den Siegener Stadtwald, Start ist oberhalb des Erfahrungsfelds „Schön und gut“, Ende an der Numbach (siehe Grafik). Etwa 200 Höhenmeter werden überwunden, der Verlauf ist mit dem Forstbetrieb der Stadt Siegen abgestimmt und umgeht Biotope und Quellbereiche weiträumig. Auf der Strecke errichten die Mitglieder von MTB Siegerland Rampen und kleinere Steilkurven, die für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet sind. „Das Tempo bestimmt die Schwierigkeit“, erklärt Kaija Schmidt. Angelegt wird der Weg mit natürlichem Material.
„Wir haben hier keinen rasanten Downhill-Pfad, auf dem mit halsbrecherischem Tempo gefahren wird“, sagt Mues. Der Trail kreuzt den historischen Rundwanderweg des Heimatvereins Achenbach oder den Elisabethpfad; durch Bremsschikanen werde sichergestellt, dass Fußgänger in jedem Fall Vorrang vor Radfahrern haben, so Mues.
Im laufenden Betrieb wird der Verein die Strecke regelmäßig auf mögliche Gefahren hin überprüfen und in der Zeit zwischen November und Februar, wenn die Strecke nicht befahren werden darf, größere Reparaturen durchführen.
Die Fertigstellung ist für Mitte April geplant, realistischerweise rechnet der Verein allerdings aufgrund möglicher Einschränkungen durch das Wetter damit, dass der Trail eher im Frühsommer eröffnet wird.
Die Ziele
„Wir möchten allen Bürgern ein Angebot machen“, sagt Mues, jeder kann und darf die frei zugängliche Strecke nutzen – von Sonnenauf- bis -untergang. „Die Stadt stellt dem Verein das Waldstück kostenfrei zur Verfügung, weil sie hier nicht für ihr eigenes Hobby arbeiten, sondern ein Sportangebot schaffen, das der gesamten Stadt zugute kommt“, sagt Mues. Das Image Siegens als Großstadt mit urbanem Flair und unmittelbaren Naturerlebnissen werde so gefestigt.
Nebeneffekt: Das Gefahren- und Konfliktpotenzial in den Wäldern werde reduziert, so die Hoffnung – wilde Pisten werden unattraktiv, weil es ein legales Angebot gibt.
>>INFO: Der Verein MTB Siegerland
Entstanden ist MTB Siegerland aus einer Facebook-Gruppe von Mountainbikefahrern. Ziel dabei: Bau eines Flowtrails – denn es gebe in der Region kaum Infrastruktur, so Kaija Schmidt.
Ein anderes Ziel: Spaß am Sport. Viele junge Familien gehören zum Verein, „wir wollen zeigen, wie schön die Natur ist und wie schützenswert“, sagt Kaija Schmidt.
- Infos zum Verein auf www.mtbsiegerland.de
>>KOMMENTAR von Hendrik Schulz: Bürgernaher demokratischer Prozess
Waldbauern, Jäger und Freizeitsportler sind sich seit jeher nicht grün, wenn es um die Nutzung des Waldes geht. Die stetig wachsende Zahl der Mountainbiker wünscht sich interessantere Strecken als nur geschotterte Waldwege, Jäger und Grundstückseigner empören sich über die Stock-und-Stein-Fahrten mancher Biker und müssen sich mit der Versicherungspflicht bei Unfällen auf ihren Grundstücken herumärgern.
Hier haben alle an einem Strang gezogen, möglicherweise betroffene Vereine und Personen wurden von vornherein eingebunden, Bedenken gemeinsam aus dem Weg geräumt. Sämtliche politischen Ausschüsse gaben folgerichtig grünes Licht (böse Zungen würden behaupten: Es hat ja auch nichts gekostet).
Und alle haben was davon: Der Verein plant und baut, die Stadt hält ihnen bürokratisch den Rücken frei, Anlieger sind zufrieden – so geht bürgernahe Demokratie.
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