Dreis-Tiefenbach. . In Dreis-Tiefenbach hatte Kölsch Fölzer sogar eine eigene Kleinbahnstation. Im Haus Pithan geht es am Sonntag um das einst führende Unternehmen.
Die Hochöfen aus Dreis-Tiefenbach stehen in der ganzen Welt. Für die Dreis-Tiefenbacher, die die Anlagen bei Kölsch Fölzer gebaut haben, ist das Geschichte. Fast. Die Drehmaschine zum Beispiel, berichtet Winfried Oehm, steht immer noch in derselben Halle, jetzt im Eigentum der Firma Horst Jung: „Die war noch vor ein paar Jahren in Betrieb.“ Und auch am anderen Ufer der Sieg ist noch ein bisschen Kölsch Fölzer: Die „Mammut Kühlanlagen“ haben sich als Tochterfirma von dem Stahlbetrieb gelöst und bestehen als selbstständige Firma weiter.
Sonntag im Haus Pithan
Winfried Oehm, ehrenamtlich aktiv im Haus Pithan, dem heimatgeschichtlichen Zentrum des Heimatvereins Alte Burg, hat die Firmenschriften von Kölsch Fölzer und die von Dr. Peter Vitt verfasste Wirtschaftsgeschichte des alten Amtsbezirks Netphen studiert. Am Sonntag, 8. Januar 2017, 16 Uhr, geht es im Haus Pithan um den großen „Universal-Stahlbetrieb“, wie Oehm ihn nennt, in dem nicht nur Hochöfen, sondern auch Behälter, Brücken und Kühlanlagen gebaut wurden. Gezeigt werden Fotos, ehemalige Mitarbeiter werden berichten.
„Noch immer spricht ein gewisser Berufsstolz aus den Erzählungen der ehemaligen Mitarbeiter über ihre Arbeit ,beim Fölzer’, schreibt Oehm in seinem Überblick, „aber immer noch wurmt es sie, dass ,beim Weiss’ , der Dreis-Tiefenbacher Waggonfabrik, besser verdient wurde.“
So sieht ein Hüttenwerk aus, das in wesentlichen Bauteilen aus Dreis-Tiefenbach stammt. Winfried Oehm fand die Abbildung, die aus der Zeit der Siegen-Lothringer Werke um 1920 stammt, in einer Kölsch-Fölzer-Festschrift. Foto: Privat Aufsteig und Niedergang
1862 ist das offizielle Gründungsjahr der späteren Kölsch-Fölzer-Werke. Die Kesselschmiede der H. Fölzer Söhne stand am Hohler Weg in Siegen. Bleche wurden von den ansässigen Walzwerken geliefert. Der Umbau der Leopoldshütte in Haiger war eine der ersten großen Arbeiten, die die Firma ausführte. 1882 kauften Fölzers die Hütte und modernisierten sie. Sie hieß nun Agnesenhütte.
1897 wurden Fölzers im ehemals französischen Lothringen tätig und nahmen dort eine Konstruktionswerkstätte in Betrieb. Seit 1899 firmiert das Unternehmen als „Siegen-Lothringer Werke A.-G.“ Die Fölzerwerke, die Firma Heinrich Stähler in Weidenau und die 1886 in Geisweid gegründete Siegener A.-G. hatten eine starke Stellung auf dem internationalen Markt für Stahl- und Blechkonstruktionen. Der fortschrittliche Fölzer hatte die Telefonnummer 1 in Siegen und war bei den ersten, die elektrisches Licht hatten.
1913 wurde die Fertigung in das neue Werk nach Dreis-Tiefenbach verlegt. Seit 1906 gab es die Kleinbahn Weidenau-Deuz mit Anschluss an die Staatsbahn. Damals schon hatte die Firma Siegen-Lothringer Werke in Dreis-Tiefenbach geeignete Wiesengrundstücke zum Bau der neuen Hallen erworben. Sie lagen außerhalb der Ortschaft, und so wurde eigens eine Station „Siegen-Lothringen“ für das Dreis-Tiefenbacher Werk bei der Kleinbahn eingerichtet.
1921 schlossen sich die Siegen-Lothringer Werke mit der Walzengießerei Kölsch zu den Kölsch-Fölzer-Werken zusammen. Die Kösch-Fölzer-Werke wurden zu einem der größten Industrieunternehmen des Siegerlands. In der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen 1962 wird ein Hochofen mit einer Tageskapazität von 1400 Tonnen erwähnt. Größere Hochöfen ließen sich in Dreis-Tiefenbach wohl nicht mehr wirtschaftlich bauen. Die vollständige Bearbeitung einer Hüttenanlage nahm ein bis zwei Jahre in Anspruch. 1976/77 machte die Firma einen Umsatz von 44,6 Millionen DM mit einem Jahresüberschuss von 1,8 Millionen DM. Auf die Betriebsabteilung Hüttenbau entfielen 23,7 Prozent des Umsatzes.
1983 wurde im Mai der Konkurs angemeldet. Betroffen waren 380 Belegschaftsmitglieder, davon 42 Lehrlinge.
>>Info: Geschichte am Ort des Geschehens
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Im Haus Pithan haben Gewerke des benachbarten Eisenhammers gewohnt, der dort 400 Jahre lang betrieben wurde. 1847 wurde die Neue Eisenhütte Tiefenbach angeblasen. Der Hochofen war mit knapp 12 Metern Höhe und einer größten Weite von drei Metern der größte im Siegerland. Die Ausrüstung der Hütte wurde größtenteils von der Firma Achenbach in Buschhütten geliefert.
- Das heimatkundliche Zentrum hat eine Dauerausstellung „Vom Windofen zum Hochofen — 2500 Jahre Siegerländer Eisenerzeugung“. Erst vor kurzem wurde das Modell eines Hochofens der Niederscheldener Charlottenhütte in die Sammlung übernommen.Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.