Siegen. . „Rund um den Siegberg“ und „Siegen zu neuen Ufern“: Die großen Städtebau-Förderprojekte werden die Siegener Innenstadt weiter verändern.

  • Wettbewerbs-Ideen für Schlosspark, Fißmer-Anlage und Siegberggärten werden jetzt verfeinert
  • „Neue Ufer“ werden mit dem Herrengarten-Park fortgesetzt — Abriss ab 2020
  • Erneuerung der Stadt- und Schlossmauer beginnt 2017 und dauert bis etwa 2025

Nach den Ufern kommt der Siegberg. Das 18 Millionen Euro schwere Programm „Siegen zu neuen Ufern“, zumindest gedanklich eng verbunden mit der Südwestfalen-Regionale 2013, dem Campus Unteres Schloss und dem Abbruch der Siegplatte, hat einen noch gewichtigeren Nachfolger: „Rund um den Siegberg“ wird, wenn alle Ideen zwischen Oberem Schloss und Oranienpark umgesetzt werden, Investitionen von rund 23 Millionen Euro auslösen. Im Februar wurde das Konzept vorgestellt. Nur wenige Monate kam der Herrengarten auf die Tagesordnung: Für 7,3 Millionen Euro wird aus dem Einkaufszentrum ein Bürgerpark — für das Land ist das ein Extra-Teil der „Neuen Ufer“, die den Siegberg somit noch lange begleiten.

Was bisher passiert ist

Siegberg Ein „Internationaler freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb“ wurde ausgelobt. „Die Zahl der Bewerbungen war recht groß“, berichtet Henrik Schumann, Leiter der Stadtentwicklung im Siegener Rathaus. Die für die Teilnahme ausgewählten Kandidaten haben sich im September zum Auftaktkolloquium im Siegen getroffen. Den (Landschafts-)Architekten und Stadtplanern wurden die verschiedenen Stationen gezeigt, zu denen ihre Ideen erwartet werden: der Schlosspark, der nach dem Abriss der Jugendherberge saniert und erweitert wird, die Fißmer-Anlage an der Nikolaikirche, die barrierefrei umgestaltet wird, die Siegberggärten, die erstmals erschlossen werden — eigentlich, so Schumann, „eine Wildnis“. Noch.

Im Dezember hat die Jury 13 Einreichungen gesichtet und sechs für eine zweite Bearbeitungsphase ausgewählt. Für die Preisrichter – Architekten aus ganz Deutschland, Vertreter der Stadtverwaltung und der Ratsfraktionen und ein Beauftragter des NRW-Bauministeriums — blieben die Verfasser anonym. Nur das Dortmunder Planungsbüro, das die Stadt mit der Organisation des Wettbewerbs beauftragt hat, kennt die Namen hinter den Entwürfen. „Es sind sehr gute Ideen dabei“, sagt Henrik Schumann, den der Siegberg über eine lange Strecke seiner ersten, im Februar beginnenden Amtszeit als Stadtbaurat begleiten wird. „Darunter sind viele Ideen, auf die wir selbst noch nicht gekommen sind.“
Herrengarten
Die Stadt hat soeben auch den größeren Teil des Einkaufszentrums gekauft — das Bahnhofs-Arkaden-Konsortium hatte das im Frühjahr angeboten und damit den Weg für das Bürgerpark-Projekt freigemacht. „Jetzt geht’s ans Eingemachte“, sagt Henrik Schumann.

Was 2017 passiert

Siegberg Am 30. Juni tagt das Preisgericht zum zweiten Mal. 58 000 Euro Preisgelder sind für die ersten drei Preise und drei Anerkennungen ausgelobt. Mit dem Sieger, der einen Anspruch auf den Planungsauftrag hat, wird die Stadt danach über die Details verhandeln. Vor der Sommerpause wird der Auftrag vergeben, bis zum Jahresende werden Ausführungsplanung und Ausschreibungsunterlagen erarbeitet. Im Frühjahr 2018, so der künftige Stadtbaurat, „wird es dann richtig losgehen.“

Losgelöst vom Wettbewerb erfolgt die Sanierung der Stadtmauer, mit einem Volumen von zwölf Millionen der größte Einzelposten im Siegberg-Programm. In acht Bauabschnitte ist die 1,6 Kilometer lange Strecke aufgeteilt, begonnen wird wohl an den am meisten geschädigten Abschnitten im Bereich des Oberen Schlosses. „Eine sehr komplizierte Baustelle“, sagt Henrik Schumann. Die Zeit braucht und Geld kostet. Und alternativlos ist. „Wir müssen da Geld reinstecken.“ Die Stadtmauer sei nun einmal prägendes Identifikations- und Kulturmerkmal einer Stadt, das nicht preisgegeben werden dürfe.

Weniger spektakulär erfolgen die Umbauten städtischer Gebäude: Ebenfalls im Rahmen des Siegberg-Programms wird das Aktive Museum erweitert, bekommt das Obere Schloss neue Fenster, werden Rathaus, Haus Seel, Löhrtor-Gymnasium, Turnhalle am Oberen Schloss und Musikschule barrierefrei und energetisch saniert.

Herrengarten Noch bis zu drei Jahre laufen die Mietverträge der Bewohner und Ladenbesitzer. Bis zu deren Auszug tut sich nichts. Die Stadt darf warten, ohne den Verlust der Landeszuschüsse zu riskieren. Die Mieter sollen Zeit haben, sich neu zu orientieren. Henrik Schumann: „Im Idealfall können wir helfen, Ersatzflächen zu finden.“

Wie es ab 2018 weitergeht

Siegberg Der Abschluss des Siegberg-Programms ist für 2022 terminiert, für die Stadtmauer rechnet Henrik Schumann mit 2025.


Herrengarten Die Stadt wird auch hier einen Gestaltungswettbewerb für das etwa 2500 Quadratmeter große Areal vorbereiten. „Das wird eine spannende Sache“, glaubt Henrik Schumann. Der Bereich zwischen Siegufer und altem Finanzamt werde hochfrequentiert sein, eine parkähnliche Wiese ist womöglich nicht die richtige Antwort auf diese Herausforderung. „Wir wollen das historische Bild wieder aufleben lassen.“ Inspirieren soll die Planer die wechselvolle Geschichte des Herrengartens, der ja auch schon Tankstelle und Parkplatz war

Schumann rechnet damit, dass die Neugestaltung weit über den Herrengarten hinaus in die Fürst-Johann-Moritz- und Hindenburgstraße ausstrahlen wird, dass die Erdgeschosse neu belegt werden, „mit Sicherheit“ auch gastronomisch. Die Verkehrsführung soll Thema werden: Vor dem alten Finanzamt führt die Straße Herrengarten vorbei, über Brüder-Busch- und Fürst-Johann-Moritz-Straße jeweils mit der Hindenburgstraße verbunden. „Brauchen wir die überhaupt noch?“ Der Zeitplan: 2019 Wettbewerb, 2020 Abriss, 2021 Neugestaltung des Parks.

>>>Info

Für den Siegberg rechnet die Stadt mit einem 70-prozentigen Landeszuschuss. Ihr Eigenanteil beträgt 6,9 Millionen Euro. Der Zuschuss für den Herrengarten beträgt 80 Prozent — das Ufer-Programm wurde in Nothaushaltszeiten gefördert. Der Eigenanteil gilt mit dem Kauf des ersten Gebäudeteils als finanziert.