Grund. . Das Grunder Dorfauto ist für alle Bewohner des Dorfs da. Ein Grund mehr, damit für unsere Wichtelaktion Weihnachtseinkäufe zu erledigen.
„Liiieeeferservice“ schalmeit Udo Schimski in die Gegensprechanlage. Leni Menn öffnet. „Das ist aber schön, dass ihr kommt“, sagt sie und bittet herein. „Ich hab noch Punsch da!“ Für uns nicht, danke, wir müssen noch fahren. Vor allem Udo Schimski. Der ist einer von drei Fahrern des Grunder Dorfautos und kommt aus dem Schwärmen für das Elektrofahrzeug nicht mehr heraus. Hinter dem Ortsschild demonstriert er gleich mal, wie das Auto seine PS auf den Teer knallt: Es schiebt wie ein Kart und gibt dabei keinen Mucks von sich. Macht schon auf dem Beifahrersitz Spaß.
Wir fahren jedenfalls zuerst mal nach Dahlbruch, zum Nahkauf Paul. Um einzukaufen für die Grunder. Jörg Heiner Stein, der Vorsitzende des Energievereins „Aus Gutem Grund“ hatte die Dorfbewohner angeschrieben: „Wir können zwar nicht Ihre Einkäufe bezahlen, Ihnen aber den Weg zu den Geschäften abnehmen und die Waren kostenlos mit dem Dorfauto liefern.“ Stein hat vorgearbeitet: Es gibt ein Bestellformular mit einem Wichtel-Logo, Name, Platz für Anmerkungen.
Tausche Einkauf gegen Autosaugen
Im Nahkauf sind die Kisten alle schon gepackt, Schimski, Monika Stein, Ehefrau von Jörg Heiner und ebenfalls Dorfauto-Fahrerin und ich; nur noch einladen und zurück nach Grund. Erste Anlaufstelle: das Haus von Leni Menn.
„Ich habe kein Auto und auch keinen Führerschein“, sagt Menn. Ab und an fährt ihre Schwiegertochter oder ihre Schwester mit ihr zum Einkaufen – „im Gegenzug sauge ich dann das Auto aus“, sagt sie. Aber am liebsten kommt sie mit, „ich gucke gern selber“, aber wenn es schonmal den Wichteleinkaufsfahrdienst gibt – ein paar Champignons, Saftorangen, Joghurt, Clementinen und Krustenbraten brauchte sie gerade, warum also nicht.
Beste Plätzchen für die Lieferanten
Ohne Punsch (leider wirklich nicht, vielen Dank) geht’s rüber zu Gerdi Röcher. Eine Bananenkiste und ein Rahmen Cola mitten zwischen Tee, Gewürzen, Grußkarten und Dekoartikeln in ihrem kleinen Laden. „Mein Mann und ich nutzen das Dorfauto öfter“, sagt sie, eine Werbung für das Fahrzeug hat sie auch geschaltet. „Ich brauchte noch ein paar Sachen, gut, dass sich das ergeben hat“, jetzt wird Kuchen gebacken.
Die nächste Kiste geht nach nebenan, zu Elfriede Stein. „Da ist hoffentlich viel Obst drin“, sagt die kleine alte Dame und blinzelt freundlich durch ihre Brille. „Schokolade und Pralinen – zum Verschenken.“ Verschenkt werden erstmal Plätzchen an uns Lieferanten; Plätzchen, wie nur eine Oma sie backen kann, zum Dahinschmelzen.
Eine Kiste haben wir aber noch, Elfriede Steins Vorräte leerzuschmausen war nicht Sinn der Aktion. „Jetzt muss ich tun, als wäre ich überrascht“, grinst Monika Stein. Sie hat die Gelegenheit genutzt – ihr Sohn hatte Geburtstag, eine Feier steht noch an, „das könnten 35 Leute werden“. Die wollen verpflegt werden. Sie will lieber früh genug anfangen.
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