Buschhütten.. Einsatz des Veterinäramts nach groß angelegter Durchsuchung in Buschhütten. Weitere Festnahme. Kreis will Züchter die Handelserlaubnis entziehen.

Die Polizei hat einen Tag nach dem Großeinsatz bei einem Buschhüttener Hundehandel eine geflüchtete 22 Jahre alte Frau in Köln festgenommen. Dabei handelt es sich entgegen erster Berichte um die Tochter des Ehepaars, das jetzt in Untersuchungshaft sitzt.

Derweil sei die Tierärztin aus Hessen, die Beamte bereits am Mittwoch festgenommen hatten, wieder freigelassen worden, erklärte der Hagener Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli. Sie habe zugegeben, keine Impfungen bei den Tieren vorgenommen zu haben.

Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen Betrugs

Die Staatsanwaltschaft Hagen ermittelt in dem Fall wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs: Der Betrieb in Buschhütten soll Welpen aus osteuropäischen Staaten für rund 100 Euro erworben und für bis zu 1000 Euro als eigene Zucht weiterverkauft haben. Impfausweise und Stammbücher der Tiere sollen gefälscht sein.

Seit Donnerstag holt das Veterinäramt des Kreises Siegen-Wittgenstein alle Tiere von dem Gelände: insgesamt 106 Hunde, davon rund 70 erwachsene Tiere und etwa 30  Welpen, sagte Kreissprecher Torsten Manges. Die Hunde – Labradore, Golden Retriever, Beagle und französische Bulldoggen – sollen, so Manges, „in den nächsten Tagen“ bei Tierheimen in Nordrhein-Westfalen und Hessen unterbracht werden. Einige Tiere seien bereits am Mittwoch auf dem Gelände behandelt worden.

Kreis kündigt Entzug der Handelserlaubnis an

„Der Kreis wird dem Züchter die Zucht- und Handelserlaubnis entziehen“, kündigte Manges an. „Wir gehen davon aus, dass das gerichtsfest ist.“

Auf dem Gelände entdeckten Beamte neben verwahrlosten Hunden auch Kadaver. Veterinäre trugen weiße Schutzanzüge wegen der Gefahr ansteckender Krankheiten.

Polizei nahm Ehepaar und weitere Person im Haus fest

Die Polizei nahm einen 65-Jährigen Mann, dessen Ehefrau (52) und eine weitere Person, die sich auch im Haus befand, fest. Der Betrieb soll mehr als zehn Jahre einen mutmaßlich illegalen Handel mit Hunden betrieben haben.

Manges berichtete, mehrere Personen hätten sich nach dem Kauf von Tieren bei dem Kreis gemeldet. Dieser habe den Personen empfohlen, eine Abstammungsuntersuchung vornehmen zu lassen, um herauszufinden, woher die Hunde wirklich stammen.

Hunde nach dem Kauf oft erkrankt oder gestorben

Birgitt Thiesmann von der Tierschutzstiftung Vier Pfoten, die den Einsatz in Buschhütten begleitete, erklärte, sie sei von Personen kontaktiert worden, deren Hunde nach dem Kauf erkrankt oder gestorben seien.

Zu den Käufern zählt Andreas Saßmannshausen, der in Girkhausen, einem Ortsteil vom Bad Berleburg wohnt. Er habe vor fünf Jahren einen Beagle bei dem Händler in Buschhütten erworben. Ein Tierarzt habe anschließend eine Hirnhautentzündung bei dem Tier diagnostiziert.

„Der Hund musste mit Cortison behandelt werden – für eine sehr lange Zeit“, sagt Saßmannshausen: „Eine teure Behandlung.“ Heute gehe es seinem Beagle wieder gut. Der Hund sei gesund.

>> POLIZEI PLANT WEITERE EINSÄTZE

  • Bei den Ermittlungen gehe es um „organisierte Kriminalität“, sagt Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli.
  • Zeitgleich zu dem Einsatz in Buschhütten wurde auch ein Hundezuchtbetrieb in Bayern durchsucht. Im gesamten Bundesgebiet soll es weitere Beschuldigte geben.
  • Auch in NRW seien weitere Einsätze im Zuge der Ermittlungen geplant, so Pauli.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.