Weidenau. Für Weihnachtswichtel-Serie hilft Volontärin Laura Baer bei Aktion „Weihnachtsbaumverkauf für einen guten Zweck“. Die gibt es schon zum 22. Mal.

Hoch gewachsen, mit den richtigen Proportionen und schön schlank – das ist nicht etwa eine Kontaktanzeige, sondern die Beschreibung für den perfekten Weihnachtsbaum. Zumindest aus meiner Sicht. Ich wohne in einem Altbau: Drei Meter hohe Decken und große Räume stellen meine Eltern und mich Jahr für Jahr erneut vor die Herausforderung, den einen Baum zu finden. Als ich in der Austraße vor dem Weihnachtsbaumverkauf von Thomas Otterbach parke, halte ich automatisch Ausschau nach einem potenziellen Kandidaten. Doch heute bin ich nicht hier, um einen Baum zu kaufen, sondern um bei der Aktion „Weihnachtsbaumverkauf für einen guten Zweck“ zu helfen.

Aktion jährt sich zum 22. Mal

„Wir sind umgezogen“, begrüßt mich Otterbach, der die Aktion bereits zum 22. Mal organisiert. Normalerweise verkaufen er und seine ehrenamtlichen Helfer die Bäume in der Austraße 15. Doch „der Nachbar hat Anfang November angefangen zu bauen.“ Die Firma Metall- und Stahlbau Ovenhausen half aus – und stellte einen Hof ein paar Meter entfernt kostenlos zur Verfügung. Nicht zu übersehen, denn ein etwa fünf Meter großer, aufblasbarer Weihnachtsmann steht auf einem Dach neben dem Gelände. „Als Gag“, sagt Otterbach.

Eingenetzt und transportfähig

„Ich suche kleine Bäume, die noch richtig riechen“, sagt Friedrich Wilhelm Trautes. Er kommt jedes Jahr aus Dreis-Tiefenbach; „mit dem Auftrag: ‘bring einen Kleinen mit und nicht wieder so einen Großen’“, sagt er. Bei Otterbach gebe es immer „gute und frische Ware“. Ich folge Lothar Kinkel, der bereits seit zehn Jahren bei der Aktion hilft, und Trautes unauffällig. Schließlich weiß ich ja noch gar nicht so recht, worauf es beim Weihnachtsbaumverkaufen ankommt. Beherzt greift Kinkel in eine Gruppe kleinerer Bäume, zieht einen heraus und dreht und wendet ihn vor Trautes hin und her. „Meistens ist der Erste der Beste“, sagt der Dreis-Tiefenbacher – und so ist es dann auch: Der Baum wird eingenetzt und für den Kunden ins Auto verladen. „Der Rundumservice gehört dazu“, betont Otterbach.

Der Baum muss in die Wohnung passen

Für Eni und Nathalie Birkner zählt, dass der Baum in die Wohnung passt. „Deshalb muss er kleiner sein“, sagt Nathalie Birkner. Gut für mich, denn die Stärkste bin ich zugegebenermaßen nicht. Selbstbewusst packe ich also das etwa 1,40 Meter große Bäumchen – und piekse mich prompt an seinen Nadeln. Dann trage ich die Tanne zum Netztrichter. Einmal durch und schon ist der Baum transportfertig.

Perfektionismus beim Schmücken

„Ich steh ja eher auf sowas“, sagt Joachim Kiehl und zeigt auf eine stattliche Nobilistanne. „Du bist doch verrückt“, sagt seine Frau Christa. „Früher haben wir immer gesagt: ‘Wir machen ein Loch in die Decke, dann hat die Oma auch noch was davon’“, ergänzt sie und bezieht sich darauf, dass ihr Mann immer besonders große Bäume haben möchte. Außerdem sei er ziemlich perfektionistisch beim Schmücken: „Da wird das Lametta mit dem Lineal aufgehängt. Ich gucke mir das lieber aus der Ferne an.“

Erlös wird gespendet

Rund tausend Bäume verkaufen Otterbach und seine Helfer.

Der Erlös wird gespendet, unter anderem an die Aktion Lichtblicke.

Baumkunde

So richtig mitmachen beim Verkaufsgespräch kann ich trotz meiner Beobachtungen noch nicht wirklich. Also gehe ich zu Otterbach und bitte ihn um einen Crashkurs in Tannenbaumkunde. Was zeichnet die Bäume eigentlich aus, worin unterscheiden sie sich und welche Sorten gibt es überhaupt?

  • Edeltanne: „Die pieksen, sind aber schön stufig und lassen sich gut schmücken“, erklärt Otterbach mir. Außerdem würden die Edeltannen „noch riechen“ und ihre Zweige nicht so schnell durchhängen.
  • Nordmanntanne: „Die ist heutzutage der Renner“, sagt er. In den vergangenen Jahren sei die Nordmanntanne zum „Modebaum“ geworden und habe den Vorteil, dass sie kaum Nadeln verliere und nicht piekse.
  • Nobilis: „Eigentlich wird die Art nur für Gestecke gezogen“, sagt Otterbach. Sie zeichne sich durch „unwahrscheinlichen Duft“ aus. „Das ist wie ein Saunaaufguss.“ Durch die Stufigkeit des Baumes sei der bestens geeignet zum Schmücken und für Kerzen.

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