Siegen-Wittgenstein. . Elf Menschen wurden im Lyz für ihr beherztes Eingreifen geehrt. „Ihr Handeln verdient unser aller Respekt“, sagt Landrat Andreas Müller.

  • Elf Menschen wurden im Kulturhaus Lyz für ihr beherztes, couragiertes Eingreifen geehrt
  • „Ihr Handeln verdient unser aller Respekt“, sagt Landrat Andreas Müller
  • Wir stellen vor, wofür die Personen mit einer Urkunde ausgezeichnet wurden

Im Lyz wurden gestern Abend elf Menschen aus dem Kreis geehrt, die sich im vergangenen Jahr allesamt aufmerksam und couragiert verhalten haben. „Menschen, deren Handeln unser aller Respekt verdient“, wie Landrat Andreas Müller in seiner Begrüßung betonte. Im Rahmen der Veranstaltung berichteten die Kriminalhauptkommissarinnen Susanne Otto und Susanne Bald (zuständig für den Bereich „Opferschutz und Prävention“) sowie die Bürger selbst von ihren Taten.

Die Tochter

„Komm wir rauchen noch eine und dann geht jeder seinen Weg.“ Anna Katharina Vogt weiß noch genau, wie sie das dem einen Nachmittag zu ihrem Vater sagte, nachdem sie dem Hausmeister der Hauptschule Achenbach bei Besorgungen geholfen hatte. „Plötzlich haben wir ein Klirren gehört, aus Richtung der Turnhalle“, erzählt die 27-Jährige. Sie sieht zwei Jugendliche, verfolgt die beiden mit dem Auto. „Auch wenn sie versucht haben wegzulaufen und immer wieder ihre Richtung geändert haben, habe ich sie nicht aus den Augen verloren.“ Schließlich sieht Vogt, wie die beiden in einem Hauseingang verschwinden und ruft die Polizei. Die Beamten können die Jugendlichen in dem Haus antreffen.

Der Fliesenleger

Es ist mitten in der Nacht, Fabian Stahl arbeitet: Er verlegt Fliesen in einer Siegener Gaststätte. Zumindest solange, bis er Schreie von draußen hört. „Ich bin raus gegangen und habe gesehen, wie ein Mann eine Frau an die Wand gedrückt hat.“ Der 34-Jährige ruft die Polizei und beobachtet den Täter mit „einem gewissen Sicherheitsabstand“. Dabei sieht er wie der Mann versucht, sich in seinem eigenen Auto vor den Polizisten zu verstecken. Durch Fabian Stahls Informationen kann der Täter festgenommen werden.

Die Nachbarin

Die Dreis-Tiefenbacherin Beate Loeber-Koch tut, was ihre Nachbarn nicht tun: Sie ruft die Polizei, als ihr drei Männer in einem ortsfremden Auto verdächtig vorkommen. „Sie waren so dunkel gekleidet und machten auf mich den Eindruck, als wollten sie nicht erkannt werden“, erzählt die 48-Jährige bei der Ehrung. „Anfangs habe ich mir noch nicht so viel dabei gedacht, als der Wagen jedoch den Berg auf dem ich wohne, immer langsamer hochfuhr, habe ich mir das Nummernschild gemerkt. Ich habe mir gedacht: Dann kannst du die Polizei immer noch verständigen.“ Das habe sie allerdings doch eine gewisse Überwindung gekostet. „Am Ende habe ich fast schon gehofft: Lass sie bitte irgendwo eingebrochen sein.“ Schließlich wäre es ihr peinlich gewesen, wenn es sich dabei um einen Fehlalarm gehandelt hätte. Dem war nicht so: Die drei Männer waren wirklich in eines der Häuser eingebrochen und konnten dank der Mithilfe von Loeber-Koch festgenommen werden.

Der Flüchtling

Der 21-jährige Syrer Omar Kalel findet im März einen schwarzen Rucksack und eine Handtasche an einer Bushaltestelle. „Ich erinnere mich noch daran, dass sich die anderen Menschen an der Bushaltestelle überhaupt nicht für die Sachen interessiert haben“, erzählt Kalel, der mittlerweile seit zwei Jahren in Siegen lebt und aktuell an der Uni einen Sprachkurs besucht. „Ich habe kurz in den Rucksack geschaut und gesehen, dass dort viel Geld drin war. Aber ich habe es nicht gezählt.“ Stattdessen bringt Kalel es zur Polizei: Die sichtet dort neben über 2000 Euro Bargeld auch noch zwei gültige Aufenthaltsgenehmigungen von Flüchtlingen aus dem Iran.

Die Spenderin

Adriana de Marco hingegen wird für eine andere Tat geehrt. Die Mitarbeiterin einer Krankenkasse erzählt: „Kurz nach meinem Geburtstag habe ich ein kleines Paket erhalten. Deshalb dachte ich auch erst, dass es sich bei dem Inhalt um eine verspätetes Geschenk handeln würde.“ Das ist es dann doch nicht. Ein Lachen, sie überlegt: „Wobei, schon irgendwie.“ In den Päckchen befindet sich ein Typisierungs-Set der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) – inklusive einem Schreiben „in dem stand, dass ich eventuell als Spenderin in Frage komme“. Da Marco hilft schließlich mit ihrer Knochenmarkspende einem mittlerweile dreijährigen Jungen aus den USA dabei, weiter zu leben. „Ich habe ihm durch ganz geringen Aufwand die Chance auf ein zweites Leben ermöglicht“, sagt sie stolz.

Der Oldie Club

Der Oldie Club Wilgersdorf unterstützt schon seit Jahren hilfsbedürftige Personen, in dem er bei Veranstaltungen Geld für sie sammelt. Die Mitglieder rund um Charly Müller trugen 15 000 Euro für einen Schlaganfallpatienten zusammen. Dafür wurden sie gestern Abend geehrt.

Der Brandretter

Christian Alexander Renard bemerkt an einem Abend, dass der Dachstuhl bei seinem Nachbarn in Geisweid brennt. Erst ruft er die Feuerwehr, dann klingelt er so lange bei den Bewohnern, bis sie auch auf den Brand aufmerksam werden und sich aus dem Haus befreien. Durch seinen Einsatz hat er vermutlich drei Personen das Leben gerettet.

Der Festhalter

Georg Heinrich Weiland schafft es gemeinsam mit zwei weiteren Helfern aus Münster und Bocholt, eine 37-jährige Frau festzuhalten, die zuvor eine andere Frau in der Vorhalle der Sparkasse Bad Berleburg bestohlen hat. „Sie versuchte noch, sich mit Tritten von uns zu lösen“, sagt Weiland. Anschließend habe sie einen Asthma-Anfall vorgetäuscht und wiederum versucht, zu fliehen. „Wir konnten sie trotzdem so lange festhalten, bis die Polizei eintraf“, freut Weiland sich bei der Ehrung.

Die Rettungssanitäter

Udo Reis und Jonas Heymann helfen Menschen in Not schon von Berufswegen aus: Sie sind Rettungssanitäter bei der Rettungswache Kreuztal. „Der Einsatz über den normalen Rettungseinsatz hinaus jedoch war besonders“, lobt Kriminalhauptkommissarinnen Susanne Bald bei der Ehrung. Gerufen werden die Sanitäter, weil eine junge Afghanin versucht hat, sich die Pulsadern aufzuschneiden. „Sie wurde notärztlich versorgt, nahm aber anschließend Reißaus und lief auf die Bahngleise bei Erndtebrück“, erzählt Jonas Heymann. Dort habe sie sich von einem Zug überfahren lassen wollen. Das kann durch den Einsatz von Udo Reis und Jonas Heymann glücklicherweise verhindert werden: Sie folgen der 20-Jährigen und können sie rechtzeitig von den Schienen zerren.

Der Polizist und der Soldat

Für den Bezirkspolizisten Volker Schmidt ist es ein Einsatz während der Arbeit: Er verfolgt einen flüchtenden Straftäter. durch Geisweid Der Bundeswehrsoldat Kevin Kayser ist nur zufällig vor Ort: Aus seinem Auto heraus sieht er, wie der Bezirkspolizist Schmidt den Täter über eine Hauptstraße hinweg verfolgt. Er steigt aus seinem Auto und nimmt ebenfalls die Verfolgung auf. Gemeinsam können Schmidt und Kayser den Täter schließlich fassen.