Siegerland. (wp) Die Kreuztaler Firma Microdrones hat eine Flug-Drohne entwickelt, die im Prinzip alles kann, was bisher nur gut zahlender Kundschaft aus dem Militär vorbehalten war. Das Land Sachsen will solche Drohnen im Kampf gegen Hooligans einsetzen

Von Boris Schopper

Ufo Drohne
Ufo Drohne © WP

Siegen/Arnsberg. Dresden im Oktober 2007: Nach dem Spiel in der sächsischen Fußball-Landesliga zwischen Dynamo Dresden II und Lok Leipzig kam es zu schweren Krawallen. Es gab zehn Verletzte. Verletzte Polizisten, blutende Fans: Solche Bilder soll es in Sachsen nicht mehr geben. Der desaströse Ruf des Fußballstandorts Ost soll aufpoliert werden. Technologie aus Südwestfalen könnte helfen. Der Kampf gegen Hooligans wird aus der Luft geführt.

Die Firma Microdrones aus Kreuztal im Siegerland will den Freistaat mit Flug-Überwachungs-Drohnen beliefern. Der 500 Gramm leichte Hubschrauber aus Kohlefaser mit vier Propellern — Quadrokopter genannt — kann ferngesteuert werden oder fliegt eine Route ab, die ihm zuvor mit GPS-Daten programmiert wurde. Die Drohne kann bis zu 250 Gramm Nutzlast tragen, also z.B. eine modere Digitalkamera. Weil die Drohne auch im Wind vollkommen stabil in der Luft steht, werden die Bilder gestochen scharf.

Firma mircodrones aus Kreuztal produziert autonom fliegende Minidrohnen z.B. für die Überwachung von Fans bei Fußballspielen: Im Bild Juniorchef Sven Juerss und Testpilot Thomas Schmidt
Firma mircodrones aus Kreuztal produziert autonom fliegende Minidrohnen z.B. für die Überwachung von Fans bei Fußballspielen: Im Bild Juniorchef Sven Juerss und Testpilot Thomas Schmidt © WP

Das Kreuztaler Unternehmen hat sich an einer Ausschreibung des Freistaates Sachsen beteiligt. Mit den handlichen Flugobjekten sollen gewaltbereite Fans beobachtet werden. Wenn sich die Schläger vor den Stadien oder in Innenstädten zusammen rotten, will die Polizei künftig Drohnen in die Luft schicken. Die Fluggeräte sind kaum lauter als eine Stubenfliege, die beim Fernsehabend durchs Wohnzimmer surrt. Sie soll die Schläger filmen und der Polizei bei der Identifizierung helfen. „In der Rückrunde wollen wir bereits eine Drohne einsetzen“, bestätigt ein Sprecher des sächsischen Innenministeriums.

Ein bauähnliches Flugobjekt produziert die Firma Airrobots in Neheim. Deren Geschäftsführung wollte eine Teilnahme an der Ausschreibung in Sachsen nicht bestätigen. „Wir geben grundsätzlich keine Auskunft über unsere potentiellen Kunden”, heißt es von Airrobots. Flugdrohnen waren lange Zeit einer gut zahlenden Kundschaft aus dem Militär vorbehalten. Jetzt halten sie Einzug bei Polizei, Feuerwehr oder THW. Die Firma Microdrones gibt den Kaufpreis für eine auf den Nutzer abgestimmte Drohne mit 20 000 bis 30 000 Euro an. Bei einem Großbrand z.B. können die unbemannten Flugobjekte aufsteigen und Daten liefern, die für die Brandbekämpfung wichtig sind. Mit einer Wärmebildkamera könnte die Feuerwehr auch nach erfolgreicher Brandbekämpfung nach Glutnestern suchen. Auch bei schweren Unfällen können Drohnen eine Hilfe sein, um die Rettungs- und Bergungsarbeiten optimal abstimmen zu können. „Wir sehen unser Gerät als Hilfswerkzeug, um Gefahren zu erkennen und Einsätze besser koordinieren zu können”, sagt eine Sprecherin des Neheimer Unternehmens Airrobots. Mit Gassammler statt Kamera ausgerüstet könnten Drohnen auch Verschmutzungen in höheren Luftschichten messen. Als Überwachungsobjekt, so wie es die sächsische Polizei gegen Hooligan-Schlägertrupps plant, eignen sich Drohnen natürlich auch. Angefragt, heißt es von der Siegerländer Firma Microdrones, haben auch die Sicherheitsbehörden in China, die Flugdrohnen als wachsames Auge bei den im August beginnenden Olympischen Spielen in Peking einsetzen möchten.

Dass in Zukunft Drohnen als Überwachungssystem dutzendweise auch permanent über deutsche Innenstädte schwirren könnten, dürfte für viele Bürger und Datenschützer eine Horrorvorstellung sein. Big Brother lässt grüßen. Anders als bei fest installierten Kameras in Straßen und Bahnhöfen wäre den Bürgern die permanente Luftüberwachung nicht bewusst. Die Drohnen könnten feste Routen abfliegen und die schätzungsweise 100 000 Kameras, die von privater, kommunaler oder polizeilicher Seite in Deutschland bereits heute fest installiert sind, bei der Beobachtung der Bürger stützen.

Doch die aktuellen Drohnen-Modelle sind für eine solche Überwachungstechnik noch nicht ausgereift. Ihre Flugzeit beträgt nur 20 bis 30 Minuten. Danach muss der Akku gewechselt werden. Bei punktuellen Ereignissen wie Fußballspielen kein Problem. Der Akku lässt sich innerhalb von einer Minute tauschen, dann kann die Drohne wieder in die Luft. Für eine permanente Kontrolle wäre das freilich viel zu aufwändig.