Siegen. Christa Weigand und Bernd Michael Genähr zeigen im Lyz: Auch Siegerländer können lachen. Zum Jubiläumsabend hanen sie Freunde mitgebracht.

  • Bereits mehr als 100 Auftritte auf der großen und kleinen Lyz-Bühne
  • Kabarettisten haben künstlerische Wegbegleiter am Jubiläumsabend dabei
  • Giuseppe Todaro an den Tasten und Karl Parchow am Schlagzeug

Gäbe es eine Rangliste der größten Bühnenpräsenz im Lyz: Christa Weigand und Bernd Michael Genähr ständen ganz oben. Weit über 100 Auftritte auf der großen und kleinen Bühne bedeuten: Sie haben einige zehntausend Menschen zum Lachen gebracht.

Zum Jubiläumsabend haben sie Freunde und künstlerische Wegbegleiter dabei. Guido Müller alias Guido Fliege ist ein Bühnenkollege der ersten Stunde. Geboren in Köln-Nippes, weitergeleitet nach Siegen wegen „Kölsch-Einlagerungen und Konfetti-Allergie.“ Wie Moses im Körbchen, erzählt er, gelangte er einst auf der Sieg über Siegburg bis nach Niederschelden. Entgegen der Fließrichtung, versteht sich.

In Siegen traf er Wolfgang Suttner, „die Trümmerfrau der Kultur“. Spontane Texte sind Flieges Spezialität. Im Handumdrehen macht er aus den zugerufenen Begriffen „Duffeln, Hauberg, Riewekooche, Irle-Bier, Schuur“ ein Lied. Vor seiner scharfen Zunge ist keiner sicher: „Wisente wurden nur angesiedelt, damit Wittgensteiner lernen, wie man sich vermehrt.“

Marc Fey, ein kleiner Mann mit großem Lyrik-Herz, bildete einst mit Bernd Michael Genähr das Duo „Sexie Poets“. Es sind schelmische Reime, mit denen er Alltägliches aufs Korn nimmt. Feinste Gesangskunst bietet Birgit Schlenther. Lebensklug und poetisch sind ihre Texte, ausdrucksstark ist ihre Stimme. Sie beschreibt musikalisch sonntägliche Sehgewohnheiten: „Das Böse schlägt zu um Viertel nach acht“. Danach schaut sie, „was Anne so will“. Nicht vergessen werden darf der scheue Herr Zimmermann aus Netphen, der im Duett mit Fliege den Grönemeyer macht.

Natürlich stehen Christa Weigand und Bernd Michael Genähr, perfekt begleitet von Energiebündel Giuseppe Todaro an den Tasten und dem wortkargen Karl Parchow am Schlagzeug, im Mittelpunkt des Abends. Wobei Herr Genähr bedauert, nicht schon zu einer Zeit gelebt zu haben, als über 500 „Höhere Töchter“ aus den besten Kreisen Siegens im Lyzeum unterrichtet wurden: „Da wäre ich gerne Sohn des Hausmeisters gewesen.“ Doch er lebt im Heute und freut sich im Heinrich-Lübke-Englisch über Siegens Neue Mitte: „Se River is coming back, viel zu lange war er weg. No more parking, no more cars: Das war’s.“

Zum Trost eine neue Handtasche

Herr Genähr erinnert seine Ursel, derentwegen er einst ins Siegerland kam, mit seinem „Mach dich frei“-Lied an die Zeit der sexuellen Befreiung. Ursel: „Die gab et hier aber net.“ Eine neue Handtasche soll sie trösten. Ursel: „Die is soo schön. Die nehme ich mit in den Sarg.“ Oder auch zum Tango-Kurs. Dort gibt es „Männermangel oder Frauenvielfalt.“ Daher hat Ursel ihre Nachbarin Margret überredet, mitzukommen. Margret soll führen.

Auf Artur haben alle gewartet: Wenn Christa Weigand zu diesem spröden, verdrießlichen, ständig meckernden Besserwisser mit Bauernschläue, blauer Weste, Kappe und Stock wird. Ein Typ, den man in jedem Siegerländer Dorf von Oberholzklau bis Oechelhausen findet. Unschlagbar, wie Artur den Rentner-Raucherclub und ihre Methoden, sich das Rauchen abzugewöhnen, beschreibt: „Nöhs Hermann stoppt sich Pall Mall in die Ohren. Seine Art der Akkupunktur.“

Ein anderer versucht es mit „Reval rektal“. Artur liebt seinen Hanomag mit Rückspiegel und Jackenhalter mehr als seine „quatschige Frau“. Doch einmal kriegt er sie rum: Mit einem Pikkolo nach dem Mittagsschlaf und der neuen Sitzheizung des Traktors. Ein Ausflug in eine Großstadt „zu Beate“ bringt ihn ins Grübeln. Er sieht „Dinger zum Anschnallen“, Handschellen, Ketten („Die kauf ich im Obi.“) und ist froh, wieder im Siegerland zu sein. Und die Siegerländer sind froh, Christa Weigand und Bernd Michael Genähr zu haben und sich auf ihr neues Programm freuen zu können. Das präsentieren sie an gleicher Stelle zum Jahresende.