Siegen. . Das Gesundheitsamt muss umziehen: Die Kreisverwaltung plant einen 9 Millionen Euro teuren Neubau mit Parkhaus an der Ecke St.Johann-Straße/Leimbachstraße.
- 9 Millionen Euro für sechs Etagen und ein Parkhaus
- Gesundheitsamt und Kfz-Zulassungsstelle ziehen ein
- Vergleichsrechnung: Mieten ist teurer
Die Kreisverwaltung plant den Neubau eines sechsgeschossigen Verwaltungsgebäudes an der St. Johann-Straße und eines angegliederten Parkhauses mit auf acht Ebene verteilten 288 Stellplätzen an der Leimbachstraße. Die neu geschaffenen Räume sind vor allem für das Gesundheitsamt bestimmt, einziehen soll aber auch die Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle. Die Investition beträgt knapp neun Millionen Euro, bezugsfertig werden soll das Gebäude im Frühjahr 2019.
Der Anlass
Das Gesundheits- und Veterinäramt befindet sich in der Kohlbettstraße 19, seit 2010 der Kreishausseitenflügel abgerissen wurde. Das Gebäude ist zusammen mit dem alten Stadtkrankenhaus verkauft worden, ab 2019 wird es von der Uni genutzt. Der Mietvertrag, der am 31. Januar 2017 ausgelaufen wäre, wurde noch einmal bis 2019 verlängert.
Das Projekt
Der Neubau des Verwaltungsgebäudes hat, weil das Grundstück maximal ausgenutzt werden soll, mehr Platz, als das Gesundheitsamt braucht. Deshalb soll die Kraftfahrzeugzulassungsstelle, bisher gegenüber in der St. Johann-Straße 23, nach Auslaufen des Mietvertrags 2022 mit einziehen, außerdem sollen Flächen an zwei Prägeshops (für Nummernschilder) vermietet werden. In der Übergangszeit wird die für den Zensus 2021 zu bildende Volkszählungs-Abteilung dort ihr Büro haben. 17 Räume bleiben als Reserve, „falls wie in den letzten Jahren Ausgabenmehrungen beim Kreis eintreten sollten“, heißt es in der Vorlage. Als Untermieter für 14 Räume bewirbt sich bereits die ebenfalls gegenüber angesiedelte kommunale Datenzentrale. Im Untergeschoss sind Duschen vorgesehen: für den Fall einer Pandemie zur Nutzung durch die dann isolierten Mitarbeiter des Gesundheitsamts, sonst für Bedienstete, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen.
Das Parkhaus wird nicht nur als Ersatz für die auf dem Grundstück verlorenen Stellplätze gebraucht. Durch den Neubau wird die Anmietung von Parkplätzen im Bereich der Siegerlandhalle eingespart. Auch auf dem Gelände zwischen Tankstelle und Landesbehördenhaus („Schimmelhochhaus“) müssten dann keine Parkplätze mehr nachgewiesen werden — die Stadt könnte die Fläche in die Neugestaltung des Hammerhütte-Quartiers einbeziehen. Weil auch Dauerparkplätze vermietet werden sollen, rechnet der Kreis unter dem Strich mit einer finanziellen Verbesserung von jährlich etwa 95 000 Euro.
Die Alternativen
Als die Planung für den Neubau im Frühjahr erstmals auf den Tisch kam, fragte vor allem die CDU-Fraktion nach Alternativen. Das Ergebnis der Prüfung legt die Verwaltung in der 22 Seiten starken Vorlage für den Kreistag ebenfalls vor.
Miete: Die Verwaltung zählt eine Auswahl von 16 Objekten auf, die für eine Anmietung besichtigt wurden, darunter auch das ehemalige Kreiswehrersatzamt in der Tiergartenstraße, die ehemalige Großbäckerei Harr in der Daimlerstraße und der Technologiepark in Geisweid; geprüft wurde auch der Einzug in einen Neubau, der gegenüber dem Kreisklinikum geplant ist. In die engere Wahl kamen dann noch fünf Objekte, die ebenfalls verworfen wurden: zwei Etagen an der St. Johann-Straße 23, die die Barmer GEK im Sommer räumt (zu teuer), der IHW-Park in Eiserfeld (keine zusammenhängenden Flächen, zu abgelegen), das ehemalige Porsche-Zentrum in der Leimbachstraße (zu teuer), das Telekomgebäude in der Koblenzer Straße (zu wenig freie Flächen) und das Landesbehördenhaus (anstehende Schimmelsanierung, unbekannte künftige Eigentumsverhältnisse).
Neubau: Drei andere Grundstücke im Kreishaus-Umfeld wurden geprüft, unter anderem die Wiederbebauung des Platzes, auf dem bis 2010 der Kreishaus-Seitenflügel stand.
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Info
Mieten ist auch finanziell keine Altenative. Die Verwaltung rechnet vor, dass die Finanzierungskosten für den Neubau einer Miete von 6,83 Euro je Quadratmeter Nutzfläche entsprechen.
Dieser Preis könne auf dem Mietmarkt „nicht annähernd“ erzielt werden, die St. Johann-Straße 23 koste das Doppelte. Schon das zurückgemietete Gebäude in der Kohlbettstraße sei teurer.
Der Bau- und Verkehrsausschuss des Kreistags berät am Donnerstag, 1. Dezember, ab 17 Uhr im Kreishaus über das Thema.