Hilchenbach. Für das Projekt „My home is my castle“ fotografieren junge Flüchtlinge ihre Lieblingsorte in Hilchenbach. Ihre Wahl ist oft überraschend – und spannend.

  • Projekt „My home is my castle“ geht weiter
  • Junge Leute erläutern ihre Lieblingsplätze
  • Fotoausstellung im kommenden Jahr

Die Ginsburg, die Breitenbach-Talsperre oder die Windräder – all das sind die Lieblingsorte vieler Hilchenbacher. Yousef Suleimans Lieblingsort ist etwas ungewöhnlicher: Er ist am liebsten im Sozialamt in Hilchenbach – an seinem Arbeitsplatz. Warum? „Weil es mir eine Freude ist, den Leuten hier zu helfen“, sagt er. Gemeinsam mit alteingesessenen Hilchenbachern und anderen Flüchtlingen fotografierte er seinen Lieblingsplatz am Samstagmittag. Denn im Rahmen des Projekts „My home is my castle“ (wir berichteten) werden Orte fotografiert, an denen man sich sicher, wohl und zu Hause fühlt.

„Es ist wie ein Traum, hier zu arbeiten“, sagt Yousef Suleiman aus dem Irak über seinen Lieblingsort. Seit November ist er Bundesfreiwilliger (Bufdi) bei der Stadt Hilchenbach und kann den deutschen Mitarbeitern mit seinen Arabisch-, Kurdisch- und Persisch-Kenntnissen unter die Arme greifen. Erst seit zehn Monaten wohnt er in Hilchenbach und möchte gerne „der Stadt dienen und etwas bewirken“.

„Er ist eine große Unterstützung“, sagt Gudrun Roth, die „My home is my castle“ mitbetreut und auch bei der Stadt im Fachbereich Schulen und Soziales arbeitet. Sie hat an diesem Tag die verschlossenen Türen des Rathauses extra für das Projekt geöffnet und den Neubürgern damit gewissermaßen eine kleine „Privatführung“ ermöglicht. Auch ihr Büro ist Teil des Rundgangs, bei dem stets die Fotoapparate klicken und die Flüchtlinge bestimmen, was sie gerne sehen möchten.

Auch Sayed Rohullah Akhlagi ist mit ins Rathaus gekommen. Für ihn ist es sein Lieblingsort, weil er dort gern ein Praktikum machen würde und im Zuge dessen sein Deutsch verbessern könnte. Außerdem will der Afghane im Rahmen von „My home is my castle“ „etwas Neues kennenlernen und sich mit seinen Freunden austauschen“, sagt er.

Gespannt betritt er mit den anderen Projektteilnehmern den Ratssaal und lässt sich mit der Deutschlandflagge ablichten. Yousef Suleiman setzt sich dorthin, wo sonst der Bürgermeister sitzt und lässt die Glocke klingen. „Wenn ich Bürgermeister wäre, würde ich eine neue Straße bauen“, sagt er. Es herrscht gute Stimmung unter den Teilnehmern, während sie das Rathaus erkunden.

Ausstellung im kommenden Jahr

„Das Projekt ist ein Experiment“, sagt Gudrun Roth. Dadurch könnten neue Kontakte und Beziehungen entstehen. „Es sollen Begegnungen stattfinden“, sagt sie. Rund 20 Menschen machen bei dem Fotoprojekt mit. Mit dem Ausflug in die Stadtverwaltung hat dabei bereits die zweite Phase begonnen, nachdem zuvor die Lieblingsorte ausgesucht wurden. Im Dezember soll dann entschieden werden, welche Fotos für die Ausstellung im Rathaus im nächsten Jahr genommen werden.

Die Auswahl ist groß: Andere Gruppen haben auch ihre eigenen Lieblingsorte besucht und fotografiert – die Breitenbach-Talsperre, den Sportplatz des FC Hilchenbach und Müsen. Bei der Ausstellung sollen diese Bilder dann möglichst mit persönlichen Geschichten verbunden werden.