Siegen. Die Stadt Siegen will weiter an einer trennscharfen Profilbildung ihrer Ausstellungsräume arbeiten. Bürger sollen genau wissen, was sie an welchem Ort erwarten können.

  • Stadt Siegen will Profile ihrer Ausstellungsräume schärfen
  • Professionelle Kunst im Haus Seel, Laienkunst im Krönchen-Center
  • Begleitprogramm für neue Zielgruppen

Mit dem vor etwa zwei Jahren aufgestellten Ausstellungskonzept sei „ein Grundmuster vorhanden, das wir auch in den nächsten Jahren verwenden werden“, sagt Astrid Schneider, zuständige Fachbereichsleiterin und Leiterin von Kultur Siegen. Ziel ist eine klare Orientierung, an welchen Orten das Publikum welche Art von Exponaten erwarten kann.

Haus Seel

„Kunst hat im Haus Seel ihren Platz“, betont Schneider. Mit dem Einzug des Kunstvereins im Frühjahr 2015 – und der Erweiterung der Ausstellungsfläche um das Untergeschoss – habe die Stadt „die Verantwortung für die Belegung geteilt“. Ein Kuratorium aus Vertretern der Verwaltung und des Kunstvereins legt das Programm fest: Kunst mit professionellem Anspruch von – in der Regel – regionalen Akteuren.

„Es geht um Profilierung“, sagt Schneider. „Haus Seel soll wieder stärker als städtische Galerie ins Bewusstsein rücken. Das ist auch dringend nötig, weil wir hier einen Ort mit Tradition haben, der etwas in Vergessenheit geraten ist.“ Im bisherigen Rekordjahr 1977 seien rund 22 000 Besucher gezählt worden. Damals zog eine Hundertwasser-Ausstellung allein 10 000 Menschen an. Bis 1987, im „goldenen Jahrzehnt“, so Schneider, habe die durchschnittliche Besucherzahl bei 15 000 pro Jahr gelegen. Danach ging es auf zuletzt 5000 runter, eine Entwicklung, die sich nicht einzig durch die Eröffnung des Museums für Gegenwartskunst erklären lasse. Immerhin: Von 2014 auf 2015 gab es ein Plus von fast 20 Prozent auf rund 6000 Besucher. 2016 scheine sich der Aufwärtstrend fortzusetzen. Die Rückkehr zu den früheren Zahlen „ist ein langer Weg“, räumt Schneider ein. „Es hat auch mit Image zu tun. Es muss wieder chic sein, ins Haus Seel zu gehen.“

Krönchen-Center

Das Krönchen-Center ist im Konzept für Dokumentationen und Info-Ausstelllungen – mit Fotos, Texttafeln, Postern und Plakaten – und für Kunstausstellungen von „Laien und Laiengruppen“ vorgesehen, wie Schneider erläutert. Es gehe nicht um Abqualifizierung von Beiträgen, sondern um klare Profilierung der einzelnen Präsentationsorte. Das Krönchen-Center biete für Kunst sehr gute Voraussetzungen: gutes Licht, reichlich Wände, viele Möglichkeiten der Hängung. Außerdem erreiche eine Ausstellung hier viel Publikum, weil sich wegen VHS, Bibliothek und Stadtarchiv sowieso immer viele Menschen im Gebäude aufhalten.

Rathaus-Foyer

Grundsätzlich ist auch das Rathaus-Foyer für Laien-Kunst eingeplant, in erster Linie aber auf Info-Ausstellungen gebucht. „Das Rathaus ist ein öffentliches Gebäude, wo gesellschaftsrelevante Gruppen, Institutionen und Themen ein Forum finden“, so die Fachbereichsleiterin.

Museen

Die Museen sind von der Neu-Konzeption nicht betroffen, weil deren Profile bereits vorher eindeutig waren – und folglich kein Handlungsbedarf bestand. Das Museum für Gegenwartskunst zeigt die Werke der Rubenspreisträger und international relevanter Künstlerinnen und Künstler. Das Siegerlandmuseum im Oberen Schloss ist der Ort für „regionale Geschichte und Kunst“, erläutert Schneider, wobei Museumsleiterin Prof. Ursula Blanchebarbe auch immer wieder moderne Künstler ins Haus hole. Dabei achte sie einerseits auf einen „regionalen Bezug“, andererseits schaffe sie ein „Spannungsfeld zwischen Geschichte und Moderne“. Aktuell stellt Thomas Kellner, international renommierter Siegener Fotokünstler, dort aus: „Tango Metropolis“ ist bis zum 8. Januar zu sehen.

Die Umsetzung

Bisher habe sich das Konzept ohne Verwerfungen umsetzen lassen, betont Schneider. Die bisherigen Stammnutzer von Haus Seel – Fotokreis, Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstlerinnen und Künstler, Kunstverein – erfüllen die Kriterien. Es gebe natürlich Diskussionen innerhalb des Kuratoriums, auch seien einzelne Anfragen für Ausstellungen abgelehnt worden. Aber: Das Konzept eröffne in solchen Fällen schlüssige Alternativen.

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Teil des städtischen Ausstellungskonzepts ist auch die Reihe „Abends in der Galerie“. Die Vorträge und Diskussionen sind nicht ein Begleitprogramm zur jeweils laufenden Ausstellung, sondern widmen sich auch aktuellen Themen, etwa der zukünftigen Gestaltung des Herrengartens.

Es gehe um „mehr als die Ausstellungen“, führt Astrid Schneider aus. „Wir wollen Haus Seel als Kommunikationsort für Kulturinteressierte ins Bewusstsein bringen – und neuen, gerade jüngeren Zielgruppen Brücken bauen, um ins Haus Seel zu kommen.“ Bisher sei das gelungen.

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