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Sind Einhörner, Drachen, Meerjungfrauen und einäugige Riesen nur Humbug? Kryptozoologen sagen: An Fabelwesen und sagenumwobenen Geschichten kann etwas dran sein – sie begeben sich auf die Suche nach ihrem Ursprung und glauben daran, dass mehr dahinter steckt, als bloße Fantasie.

Marcus Fuhrmann teilt die Faszination für die besondere Spurensuche: „Ich reise gerne und da stößt man zwangsläufig auf Geschichten – manche geben sich mit der Geschichte zufrieden, mich interessiert der Ursprung.“ Kryptozoologie werde dann seriös, wenn Spuren „wie Knochen, Fossilien oder Kot“ gefunden werden. „Solche Spuren gibt es zum Beispiel nicht beim Monster von Loch Ness oder bei Bigfoot“, erklärt der Grundschullehrer, der auch Biologie studiert hat.

Tasmanischer Tiger

Das letzte Tier sei 1937 in einem Zoo in Tasmanien gestorben, so Fuhrmann. Danach galt es als ausgestorben. „In den 40er Jahren ging es dann los mit Geschichten, dass der tasmanische Tiger gesehen worden sei“, erklärt er. Diese Geschichten seien vor allem im Südwesten des Landes entstanden – „da gibt es noch viel Urwaldgebiet, eigentlich kam der Tiger aber im Nordosten vor“, erklärt Fuhrmann. Seit den 80ern suchen Kryptozoologen nach dem Ursprung der angeblichen Sichtungen. „Der Tasmanische Tiger gehört zu den ‘realen’ Fabelwesen, es hat ihn ja wirklich gegeben“, sagt der Grundschullehrer. „Viele dieser Tiere leben in den Köpfen der Menschen und in den Sagen und Mythen weiter.“

Meerjungfrauen

„Seeleute sollen sich nach Wochen auf See an Seekühen vergriffen haben“, erläutert Fuhrmann und zeigt eine Fotografie aus dem 19 Jahrhundert – zu sehen: eine weiblich hergerichtete Seekuh mit Bikinioberteil. „Die Meerjungfrauen resultieren also aus Seefahrergeschichten.“

Vampire

„Der irische Schriftsteller Bram Stoker bediente sich für seine Dracula-Veröffentlichung 1987 dem Vampirismus, der in Rumänien verbreitet war“, erklärt Fuhrmann. Leute hätten vermehrt erzählt, dass sie gebissen worden seien. „Sie haben auch berichtet, dass ihr Blut gesaugt wurde“, sagt er. Rumänien gehörte damals noch zu Österreich-Ungarn, also habe die Regierung aufgrund der Geschichten Exumierungen durchgeführt. „Vermutlich um Ruhe reinzubringen und zu zeigen ‘es ist nichts’“, so Fuhrmann. Der gegenteilige Effekt trat ein: Durch die Verwesungsprozesse nach dem Tod sei das Gesicht aufgedunsen, die Haut rosafarben und die Fingernägel wüchsen zunächst weiter, erklärt Fuhrmann. „Die Toten sahen also lebendiger aus, als vorher. Heute weiß man, dass das mit jeder Leiche passiert, damals waren die Menschen sehr erschrocken.“

Als Vorlage für Dracula diente Stoker Fürst Wlad III Dracul, der zwischen 1431 und 1476 lebte. Er soll besonders Blutrünstig gewesen sein. „So hat er beispielsweise 20 000 Gefangene gepfählt“, so Fuhrmann. Dagegen habe die Fledermaus eigentlich nichts mit Vampiren zu tun – das Wort Vampir habe es vor der Bezeichnung Vampirfledermaus gegeben.

Einäugiger Riese

„Im Mittelmeer gab es Elefanten und Menschen auf Sizilien, Malta und Kreta haben Schädel dieser Tiere gefunden – deutlich größer als menschliche Schädel“, sagt der Grundschullehrer. Trotzdem seien diese Schädel denen der Menschen ähnlich gewesen. Ein riesiges Loch in deren Mitte begründete die Geschichte, dass der Schädel zu einem einäugigen Riesen gehören müsse. „Kryptozoologen klärten dann auf, dass es Schädel von Zwergelefanten sind, um die es in den Geschichten geht; das Loch stammt vom Rüssel der Tiere“, sagt Fuhrmann. Die beiden kleineren Löcher an den Seiten seien eigentlich die Augen gewesen – die Inselbewohner interpretierten diese als Ohren.

Markus Fuhrmann ist sich sicher, dass Fabelwesen und die Geschichten, die sich um sie ranken einen Wandel durchleben: „Früher haben Fabelwesen eher etwas mit Angst und Schrecken zu tun gehabt und haben Menschen geholfen, sich mit der Natur auseinanderzusetzen.“ Heute sei das , vor allem in der globalisierten Welt, nicht mehr der Fall. „Arielle die Meerjungfrau, Twilight und Co. zeigen, dass Fabelwesen gesellschaftsfähig geworden sind“, so Fuhrmann. „Den Wesen wird zusehends der Schrecken genommen.“