Kreuztal/Hilchenbach. . Raiffeisen Sauer-Siegerland hat Jubiläum gefeiert. Die Genossenschaft, die ihren Sitz in Attendorn hat, hat Wurzeln in Kreuztal und Hilchenbach. Dr. Peter Vitt hat ihre Geschichte erforscht.
Am Anfang war die Spar- und Darlehenskasse. Die Kreditgenossenschaft, eine Erfindung von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, schützte arme Bauern vor dem Zugriff von Wucherern. Was mit dem Geld funktionierte, sollte auch bei Bezug von Saatgut und dem Verkauf von Kartoffeln kein Fehler sein: In den bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaften bündelten die Landwirte ihre kleine Marktmacht.
Vor 100 Jahren wurde die „Bäuerliche“ in Attendorn gegründet, nach und nach durch den Zusammenschluss von 22 Genossenschaften zur „Raiffeisen Sauer-Siegerland“ gewachsen. Der aus Netphen stammende und heute in Drolshagen lebende Historiker Dr. Peter Vitt hat aus diesem Anlass ihre Geschichte erforscht, vor allem aus den Protokollbüchern, aber auch mit Unterstützung ehemaliger Geschäftsführer – wie zum Beispiel Gottfried Höfer, der aus seiner Zeit in Kreuztal Fotos aufbewahrt hat. Drei Wurzelstränge der großen Raiffeisen-Genossenschaft führen ins nördliche Siegerland.
Hilchenbach
Sie ist die drittälteste, 1901 gegründet – und war eigentlich in Hilchenbach selbst schon vergessen. Wie überall befand sich auch hier die Bäuerliche in Bahnhofsnähe, in der heutigen Hindenburgstraße als Anbau an die Molkerei. Vitt musste sich auf das Protokollbuch verlassen: 1908 wurde die Strafe von einer Reichsmark festgesetzt, zu zahlen von jedem Genossen, der die Generalversammlung schwänzte. Schon 1925 wurde die Liquidation beschlossen — aber auch 1935 wurde ein Liquidator neu bestellt. „Das Sterben der Bäuerlichen dauerte ziemlich lange“, merkt der Historiker an. 1947 kam es zum Zusammenschluss mit Kreuztal. So spärlich die geschriebenen Dokumente, so reichlich der Nachlass an Bildern: Henning Moll konnte aus dem Archiv des Hademer Landwirtschaftsmuseums Fotos beisteuern.
Littfeld
Spurlos verschwunden ist die Littfelder Bäuerliche — es gibt nur das Genossenschaftsregister: 1933 beschlossen die Littfelder die Auflösung der 1907 gegründeten Genossenschaft. Und 1934 die Fortführung: „Etwas nie Dagewesenes in der Geschichte der hiesigen Bäuerlichen“, schreibt Dr. Peter Vitt. Im Stadtarchiv stieß er auf den Brief der rheinisch-westfälischen Kohlenhändler, die sich 1938 beim Landrat beschwerten, dass die Littfelder auch mit Brennstoffen handelten. Das sei in Ordnung, antwortete der Amtsbürgermeister: Satzungsgemäß versorge die Bäuerliche ihre Mitglieder mit Verbrauchsstoffen. Und ein solcher sei die Kohle zweifelsohne. 1966 fusionierte die Genossenschaft mit der Bäuerlichen in Kreuztal.
Kreuztal
Lager, Mühle, Fuhrpark, Gleisanschluss, Büro, gut ein Dutzend Mitarbeiter und der Laden, der nach und nach zum Haus- und Gartenmarkt wächst: Die Bäuerliche in Kreuztal, 1916 gegründet, war die größte und seit 1966 einzige im nördlichen Siegerland. 33 000 Zentner Waren und 201 Ferkel setzt die Bäuerliche 1925/26 um. 1957 wird ein Jahresumsatz von mehr als einer Million Euro angegeben. 1991 beschäftigt sich „Raiffeisen Kreuztal“ — so heißt die Genossenschaft seit 1988 — erstmals mit einer Betriebsverlagerung. Erst sollte es Kredenbach werden, dann wurde es Ferndorf. 1996 war es so weit: Die Genossenschaft zog weg aus der Marburger Straße, die inzwischen Fußgängerzone geworden war. Der Betrieb geriet allerdings in die roten Zahlen, Personal wurde entlassen der „Genossenschaftliche Hilfsfonds“ machte Druck, der Verband erzwang die Fusion mit Raiffeisen Olpe-Wenden. Die neue Genossenschaft mit 306 Mitgliedern aus Kreuztal und 201 aus Olpe-Wenden bestand bis 2014. Dann ging sie in der Raiffeisen Sauerland-Siegerland auf.
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