Siegen. . Der Bau der Gasübernahmestation am Lindenberg ist ein wichtiger Pfeiler in der Energieversorgung der Stadt. Bei Problemen können Einzelteile schnell und reibungslos ausgetauscht werden.
- 11 000 Kubikmeter Erdgas pro Stunde können weitergeleitet werden
- 58 Millionen Normkubikmeter seit 2010 von Groningen am Lindenberg vorbeigeströmt
- Anlage versorgt versorgt Kaan-Marienborn, Bürbach, den Giersberg, das Leimbachtal und die Innenstadt
58 Millionen Normkubikmeter Erdgas aus dem Erdreich unter Groningen, wo ein riesiges Vorkommen lagert, sind seit 2010 durch ein unscheinbares Gebäude am Lindenberg geströmt. Hier haben die Siegener Versorgungsbetriebe SVB in den Jahren 2009/10 eine der größten Gasübernahmestationen Südwestfalens gebaut.
Früher, vor 2009, stand eine Gasübernahmestation mitten auf dem Kreisel Schleifmühlchen. Die Idee, das zu ändern, kam Bernd-Dieter Ferger, dem technischen Prokuristen der SVB, im Stau -- als er Zeit hatte zum Nachdenken: Damals schon gab es Pläne, den Kreisverkehr neu zu bauen; früher oder später hätte die Anlage dort also ohnehin abgebrochen werden müssen. Außerdem waren zu dieser Zeit die Gewerbegebiete Martinshardt und Oberes Leimbachtal in Planung – dafür hätten die Kapazitäten der damals vorhanden SVB-Gasübernahmestationen nicht ausgereicht. Die Gewerbegebiete sind fertig, der Schleifmühlchen-Kreisel soll immer noch gebaut werden, seit 2010 übernimmt die Station am Lindenberg 11 000 Normkubikmeter pro Stunde.
Für die Bauarbeiten stellte sich die Frage, wie das Gas über zwei Hügel ins Leimbachtal zu schaffen sei, eine neue Pipeline musste her. Dafür schlossen sich die SVB mit dem Wasserverband Siegerland zusammen, der ohnehin Rohre verlegen musste und die Investition kurzerhand vorverlegte. „Zu zweit ging es durchs Gelände“, sagt Ferger – die Kosten für den Tiefbau halbierten sich. Und dann kam auch noch die RWE mit ins Boot, die zu der Zeit Schwierigkeiten mit Genehmigungen für neue Kabeltrassen hatte – also wurden neben Gasrohren und Wasserleitungen auch noch Stromleitungen verlegt. „Auf die Weise haben wir 1,3 Millionen Euro gespart“, so Ferger.
Redundante Konstruktion
An knapp fünf Kilometern Trasse, aufgeteilt in fünf Bauabschnitte, sogenannte Lose, wurde parallel gearbeitet, nach nur viereinhalb Monaten war alles fertig. Querfeldein, Hügel rauf und runter, entlang viel befahrener Autostraßen. „Wir standen unter Zeitdruck“, erinnert sich Ferger, „wir hätten die Gewerbegebiete sonst nicht anschließen können.“ Bis heute sind die SVB-Leute stolz auf den Eigenanteil bei dem Großprojekt, „das war psychologisch wichtig, fürs Wir-Gefühl“, sagt Ferger.
Die Anlage, eine von 14, versorgt heute im Wesentlichen Kaan-Marienborn, Bürbach, den Giersberg, das Leimbachtal und die Innenstadt mit Erdgas. Sie ist vollständig redundant konstruiert, jedes Element doppelt vorhanden. Muss ein Teil ausgetauscht werden, kann das Gas theoretisch im Zickzack durch das Rohrsystem strömen.
Mit zehn Bar Druck kommt das Gas vom vorgelagerten Netzbetreiber aus dem Hochdrucknetz; die Pipeline führt von Hagen über Lüdenscheid ins Siegerland. Ein Filter siebt Staubpartikel und Spanabrieb aus, bevor ein voll mechanisches Druckregelgerät (um im Stromausfall weiter liefern zu können) den Druck um 9,5 Bar reduziert – die SVB betreiben ein Mitteldrucknetz mit 500 Millibar, erklärt Jörg Moll, Leiter der Betriebsabteilung.
Bei der Reduktion geht Energie verloren, aber das wird in Kauf genommen. Die freiwerdende Energie zu nutzen, ist zwar möglich, aber schwierig – und gefährlich. Ohnehin: Die Gasinfrastruktur ist ein sensibler Bereich. Würde sie elektronisch gesteuert, könnte sie auch gehackt werden. Mit nicht absehbaren Folgen.